Sonderausstellung

Kleiner Bruder, großer Bruder – Die DDR und die Sowjetunion

Die Sonderausstellung zeigt in zwölf Themenbereichen sowohl die Abhängigkeiten und Einflussnahmen, als auch persönliche Freundschaften und Beziehungen zur Sowjetunion aus dem Blickwinkel des »kleinen Bruders«, der DDR. Zwei der Exponate stellen wir in diesem Blogbeitrag näher vor. (01.11.2023)

Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete 1945 die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus durch die Rote Armee und gleichzeitig die Errichtung der sowjetischen Vorherrschaft über Osteuropa und Ostdeutschland. Ohne die Sowjetunion hätte es keine DDR gegeben! Die DDR war für die Sowjetunion als militärischer Vorposten, als Handelspartner, als Teil des »sozialistischen Lagers« und als »Schaufenster des Sozialismus« wichtig. Doch es war immer klar, wer der kleine und wer der große Bruder war.

Ausstellungsvitrine Sonderausstellung »Kleiner Bruder, großer Bruder – Die DDR und die Sowjetunion«

Einflüsse aus der Sowjetunion

Obwohl die ideologische Verklärung der Sowjetunion keine Grenzen kannte, war die DDR nicht in allen Details eine Kopie des großen Bruders. In der Schule wurden die Lieder der sowjetischen Pioniere gesungen. Russisch war die erste und oft einzige Fremdsprache. Im Kino und im Fernsehen liefen sowjetische Filme und es gab in den großen Städten Buchhandlungen eigens für Sowjetliteratur. Doch so kamen auch viele interessante Impulse ins Land. Die kulturelle Landschaft der Sowjetunion war trotz aller Reglementierungen zu allen Zeiten sehr vielfältig.

Folgen von Perestroika und Glasnost

Im März 1985 begann mit der Wahl Michail Gorbatschows zum sowjetischen Parteichef im gesamten Ostblock der Wind der Veränderung zu wehen. Die SED-Führung sah den Grundpfeiler ihrer Macht dahinbröckeln. Als die Menschenmassen im Oktober 1989 endlich auf die Straße gingen, blieben die sowjetischen Panzer, anders als am 17. Juni 1953, in den Kasernen. Dies machte den Weg frei für einen demokratischen Umbruch in der DDR und letztlich für die Wiedervereinigung Deutschlands.

Nachfolgend stellen wir zwei besondere Objekte aus der Sonderausstellung vor.

Warnschild »Halt! Schiesen«

Absperrungen und Verbotsschilder in Wäldern und auf Feldern waren in der DDR keine Seltenheit. Wer gerne in der Natur spazieren ging oder sich auf Pilzsuche begab, stieß zwischen Mecklenburg und dem Thüringer Wald überall auf Warnschilder, die auf militärische Sperrgebiete hinwiesen. Genutzt wurden diese Gebiete teils von Truppen der DDR, zum größeren Teil aber von der sowjetischen Armee.

Selbstgeschriebene Warnschilder wurden dort platziert, wo Truppenübungsplätze von Soldaten eigenmächtig ausgeweitet wurden. Die Bevölkerung hatte sich an den Zustand gewöhnt. Trotz des martialischen Anscheins wurden die Verbotsschilder im Wald nicht allzu ernst genommen, zumal wenn sie falsch geschrieben waren oder sich dort eine gute Pilzstelle befand.

Gelbes Warnschild mit der Aufschrift »HALT! SCHIESEN«

Koffer eines heimgekehrten sowjetischen Soldaten

Der bunt verzierte Koffer aus der Sammlung des Museums Berlin-Karlshorst steht für die Sehnsucht nach der Heimat. Denn über die Jahre gerechnet waren von 1945 bis 1994 geschätzt 10 Millionen sowjetische Soldaten in der DDR stationiert. Und der Dienst war hart. Die Soldaten waren in riesigen Schlafsälen für bis zu 100 Mann untergebracht. Eine Privatsphäre gab es nicht, sogar die Post wurde kontrolliert. Die Verpflegung war miserabel und Alkohol streng verboten. Für Wehrpflichtige gab es keinen Ausgang. Wer Glück hatte, wurde im Verlauf der zweijährigen Dienstzeit einige Male in Gruppen in den Zoo oder ein Museum geführt. Eine zusätzliche Belastung der Wehrpflichtigen waren die Schikanen der älteren Jahrgänge gegenüber den jüngeren Jahrgängen. Viele träumten vom Tag der Heimkehr.

In der Freizeit bastelten sie Gegenstände, die sie an die Heimkehr denken ließen. Beliebt waren bunt verzierte Koffer. Rafkat Latypow (geboren 1964 im Ural) diente von 1982 bis 1984 bei den sowjetischen Luftstreitkräften in der DDR. Er verzierte seinen Heimkehrerkoffer mit den Wappen der DDR und der Sowjetunion sowie mit dem Emblem der GSSD und einer Tupolew Tu-154 der sowjetischen Fluggesellschaft Aeroflot.

Verzierter Koffer

Die Sonderausstellung »Kleiner Bruder, großer Bruder – Die DDR und die Sowjetunion« entstand in Kooperation mit dem Museum Berlin-Karlshorst und ist vom 26. Oktober 2023 bis zum 15. Juli 2024 innerhalb der Dauerausstellung des DDR Museum zu sehen.

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