Aus der Sammlung

5 Objekte, die jedes Kind aus der DDR kennt

Von der Fibel bis zum Pionierausweis – In diesem Blogbeitrag stellen wir 5 Objekte aus der Sammlung des DDR Museum vor, die garantiert jedes Kind aus der DDR kennt. von Nic Mattick (20.09.2023)

Schlafliege aus Kindergarten und Schulhort

Kindergärten waren in der DDR flächendeckend vorhanden und so gut wie kostenfrei. Das lag vor allem daran, dass der Staat jede Arbeitskraft für den Aufbau und Erhalt der sozialistischen Wirtschaft benötigte und aus diesem Grunde die Eltern von der Betreuungsarbeit entlasten wollte. Kinder besuchten deshalb im Alter von 3 bis 6 Jahren ganztägig den Kindergarten, während ihre Eltern der Arbeit nachgingen. In den Kindergärten wurde gemeinsam gespielt, gegessen und geschlafen. Vor allem der Mittagschlaf auf unbequemen Holzliegen, wie dieser aus unserer Sammlung, ist vielen Kindern noch in Erinnerung geblieben. Wer nicht schlafen wollte oder konnte, musste nicht selten zur Strafe in der Ecke oder zumindest auf der Holzpritsche liegenbleiben. 

Die Schlafliegen mit Holzgestell und einer Spanplatte als Liegefläche wurden sowohl im Kindergarten als auch in den ersten Schulklassen im Hort eingesetzt und vom Staatlichen Kontor für Unterrichtsmittel und Schulmöbel Leipzig produziert. Unser Exemplar aus der Sammlung stammt aus dem Jahr 1973 und wurde nach Potsdam West geliefert. ​​​​

Schlafpritsche/ Schlafliege Kindergarten und Schulhort DDR aus Holz

Der Sandmann im DDR Fernsehen

Seit 1959 begleitet das Sandmännchen viele Kinder allabendlich vor dem Schlafengehen und nimmt sie mit auf zahlreiche Abenteuer um die ganze Welt und in ferne Galaxien. Entwickelt wurde die populäre Figur mit Spitzbart und Zipfelmütze von Gerhard Berendt. Das Erscheinungsbild des Sandmännchens vereint kindliches und greisenhaftes Aussehen und erhielt seine endgültige Form, wie wir sie auch heute noch sehen, bereits 1960.

Optisch unterschied sich das West-Sandmännchen sehr und konnte mit dem liebevoll gestalteten Mann aus der DDR nie mithalten. Deshalb wurde sogar im Westen gerne der ostdeutsche Fernsehfunk eingeschaltet, um den »Abendgruß« zu sehen.

Auf seinen vielen Reisen nutzte das Sandmännchen diverse moderne Transportmittel und traf auf viele verschiedene Kulturen. Zwar genoss es die Reisefreiheit, die den Bürger*innen der DDR verwehrt blieb, doch kehrte er stets in seine geliebte DDR zurück. Er begeisterte die kleinen Zuschauer*innen des »Abendgruß« für den Leistungssport, die Pionierorganisation sowie Ernteeinsätze und brachte ihnen die ideologischen Werte des sozialistischen Staates näher. 

Als 1991 zusammen mit dem DFF auch der Sandmann eingestellt werden sollte, sammelten entrüstete Eltern und Kinder Unterschriften und demonstrierten auf den Straßen. Was in vielen anderen Bereichen scheiterte, wurde im Kinderfernsehen erreicht: Der Osten blieb und der Westen machte Platz. Heute ist das DDR-Sandmännchen fester Bestandteil im Abendprogramm für Kinder und gesamtdeutscher Kult.

In der Sammlung des DDR Museum befinden sich zahlreiche weitere Objekte rund um das Sandmännchen. Einen Auszug der Sandmann-Objekte zeigen wir in der kostenfrei zugänglichen Objektdatenbank.

