Das Haus des Lehrers war das erste Hochhaus, das nach dem Zweiten Weltkrieg und der einhergehenden Zerstörung des Vorgängerbaus am Alexanderplatz errichtet wurde. Am 12. Dezember 1961 wurde der Grundstein für das von den Architekten Hermann Henselmann, B. Geyer und J. Streitparth geplante Gebäude gelegt. Der Alexanderplatz galt als repräsentativster Ort im Berliner Ostteil, weshalb sich die SED das Ziel setzte, von hier aus richtungsweisend und pädagogisch-erzieherisch in den Stadtraum einzugreifen und politische Losungen zu verbreiten.
Das zwölfgeschossige Hochhaus in Kastenform wurde in Stahlskelettbauweise mit einer Glas-Aluminium-Vorhangfassade errichtet und am 9. September 1964 eingeweiht. Im ersten und zweiten Obergeschoss lagen ein Café und ein Restaurant. Ein Buchladen, Veranstaltungsräume sowie eine Kleinkunstbühne mit Bar rundeten den öffentlichen Bereich ab.
Seine besondere Wirkung verdankt das Gebäude einem umlaufenden Fries aus 800.000 Mosaiksteinen, das der Künstler Walter Womacka angelehnt an mexikanische Wandbilder entworfen hatte. Das Wandbild „Unser Leben“ erstreckt sich über zwei Etagen und ist mit seiner Gesamtfläche von 7 mal 125 Metern das flächenmäßig größte Kunstwerk Europas. Es wurde 2001 bis 2004 aufwendig restauriert. Hinter ihm verbargen sich die Magazinbestände der Pädagogischen Zentralbibliothek - heute ist hier die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung.
Zunächst plante Womacka ein Fries, in dem er die Menschheit in Bezug zu den vier Elementen setzte, doch dies war der Partei zu „unmarxistisch und metaphysisch“. Sein Werk sollte das moderne Gebäude als sozialistische Architektur kennzeichnen. Deshalb zeigt das vierteilige Mosaik nun ein Idealbild der sozialistischen Gesellschaft, das auf moderner Technologie, Frieden, Völkerfreundschaft und Klassenlosigkeit aufbaute:
Doch warum hatte gerade das Haus des Lehrers eine solche Bedeutung, dass es zuerst wiederaufgebaut wurde? 1908 wurde das Lehrervereinshaus als aufwendiger Jugendstilbau errichtet. Der Berliner Lehrerverein mit über 3.000 Mitgliedern beauftragte dieses Kommunikationszentrum für Lehrer. 1910 entstand dort eine Bibliothek und es wurde ein reformorientiertes pädagogisches Weiterbildungsprogramm angeboten, was weit über Berlin hinaus wirkte. Bedeutend war die linksgerichtete Orientierung des Lehrervereinshauses, in dem nicht nur im Februar 1919 die Gedenkveranstaltung für die ermordeten Kommunisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht stattfand, sondern auch die KPD mit der USPD 1920 vereinigt wurde.
Das Haus des Lehrers bildete aufgrund seiner sozialistischen Geschichte einen idealen Anknüpfungspunkt für die junge DDR. Heute ermöglicht die Architektur und insbesondere das Wandfries einen Einblick in die sozialistische Kultur, wie er nicht mehr häufig im Stadtbild Berlins zu finden ist.
Literatur:
https://www.hausdeslehrers.de/geschichte/
Bilder:
By No machine-readable author provided. SpreeTom assumed (based on copyright claims), via Wikimedia Commons.
By Andreas Steinhoff.