DDR-Design

Die Henne oder das Ei...

Günter Höhne schreibt in seinem Artikel über einen absoluten Klassiker: Den Eierbecher! Damals wie heute im Verkauf mehr als eine Schnabellänge vornweg ist dabei unbestritten die bunte Henne – dereinst beliebteste Frühstücksei-Trägerin auf DDR-Tischen!
(30.03.2015)

... wer von beiden war zuerst da? Eine beliebte Rätselfrage, an deren Beantwortung sich schon seit Generationen die Geister von Evolutions-Streithähnen und Amateurphilosophen scheiden. Für den westsächsischen Kunststoffartikel-Hersteller SONJA PLASTIC stellt sich die Frage nicht. Huhn und Eier-Box gehören seit Anfang der 1970er Jahre gemeinsam zum nach wie vor erfolgreichen Sortiment des vor genau 90 Jahren gegründeten Wolkensteiner Unternehmens. Damals wie heute im Verkauf mehr als eine Schnabellänge vornweg ist dabei allerdings unbestritten die bunte Henne – dereinst beliebteste Frühstücksei-Trägerin auf DDR-Tischen, heute sesshaft geworden auch zwischen Kiel und Chiemsee.

Ende der 1990er Jahre setzte das Plaste-Huhn zu seinem absoluten Höhenflug als einem der bekanntesten Bedeutungsträger der „Ostalgie“-Welle an. Seither ist es nicht mehr zu bremsen, und in Wolkenstein werden ständig neue Designs dafür ausgebrütet. Die Farbpalette gewann enorm an Breite und Strahlkraft, und der momentan letzte Schrei lautet: Transparentes farbiges Acryl als „Federkleid“.

Die praktische Eier-Transportbox aus demselben Hause ist da mit ihrem eher konservativ erscheinenden, in gedämpften Bunttönen gehaltenen Kleid biederer und soliderer – aber ihre Aufgabe ist es ja auch nicht aufzufallen, sondern die anvertrauten gekochten Eier vor Anrempeleien und Quetschungen zu bewahren. Tests in dieser Hinsicht hat sie schon abertausendmal überzeugend bestanden – über vier Jahrzehnte hinweg bei Schulwandertagen, auf Campingplätzen und in Ferienlagern.

Eine kurze traurige Epoche, ganz im Gegensatz zur Eierbecher-Henne, hat die Box allerdings jeweils ausgerechnet zu Ostern: da ist sie kaum gefragt. Denn die schönen bunten Hühner-Hinter(n)lassenschaften werden nach dem Entdecken kaum lange umhergetragen, sondern meist gleich von der Stelle weg verputzt.

Text und Bilder: Günter Höhne, www.industrieform-ddr.de

 

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