Aus Kindertagen - die FORMO Steckbausteine

Heute wurde unserem Museum ein kleiner unscheinbarer Karton gespendet und auf dem dazugehörigen Spendenformular stand „Karton mit DDR-LEGOS". Für mich, der in der unmittelbaren Nachwendezeit mit den `originalen` „LEGO"-Bausteinen aufgewachsen ist, bot dies gleich den Anlass, diese Bausteine etwas näher zu betrachten. „DDR-LEGO", was ist daran denn nun anders? Ich entleerte den Karton auf meinem Tisch und staunte nicht schlecht, dass prompt einige Mitarbeiter aus dem Büro vom Geklirr der Kunststoffbausteinchen angelockt wurden und sich um mich sammelten. „Oh LEGO, damit haben wir als Kinder auch immer gespielt!" Aber vor uns lag kein „LEGO", sondern FORMO-Stecksteine.
von Admin (18.09.2013)

Heute wurde unserem Museum ein kleiner unscheinbarer Karton gespendet und auf dem dazugehörigen Spendenformular stand „Karton mit DDR-LEGOS". Für mich, der in der unmittelbaren Nachwendezeit mit den `originalen` „LEGO"-Bausteinen aufgewachsen ist, bot dies gleich den Anlass, diese Bausteine etwas näher zu betrachten. „DDR-LEGO", was ist daran denn nun anders? Ich entleerte den Karton auf meinem Tisch und staunte nicht schlecht, dass prompt einige Mitarbeiter aus dem Büro vom Geklirr der Kunststoffbausteinchen angelockt wurden und sich um mich sammelten. „Oh LEGO, damit haben wir als Kinder auch immer gespielt!" Aber vor uns lag kein „LEGO", sondern FORMO-Stecksteine.

Tatsächlich sehen die kleinen eckigen Bausteine aus Kunststoff, die in der DDR in verschiedenen Systemen unter den Namen FORMO, PEBE oder PLASPI produziert und verkauft wurden, denen des Spielzeugriesen aus Dänemark auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Aber nur auf den ersten Blick. Betrachtet man die Steine etwas genauer, dann stellt man unter anderem eine andere Unterseitenstruktur als beim `Original` fest. Die Stecksteine waren jedoch keine dreisten Raubkopien, sondern Eigenentwicklungen von zunächst privaten Herstellern, deren Produktion im Laufe der Zeit verstaatlicht wurde.

FORMO (FORm MOdell) beispielsweise wurde Ende der 1950er Jahre von der Firma Werner Wind in Gotha unter dem Namen PLASTECK entwickelt und in modifizierter Form und geändertem Markennamen ab den späten sechziger Jahren vom VEB Gothaer Kunststoffverarbeitung produziert. Es gelangten mehrere FORMO-Baukästen in den Handel, mit denen sich Häuser (FORMO-constanti) oder Fahrzeuge (FORMO-mobili) gestalten ließen. Selbst ein Modell vom Palast der Republik war wohl als kompletter Bausatz erhältlich.
Die Produktion der Steine wurde nach der Wende zunächst eingestellt. Seit 2003 sind die FORMO-Baukästen wieder auf dem Markt erhältlich.

Unserem Team haben die Steinchen jedenfalls viel Spaß bereitet, wie unschwer auf dem Foto des kleinen Häuschens zu erkennen ist. Die Spielsteckbausteine gründen übrigens auf einer Idee aus dem 19. Jahrhundert, dessen Erfinder aber nicht unbedingt mit Kinderspielzeug in Verbindung gebracht werden: der Luftfahrtpionier Otto Lilienthal mit seinem Bruder Gustav!

Wenn Ihr das „DDR-LEGO" einmal in natura sehen wollt, dann kommt doch ins DDR Museum. Dort könnt ihr ein Hochhaus in Großblockbauweise aus der PLASPI-Serie „Der kleine Baumeister" bestaunen.


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