Im Arbeiter- und Bauernstaat Deutsche Demokratische Republik wurden von Anfang an auch Räume und Plattformen für Kunst und Kultur geschaffen. Die Stilrichtung des sozialistischen Realismus spielte besonders in den ersten Jahrzehnten der DDR als prägende Ästhetik die Arbeiten ostdeutscher Künstler. Einer der prominentesten Vertreter war der Maler, Grafiker und Bildhauer Walter Womacka. Zahlreiche seiner Werke zierten Neubauten und Gebäude politischer Institutionen in Ost-Berlin von innen wie von außen.
Womacka wurde 1925 in der Tschechoslowakei geboren und leistete nach seiner Ausbildung als Dekorationsmaler im 2. Weltkrieg Militärdienst. Nach Kriegsende setzte er seine künstlerische Ausbildung fort und studierte zwischen 1946 und 1951 in Braunschweig, Weimar und Dresden. Nach dem Studium siedelte Womacka dann 1954 nach Berlin über, wo er sowohl Lehrtätigkeiten (u.a. an der Kunsthochschule Berlin) ausführte als auch als bildender Künstler aktiv war. Einer seiner bekanntesten Schüler war Georg Baselitz. In Berlin war er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee zunächst als Assistent und ab 1963 als Leiter der Abteilung Malerei tätig. Schon in dieser Phase lassen sich seine Werke dem sozialistischen Realismus zu ordnen. Sie tragen Titel wie „Arbeitspause“, „Novemberabend am Kreml“ oder „Junge Genossenschaftsbäuerin“.
In diesem Zeitraum entstand auch sein wohl bekanntestes Werk: Das Ölgemälde „Am Strand“, welches er 1962 schuf und wofür ihm seine Tochter sowie sein jüngerer Bruder Modell standen.
Dieses Bild war die meistverkaufte Gemäldereproduktion der DDR, erschien sogar als Motiv einer Briefmarke und wurde 1963 Walter Ulbricht vom Politbüro des Zentralkommittees der SED zum 70. Geburtstag geschenkt. Der damalige Staatsratsvorsitzende gab es als Leihgabe an die Galerie Neue Meister in Dresden. In unserer Sammlung befinden sich Briefmarken mit Motiven des Künstlers sowie Kunstdrucke und ein Kalender.
Nicht nur Walter Ulbricht gefielen die farbenfrohen und zum Teil utopisch angehauchten Werke des Malers. Seine heroisierenden Darstellungen von fleißigen Arbeitern und Bauern und Symbolen wie der Friedenstaube oder Ährenkranz, Hammer und Zirkel fanden viel Zuspruch, da sie die sozialistischen Ideale wie Tüchtigkeit, Staatsdienst und Familiensinn bildhaft festhielten. Auch Womackas Mitgliedschaft bei der SED begünstigte seine Etablierung als „Staatskünstler“. So leitete der Maler 1968 die künstlerische Gestaltung der Neubauten am Alexanderplatz in Berlin, seine Werke erschienen in Schulbüchern und er wurde 1968 Rektor der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Auch wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt; zum Beispiel mit dem Kunstpreis der DDR (1959), den Vaterländischen Verdienstorden (1965) oder den Nationalpreis (1985). Weitere bekannte Werke sind das Glasfenster im Staatsratsgebäude, das Mosaikfries am Berliner Haus des Lehrers sowie das Wandbild „Der Mensch, das Maß aller Dinge“, welche alle heute noch die architektonische Mitte Berlins prägen.
Seine Systemkonformität behielt Walter Womacka noch lange nach der Auflösung der DDR bei. So rechtfertigte er den Bau der Berliner Mauer noch bis kurz vor seinem Tod im Jahre 2010 als notwendig und dem Frieden zuträglich.
Aus der Perspektive zeitgenössischer Kunstästhetik mögen Womackas Werke zum Teil etwas überzogen und sogar kitschig wirken. Dennoch vermitteln die Gemälde und baugebundenen Arbeiten nach wie vor eine enorme inhaltliche Aussagekraft, handwerkliche Qualität und Klarheit, sodass sie zweifelsohne ihren berechtigten Platz in der jüngeren deutschen Kunstgeschichte einnehmen.