Aus der Sammlung

Mindestumtausch und Begrüßungsgeld in der DDR

In diesem Blogbeitrag gehen wir auf den ostdeutschen Mindestumtausch sowie das westdeutsche Begrüßungsgeld ein und zeigen thematische Objekte aus der Sammlung des DDR Museum. (28.07.2023)

Betrachtet man rückblickend den innerdeutschen Reiseverkehr mit all seinen Facetten, stößt man früher oder später auf den ostdeutschen »Mindestumtausch« und das westdeutsche »Begrüßungsgeld«. Aber was versteht man genau darunter und wie wirkte es sich auf die Menschen aus?

Die Mark der DDR als reine Binnenwährung

Um Währungsspekulationen zu verhindern, wurde die Ausfuhr der Mark der DDR grundsätzlich verboten. Die Mark war somit eine Binnenwährung die nur in der DDR gültig war. Da die DDR Zeit ihres Bestehens unter Devisenknappheit litt, wurde zum 1. Dezember des Jahres 1964 eine Regelung zur Devisenverkehrsbeschränkung durch die Volkskammer getroffen. Um neue Geldquellen für den Handel auf dem internationalen Markt zu erschließen, wurde der »Verbindliche Mindestumtausch« eingeführt. Dafür griff man auf die zahlreichen DDR-Besucher*innen aus dem westlichen Ausland zurück.

Geldscheine der Währung Mark der DDR (5, 10 und 50 Mark Banknoten)

Mindestumtausch als Eintrittsgeld in die DDR

Fortan mussten westliche Individualreisende eine Art Eintrittsgeld für die DDR bezahlen. Ab Dezember 1964 wurde für jede*n Westdeutsche*n eine Gebühr von 5 DM pro Aufenthaltstag erhoben, Bürger*innen aus Westberlin mussten 3 DM pro Tag bezahlen. Für Rentner und Kinder unter 14 Jahren wurde keine Gebühr erhoben. Die zuvor genannten Beträge wurden im Verhältnis von 1:1 getauscht, im Hinblick auf den tatsächlichen, am Marktwert orientierten Wechselkurs, welcher zwischen 1:3 und 1:10 pendelte, ein gewinnbringendes Geschäft für die DDR. Im Laufe der Jahre wurden die Tagessätze und Gültigkeiten immer wieder verändert. So bezahlten Westbürger*innen in den 1980er-Jahren 25 DM pro Aufenthaltstag, Rentner jedoch nur 15 DM. Zwischen Westdeutschen und Westberliner*innen  wurde nicht mehr unterschieden. Am 24. Dezember 1989 wurden die Mindestumtauschregelungen auf Anordnung der DDR-Finanzministerin Uta Nickel außer Kraft gesetzt, da die Grenze kurz zuvor geöffnet wurde und sich die deutsche Wiedervereinigung anbahnte. Insgesamt erzielte die DDR-Regierung mit dem Mindestumtausch Einnahmen von 4,5 Milliarden DM in 26 Jahren.

Das westdeutsche Begrüßungsgeld von 1970 bis 1989

Im Gegensatz zum Mindestumtausch stand das Begrüßungsgeld. Das Begrüßungsgeld wurde 1970 durch die Bundesregierung eingeführt. Ursprünglich sollte es ostdeutschen Reisenden, in der Anfangszeit vorwiegend Rentnern, zur Unterstützung dienen. Der Obolus in Höhe von 30 DM konnte zweimal pro Jahr in Anspruch genommen werden. Im Jahr 1988 wurde der Satz auf 100 DM erhöht, jedoch konnte man nur noch einmal jährlich davon Gebrauch machen. Bis Mitte der 1980er-Jahre kamen etwa 60.000 Besucher*innen jährlich in den Genuss des Begrüßungsgeldes, danach erhöhte sich die Anzahl schlagartig. Grund dafür waren die von der DDR beschlossenen Reiseerleichterungen. Als im November 1989 die Grenze geöffnet wurde und innerhalb weniger Tage tausende DDR Bürger*innen auch aufgrund des Begrüßungsgeldes den Westteil Berlins oder die Bundesrepublik besuchten, kam es zu erheblichen logistischen Problemen. Viele Zahlstellen waren durch den Ansturm der Besucher*innen aus dem Osten schlicht überfordert. In Berlin wurden schon einen Tag nach Öffnung der Grenze auf Anweisung des damals regierenden Bürgermeisters Walter Momper zusätzliche, provisorische Zahlstellen eingerichtet. Bis zum 20. November 1989 besuchten knapp 11 Millionen DDR-Bürger*innen die Bundesrepublik oder den Westteil Berlins.

Objekte zum Thema Begrüßungsgeld in der Sammlung

In unserem Sammlungsbestand befindet sich eine Broschüre aus der unmittelbaren Zeit der Maueröffnung. Herausgegeben von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales Berlin informiert sie über Öffnungszeiten und Adressen von Zahlstellen für das Begrüßungsgeld. Im Mittelteil befindet sich ein Stadtplan mit eingezeichneten Auszahlstellen im Westteil Berlins.

Infoblatt der Berliner Wechselstellen für das Begrüßungsgeld

Ein Foto aus der Berliner Badstraße im Ortsteil Wedding befindet sich ebenfalls in unserem Bestand. Das Bild datiert auf den 11. November 1989 zeigt wartende Menschenmassen vor den Zahlstellen im Wedding. Durch diese Fotografie erhält man einen guten Eindruck vom Ansturm auf die Zahlstellen und das Begrüßungsgeld in den turbulenten Wendemonaten. Fotograf des Bildes ist Matthias Schubert aus Berlin.

Foto Warteschlange Begrüßungsgeld 1989 Badstraße, Wedding, Berlin

Allein in den Monaten November und Dezember des Jahres 1989 wurden ca. 4 Milliarden DM als Begrüßungsgeld ausgezahlt. Zum 29. Dezember 1989 wurde die Zahlung des Begrüßungsgeldes eingestellt und durch einen Devisenfonds ersetzt in den beide deutsche Staaten einzahlten.

 

Anmerkung der Redaktion: Der Blogbeitrag erschien erstmals am 3. September 2015.

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