Das Musiklabel Amiga deckte die gesamte Bandbreite der populären Tanzmusik ab. Darunter fielen Beat-, Rock- und Popmusik ebenso wie populärer Jazz, Schlager, Volkstümliche Musik und Instrumentalmusik. Amiga gehörte von 1954 bis 1990 zum VEB Deutsche Schallplatten Berlin. Zuvor existierte das Unternehmen als »Lied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH«, die 1947 vom Arbeitssänger Ernst Busch gegründet und 1954 in den VEB umgewandelt wurde. Amiga war das wichtigste Label des volkseigenen Betriebes, so wichtig, dass Sony Music Entertainment 1994 den Bestandskatalog mit mehr als 30.000 Songtiteln übernommen hat. Neben Musiker*innen aus der DDR erschien auf dem Label auch Musik von westlichen Interpret*innen, denen sich Amiga zunehmend öffnete. Michael Jackson oder Bob Dylan sind hier prominente Beispiele. Die Lizenzierung westlicher Musik durch das Musiklabel wurde von Amiga weitgehend autonom vorgenommen, was aber zum Beispiel vom Ministerium für Kultur nicht unbedingt positiv aufgenommen wurde. Amiga-LPs hatten einen staatlich festgelegten Preis von 16,10 Mark bzw. 12,10 Mark. Musikkassetten wiederum kosteten 23,60 Mark.
Aber was waren die populärsten Schallplatten des Labels? In der Sammlung des DDR Museum haben wir eine Reihe von Amiga-Schallplatten, von denen ein paar auch heute noch gerne gekauft werden. Dazu zählt, vielleicht wenig überraschend, Bruce Springsteens »Born in the U.S.A«. Zwei Jahre nach der Veröffentlichung der Schallplatte trat er im Jahr 1988 vor etwa einer halben Million Menschen in Ostberlin auf. Hinzu kommt die Musik der Puhdys. Diese Amiga-Schallplatte aus der Sammlung ist eine von vielen Schallplatten der Gruppe und enthält 10 Songs, wie z.B. »Wenn ein Mensch lebt«, »Geh zu ihr« und »Türen öffnen sich zur Stadt«. Ursprünglich vom progressiven Rock britischer Hard-Rock-Bands beeinflusst, spielte die Gruppe ihr erstes Konzert am 21. November 1969 in Freiberg, im Bezirk Karl-Marx-Stadt. Nach der Machtübernahme Erich Honeckers im Jahr 1971 vollzog sich ein Wandel in der DDR-Kulturpolitik und die Band bekam das Angebot, für Amiga einige Lieder aufzunehmen, sofern sie auf Deutsch geschrieben wurden und unpolitisch blieben. Die meistverkaufte Schallplatte insgesamt war hingegen »Weihnachten in Familie« mit Frank Schöbel. Die Schallplatte enthielt 20 Weihnachtslieder, die nicht nur von Frank Schöbel, sondern auch von seiner damaligen Frau Aurora Lacasa und ihren gemeinsamen Töchtern Odette und Dominique eingesungen wurden. Insgesamt wurden über 1,6 Millionen Exemplare verkauft.
Der Name des Labels »Eterna«, das ebenfalls zum VEB Deutsche Schallplatten gehörte, hat eine besondere Geschichte. Ernst Busch soll das Label relativ spontan gegründet haben, weil er gerne Herrenhemden mit dem gleichen Namen trug. Durch die staatlich festgelegten Preise in der DDR kosteten alle Eterna-Platten 12,10 Mark. Das Gleiche galt für die Litera-Platten.
Unter dem Label Eterna wurden vor allem klassische Musik, Opern, Operetten sowie Volkslieder, Arbeiterlieder, Jazz und Kirchenmusik veröffentlicht. Lieder wurden auch mit den großen Orchestern und Dirigenten der DDR aufgenommen, wie Herbert Blomstedt, Herbert Kegel und Peter Schreier. Im Jahr 1977 veröffentlichte Eterna sogar das Gesamtwerk von Ludwig an Beethoven auf 116 Langspielplatten. Ähnlich wie bei Amiga lizenzierte Eterna Musik von östlichen sowie westlichen Künstler*innen, wie dem britischen Dirigenten Colin Davis und dem westdeutschen Dirigenten und Pianist Wolfgang Sawallisch.
Wir haben das Glück, einige Eterna-Platten in unserer Sammlung zu haben, von denen viele sehr interessante und lebendige Cover haben. Diese Schallplatte »Jungs aus Moskau in Berlin« wurde 1985 zum 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution herausgegeben. Der politische Charakter der Schallplatte spiegelt sich deutlich in der Tracklist wider, mit Liedern wie »Bruder, Freund und Kamerad«, »Das Regimentorchester« und »Lied der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft«. Anlässlich der X. Weltfestspiele 1973 in Ost-Berlin brachte Eterna die LP »Wir singen zu den X. Weltfestspielen« heraus. Auf der Schallplatte sind 15 Lieder inklusive Cover-Versionen von bekannten Künstlern wie Frank Schöbel, Paul Dessau und dem Uve Schikora Orchester zu finden.
