DDR-Geschichte

Die Trasse der Freundschaft

Die Erdgasleitung »Sojus« reicht vom Ural bis hin zur ehemaligen sowjetischen Westgrenze. Der Bauabschnitt der DDR, die sogenannte »Drushba-Trasse«, wurde von der FDJ organisiert. In diesem Blogbeitrag geben wir inhaltliche Einblicke und zeigen thematische Objekte aus unserer Sammlung. von Jörn Kleinhardt (01.02.2024)

Vor knapp 50 Jahren wurde nahe der russischen Stadt Orenburg eines der damals größten Erdgasvorkommen der Welt entdeckt. Um den kostbaren Rohstoff zur Weiterverarbeitung in die RGW Staaten zu transportieren, musste eine 2.750 Kilometer lange Pipeline vom Ural bis an die sowjetische Westgrenze gebaut werden. Zwischen 1974 und 1978 wurde die Erdgasleitung »Sojus« durch Baubrigaden aus der Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien, Polen und der DDR errichtet. Die ostdeutschen Brigaden waren für die Fertigstellung eines 550 Kilometer langen Teilstücks mitsamt der nötigen Infrastruktur, bekannt geworden unter dem Namen »Druschba Trasse«, in der damaligen Ukrainischen Sowjetrepublik verantwortlich. Im Gegenzug für die Montageleistung bekam die DDR in der Folgezeit kostenloses Erdgas geliefert.

Die Erdgasleitung »Sojus« und die Rolle der DDR

Organisiert als »Zentrales Jugendobjekt« der FDJ, arbeiteten ungefähr 10.000 Freiwillige an dem größten Investitionsobjekt der DDR. Um den enormen Personalbedarf zu decken, lockte die Staatsführung junge Leute mit großzügigen Trassenzuschlägen von 25 Mark pro Arbeitstag, Sonderbezugsscheinen für PKWs und der Möglichkeit über GENEX begehrte Waren zu erwerben. Viele Freiwillige lockte auch die Abenteuerlust und die Möglichkeit einen ihnen unbekannten Teil der Welt kennenzulernen. Die Bedingungen vor Ort waren sehr hart, gearbeitet wurde an sechs Wochentagen im Schichtsystem. Arbeitszeiten von 12 bis 14 Stunden täglich waren keine Seltenheit. Um die »Trassniks«, so nannte man die am Bau beteiligten Arbeiter bei Laune zu halten, fanden an den arbeitsfreien Tagen regelmäßig Konzerte beliebter Rock- und Popgruppen, Filmabende oder Theatervorführungen statt. Die Verpflegung war ebenfalls sehr großzügig, denn wie heißt es so treffend: »Ohne Mampf kein Kampf, ohne Verpflegung keine Bewegung«.

Objekte rund um die Drushba-Trasse aus der Sammlung

In der Sammlung des DDR Museum befinden sich zahlreiche Objekte zu diesem Thema. Diese Broschüre »Freundschaft an der Trasse« vom FDGB ist ein perfektes Beispiel. Herausgegeben wurde die Broschüre vom Zentralvorstand der IG Bau-Holz, die den Bau der Erdölleitung von Schwedt nach Leuna im Rahmen der sozialistischen Freundschaft zwischen der DDR und der VR Polen thematisieren und daher die wichtige Arbeit der »Trassniks« betonen sollte. Der FDGB war in jedem Betrieb und jeder Institution der DDR mit einer Betriebsgewerkschaftsleitung und an der Basis mit Abteilungsgewerkschaftsleitungen präsent – dazu gehörte die Arbeit an der Erdgasleitung.

FDGB Broschüre »Freundschaft an der Trasse«

Der Ball der Trassniks im Palast der Republik

Natürlich wurden die Trassniks auch für ihr hevorragendes Werk belohnt. Am 5. Oktober 1978 fand im Palast der Republik der »Ball der Trassenbauer« statt. In der Sammlung haben wir eine Originaleinladung zu diesem Event, das vom Zentralkomitee der SED, Ministerrat der DDR, Zentralrat der FDJ und vom Bundesvorstand des FDGB organisiert wurde. Das glitzernde Design der Einladungskarte zeigt, dass es sich hier um einen Anlass handelte, der unbedingt gefeiert werden sollte. 

Einladungskarte »Ball der Trassenbauer«

Im zweiten Teil unserer Ausstellung, Themenbereich Bruderstaaten, läuft übrigens auch ein kleiner Film über den Bau der »Druschba« Trasse.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Blogbeitrag erschien erstmals am 8. Januar 2015.

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