DDR-Design

Erfinder mit Leib und Seele: Produkte des Freitalers Karl Pouva krönten viele Gabentische

Günter Höhne schreibt über das Lebenswerk von Karl Pouva (1904-1989), zu dem die Erfindung und Produktion der "Pouva Magica" gehört.

(18.12.2015)

Die langen dunklen Herbst- und Winterabende waren auch in der DDR die beliebteste familiäre Dia-Vorführzeit des ganzen Jahres. Man konnte noch einmal in Ferien- und Urlaubserinnerungen schwelgen, und die lieben Kleinen hockten statt wie heute an Fernseher oder PC ganz hingerissen vor der Leinwand, über die Comic- und Märchenbilder-Folgen wanderten.

Der verbreitetste (und preiswerteste) „Bildwerfer“, wie die Diaprojektoren damals ganz profan hießen, war die „Pouva Magica“ aus Duroplast-Kunststoff, erfunden und hergestellt von dem mittelständischen Freitaler Unternehmer Karl Pouva (1904-1989). Das nur von einer normalen Glühlampe erleuchtete Wunderwerk konnte Rollfilmbilder und Dias „an die Wand werfen“ und wurde trotz mannigfaltiger technischer Konkurrenz bis zum Ende der DDR fast unverändert hergestellt.

Wuchsen die Kinder heran, war ihr erster Fotoapparat, den sie zu Weihnachten oder zum Geburtstag geschenkt bekamen, eine „Pouva Start“-Rollfilmkamera, die kostete ab den 1950iger Jahren ganze 16,50 Mark. Karl Pouvas Meisterleistung aber war das winzige wie voll funktionsfähige Bakelit-Tonbandgerät „Pouva Bändi“ von 1964, das so praktisch und robust war, dass es dem Vernehmen nach sogar von Testpiloten der Interflug und der Nationalen Volksarmee für ihre Bordberichte genutzt wurde.

Der Erfinder und Firmenchef Pouva musste sein kleines, feines Freitaler Unternehmen wie so viele andere Selbständige in der DDR 1972 „in Volkseigentum überführen“, blieb aber wenigstens Werkleiter. So schöne Neuerungen wie zuvor konnte er allerdings nicht mehr realisieren. Nun lief alles nur noch „nach Plan“, nicht mehr nach Begabung und genialer Intuition.

Bilder und Text: Günter Höhne

 

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