Was bleibt von der DDR?

Das Ost-Ampelmännchen

Das Ost-Ampelmännchen blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. 1961 wurde es von Karl Peglau erfunden und schmückte ab 1969 das Straßenbild der DDR. Nach der Wiedervereinigung drohte ihm das schnelle Ende. Doch das Blatt wendete sich und das Ost-Ampelmännchen wurde zur Kultmarke. (06.04.2016)

Am 13. Oktober 1961 stellte der leitende Verkehrspsychologe der DDR, Karl Peglau, seinen ersten Entwurf des Ost-Ampelmännchens bei der Verkehrskommission in Ostberlin vor. Ziel war es, die Unfallgefahren im wachsenden Straßenverkehr zu reduzieren. Psychologisch betrachtet sollten die ursprünglichen Verkehrsampeln durch Farb-Form-Signale ergänzt werden, um bewusster wahrgenommen zu werden. Allen voran sollten sich Kinder an den sympathischen Männchen orientieren. Etwas bange war ihm wohl wegen des bürgerlich-kapitalistischen Symbols, dem Hut, den der Ampelmann auf dem Kopf trug. Doch die roten und grünen Männchen passierten die kritische Begutachtung der Behörden. Lediglich die von Peglau vorgesehene Laufrichtung wurde geändert: Das sozialistische Ampelmännchen sollte von rechts nach links laufen.

Die ersten Ampelmännchen leuchteten Unter den Linden

Die Einführung der Ampelmänner verzögerte sich jedoch um einige Jahre. Die Figuren waren zu groß und passten nicht in die benutzten Ampelanlagen, weshalb sie letztlich verkleinert und vereinfacht wurden. Weitere Jahre vergingen, bis die erste Erprobung des Ampelmännchens 1969 Unter den Linden in Berlin zum vollen Erfolg wurde. Für farbenblinde und sehschwache Menschen waren die Signale nun geeignet und insbesondere Kinder konnten mit ihnen etwas anfangen.

Ampelmännchen als Fernsehstars

In den 80er-Jahren wurden die Ampelmännchen sogar zu Fernsehstars. Der DEFA-Regisseur Friedrich Rochow entwickelte 60 Folgen der preisgekrönten Sendung »Verkehrskompass« für Kinder mit den Zeichentrickfiguren Stiefelchen und Kompass-Kalle, die an das Erscheinungsbild der Ampelmännchen angelehnt waren. Die Folgen wurden im Rahmen des Abendgrußes »Unser Sandmännchen« ausgestrahlt. Nach einem kurzen Intro mit den beiden animierten Ampelmännchen zeigten kurze Filme aus dem Straßenverkehr den Kindern, wie sie sich als Verkehrsteilnehmende ordnungskonform und sicher verhalten sollten. 

Der Fall und das Comeback nach der Wiedervereinigung

Nach der Wiedervereinigung liefen die sympathischen Verkehrsordner Gefahr, auf dem Müll zu landen. Sie wurden abmontiert und mit den westdeutschen Pendants ersetzt. Jedoch kam es zu Protesten in der Bevölkerung, worauf sich ein Komitee »Rettet die Ampelmännchen!« gründete. Ziel war es, ein Stück DDR und Heimat im Osten zu bewahren. Die Ostalgie und die Vermarktungsideen des Produktdesigners Markus Heckhausen machten das Ampelmännchen schließlich zum Kultobjekt und Symbol für die gesamtdeutsche Hauptstadt Berlin. Besonders bei Touristinnen und Touristen war und ist das Ost-Ampelmännchen beliebt. 1995 kam Heckhausen auf die Idee, aus den ausgedienten Ampelmännchen Lampen zu bauen. Schon bald wuchs die Produktpalette. Im Jahr 1997 gründete er schließlich die AMPELMANN GmbH und verkauft seitdem unter dieser eingetragenen Marke diverse Produkte wie T-Shirts, Schlüsselanhänger, Tassen, Rucksäcke und vieles mehr. In seinem 1997 veröffentlichten »Buch vom Ampelmännchen« erschien erstmals die vom Grafiker Hans-Jürgen Ellenberger entworfene Ost-Ampelfrau. Die optisch an das Ost-Ampelmännchen angelehnte Ampelfrau wurde seitdem in mehreren deutschen Städten eingeführt.

Ampelmännchen deutschland- und weltweit

Mittlerweile gibt es in vielen Städten Deutschlands zahlreiche neue und ausgefallene Varianten des Ampelmännchens. In Bremen regeln die Bremer Stadtmusikanten den Fußgängerverkehr, in Mainz leuchten die Mainzelmännchen und in Hannover schmücken ein Engel sowie ein Elch die Ampeln zur Weihnachtszeit. Auch im internationalen Vergleich lassen sich spannende und kuriose Varianten des Ampelmännchens entdecken. Ampelmann Berlin hat eine schöne Übersicht der deutschland- und weltweiten Ampelmännchen zusammengestellt.

Collage der Ost-Ampelmännchen rot und grün

Collage der Ost-Ampelmännchen. Fotos: ANKAWÜ

 

Anmerkung der Redaktion: Der Blogartikel erschien erstmals am 6. April 2016.

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