Puppe Sandmann in blau

Campingflasche Pneumant

Ob Wandertage mit der Schulklasse oder Ausflüge mit der Familie, die Campingflasche Pneumant war ein praktischer und beliebter Begleiter. Gefüllt werden konnte die Trinkflasche sowohl mit kalten Getränken wie Säften als auch mit heißen Getränken wie Tee. Die Verschlusskappe diente zugleich als Trinkgefäß. Die aus Weichplaste geformte Flasche ist außerdem wunderbar leicht und kann aufgrund der flachen Form gut verstaut werden. Auf dem Flaschenboden ist das Logo des Herstellers Pneumant vom VEB Gummiwerke Thüringen, einem Betrieb mit dem Ehrennamen »Werner Lamberz«, gedruckt. Die Gefäßwand der Trinkflaschen ist transparent, die aufgesetzten Trinkbecher gab es jedoch in verschiedenen Farben wie Rot, Orange, Gelb und Blau. Das Fassungsvermögen der Pneumant-Trinkflaschen beträgt ca. 0,5 Liter. Unser Exemplar aus der Sammlung enthält außerdem ein Trageelement, mit dem sie am Gürtel getragen werden kann und kostete 4,20 Mark.

Campingflasche/ Trinkflasche Pneumant mit rotem Trinkbecher und Gürtelgurt

Pionierausweis der Pionierorganisation Ernst Thälmann

Kinder in der DDR wurden grundsätzlich mit 6 Jahren eingeschult, vorausgesetzt sie hatten ihr sechstes Lebensjahr bis zum 31. Mai vollendet. Dieses Datum galt in der DDR als Stichtag für die Einschulung. Am 13. Dezember, dem offiziellen Pioniergeburtstag, wurden die Erstklässler*innen dann feierlich in die Pionierorganisation Ernst Thälmann – der Massenorganisation für Kinder – aufgenommen. Obwohl die Mitgliedschaft bei den Jungen Pionieren sowie den Thälmann-Pionieren formal freiwillig war, zählte die Organisation 1989 rund 2 Millionen Mitglieder, was einer Mitgliederquote von ca. 98 Prozent entspricht. Diese hohe Zahl kann darauf zurückgeführt werden, dass die Mitgliedschaft in den späteren Jahren der DDR zu einer Selbstverständlichkeit geworden war und Eltern von sich aus aktiv werden mussten, um eine Mitgliedschaft zu unterbinden. Überreicht wurde den Kindern bei der Aufnahmezeremonie, die meistens in den Schulen stattfand, der Pionierausweis mit den zehn Geboten. Außerdem erhielten sie eine Pionierbluse und das blaue Pionierhalstuch. Die Verleihung des Pionierausweises galt als wichtiger Meilenstein im Leben der Kinder in der DDR, da sie damit offiziell als aktive Mitglieder der Pionierorganisation Ernst Thälmann anerkannt wurden und sich somit zu den Idealen der sozialistischen Gesellschaft bekannten.

Mitgliedskarte Pioniere/ Pionierausweis

Das Lesebuch »Unsere Fibel«

Mit dem Lesebuch »Unsere Fibel« traten die Schüler*innen der ersten Schulklassen in der DDR die Abenteuerreise des Lesenlernens an. Während das Erstlesewerk in den 60er-Jahren noch in Stadtschulfibel (»Lesen und Lernen«) und Landschulfibel (»Wir lernen für morgen«) getrennt wurde, erschien 1968 die erste Einheitsfibel mit dem Titel »Unsere Fibel«. Diese wurde 1974 überarbeitet und existierte in dieser Form unverändert bis 1989. Auffällig ist, dass Namen wie Klaus, Karin, Petra, Udo oder Achim, die eindeutig den 1960er-Jahren zugeordnet werden können, auch in den neueren Fassungen der Fibel nicht durch modernere Namen aus den 1980er-Jahren ersetzt wurden. 

Das Exemplar aus unserer Sammlung im Hardcover stammt aus dem Jahr 1988. Es wurde vom Verlag Volk und Wissen herausgegeben und kostete 3 Mark. Insgesamt waren die Kosten für Schulbücher im Vergleich zu heute überschaubar, da sie vom Staat massiv subventioniert waren. In Berlin herrschte sogar gänzliche Lehrmittelfreiheit.

Schulbuch »Unsere Fibel«

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