Litera diente der Veröffentlichung von Sprechaufnahmen (vor allem Sprechplatten). Dabei wurden viele Genres wie allgemeine Literatur, Dramatik, Kabarett aber auch Kinder- und Jugendliteratur abgedeckt. Das Label entstand 1963 aus einer Bestellnummernreihe des Labels Eterna und verschwand im Herbst 1990 durch den Verkauf des VEB Deutsche Schallplatten wieder.
Besonders beliebt waren die Märchenplatten des Labels – nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie viele DEFA-Märchenfilme sowie Märchenhörspiele in der DDR herausgebracht wurden. Die Märchenplatte »Rotkäppchen / Der gestiefelte Kater« aus unserer Sammlung wurde im Jahr 1969 herausgegeben. Das Cover, auf dem die beiden Hauptfiguren der Gebrüder Grimms zu sehen sind, fällt vor allem durch seine leuchtenden Farben und Illustrationen auf. Wie bei vielen anderen Märchenplatten von Litera übernahm der Film- und Theaterschauspieler Benno Gellenbeck die Stimme des Katers und des Wolfs. Keine ungewöhnliche Praxis, denn das Label setzte bei der Aufnahme seiner Märchenplatten oft auf bekannte Schauspieler*innen, Orchester und Chöre.
Neben den Märchenplatten war das Litera-Label auch für seine literarischen und historischen Lesungen bekannt. Die Schallplatte »20 Jahre Deutsche Demokratische Republik« ist ein besonderes Beispiel, denn sie war eine Doppelschallplatte und kostete daher 24,20 Mark. Die Schallplatte wurde von einem 12-seitigen Heft begleitet und enthielt eine Reihe von zeitgeschichtlichen Dokumenten.
Zeitgenössische Musik wurde ab 1969 vom Label Nova veröffentlicht, welches auch zum VEB Deutsche Schallplatten gehörte. Vor der Gründung des Novas war Eterna in den 60er-Jahren mit der eigenständigen Reihe »Unsere neue Musik« für die Veröffentlichung der damals populären, so genannten zeitgenössischen Musik zuständig. Das Ziel war, die Werke zeitgenössischer Komponisten wie Paul Dessau und Hans Eisler hörbar zu machen. Nova-Schallplatten kosteten mit 10,10 Mark etwas weniger als die Eterna- und Litera-Schallplatten.
In unserer Sammlung befinden sich zahlreiche Beispiele zeitgenössischer Musik der DDR. Die im Jahr 1971 herausgegebene Platte »Sing mit Pionier« enthält, wenig überraschend, etliche Lieder der Jungen Pioniere. Das Cover zeigt, dem Genre des Labels entsprechend, einen wesentlichen Teil des zeitgenössischen Alltagslebens in der DDR. Auf der Schallplatte befinden sich Lieder wie »Kleine weiße Friedenstaube« vom Kinderchor des Pionierpalastes »Walter Ulbricht« Dresden, »Jetzt bin ich Junger Pionier« vom Rundfunk-Kindechor Leipzig und »Guten Tag, Du neuer Morgen« vom Stadtsingechor Halle. Ein weiteres Beispiel für die zeitgenössische Musik aus der DDR ist die Schallplatte »Im Treptower Park«, die anlässlich des 30. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus herausgebracht wurde. Auf der Platte sind 12 Lieder der deutsch-sowjetischen Freundschaft von der FDJ zu hören, sowie ein Kommentar von Reinhold Andert, einem DDR-Liedermacher und Autor. Dazu kommt schließlich die Nova-Schallplatte »Sag mir, wo du stehst«, die nach dem gleichnamigen ersten Song benannt ist. Auf der Rückseite der Schallplatte steht »Aus dem Beschluss des Büros des Zentralrates der FDJ über die Weiterführung der Singebewegung«. Hartmut König hatte mit diesem Song sicher das bekannteste Lied der FDJ-Singebewegung sowie der Gruppe »Oktoberklub« geschaffen.
Auf dem Label Aurora wurden ausschließlich Produktionen und Lieder des Arbeitersängers Ernst Busch (1900-1980) veröffentlicht. Aurora war zwischen 1961 und 1989 aktiv und veröffentlichte in dieser Zeit etwa 200 Lieder von Busch. Die meisten Lieder wurden in der Akademie der Künste der DDR sowie im Amiga Studio in der Brunnenstraße in Berlin aufgenommen.
In unserer Sammlung befindet sich nur ein Exemplar von Aurora: die Schallplatte »Ernst Busch – Spanien Venceremos«. Im Jahr 1967 herausgegeben, feierte Buschs Schallplatte den 30. Jahrestag der Gründung der Internationalen Brigaden. Darauf sind politische Lieder zum Kampf der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg versammelt, die von Busch vorgetragen wurden.
Das Label Schola gab aufgearbeitete Ausgaben aller Genres für den Unterricht heraus. Die Schallplatte »Staatsbürgerkunde Klassen 9 und 10« ist so ein Beispiel und enthielt Dokumente, Poesie und Prosa zur sozialistischen Weltanschauung und Moral. Zu den Titeln gehören u.a. »Manifest der Kommunistischen Partei«, »Über die Liebe zur Arbeit« und »Es gibt zwei Arten von Freiheit«. Dazu kommt auch die Schola-Schallplatte »Liedbegleitungen für die Klassen 4-7«. Schallplatten wie diese, die als Unterrichtsmaterial galten, mussten vom Ministerium für Volksbildung der DDR genehmigt werden.