DDR-Design

Maximal Multipel – Die HBM 250 »Multimax« aus Sebnitz

Fachjournalist und Experte des ostdeutschen Produktdesigns Günter Höhne schreibt für den Museumsblog des DDR Museum. Diesmal stellt er die Sebnitzer Handbohrmaschine HBM 250 »Multimax« vor. (23.04.2019)
HBM »Multimax« Bohrmaschine in Orange, Blau und Grün

Abb.: HBM »Multimax« Bohrmaschine (Foto: Günter Höhne)

 

Wenn einer den »dicken Max« macht, steckt meist nicht viel dahinter. Anders bei der auf den ersten Blick eher zurückhaltend erscheinenden Handbohrmaschine HBM 250 »Multimax«. 1963 erstmals aus dem VEB Elektrowerkzeuge und Apparate Sebnitz (Ostsachsen) in das Licht der Geschäftsauslagen tretend, machte sie ihrem kühnen Namen alle Ehre und dies sehr lange: bis in die letzten Tage der DDR 1989/90 hinein. Sie war tatsächlich ziemlich »maximal multipel«, also vielfältig verwendbar und dies zunehmend über alle ihre mehr als 25 Lebensjahre hinweg. Die zunächst schlichte Bohrpistole für Haushalt und Hobby wurde ständig technisch-elektronisch nachgerüstet und schrittweise mit zahlreichem modularen Zubehör versehen. So zunächst einem Schlagbohr-Vorsatz, später mit Schleifblock, Kreis- und Stichsägen oder auch Heckenschere und Sonstigem mehr.

 

HBM »Multimax«-Bohrmaschine mit Schlagbohraufsatz

Abb.: HBM »Multimax«-Bohrmaschine mit Schlagbohraufsatz (Foto: Günter Höhne)

 

Allerdings war die mit Netzstrom zu betreibende HBM 250 (250 stand für die eher bescheidene Watt-Stärke) mit ihren 123,70 Mark »Endverbraucherpreis« (EVP) wie manches andere hochbegehrte technische Konsumgut nicht immer »einfach so« im Handel erhältlich und schon gar nicht in einer bestimmten Farbe ihres Kunststoffgehäuses. Vorherrschend wurde sie in unscheinbarem Grau oder Beige ausgeliefert.

 

HBM »Mulimax« mit Kreissäge-Aufsatz

Abb.: HBM »Mulimax« mit Kreissäge-Aufsatz (Foto: Günter Höhne)

 

Dabei hatte sich Wolfgang Dyroff als Formentwerfer und fröhlicher Farbgeber so viel Mühe gegeben. Der 1923 geborene Thüringer und spätere Wahlberliner war einer der ersten in der DDR an einem Hochschulinstitut ausgebildeten Industrie-formgestalter und als vielfältiger und erfolgreicher Produktdesigner selbst ein »Multimax«. Viele heutige DDR-Designklassiker stammen von seinem Reißbrett. 2018 ist er im Alter von 95 Jahren gestorben.

 

Wolfgang Dyoff

Abb.: Wolfgang Dyoff (Foto: Günter Höhne)

Über Günter Höhne:

Günter Höhne ist Autor mehrerer DDR-Design Bücher wie »Penti, Erika und Bebo Sher«, »Wohnungen für alle: Vom Leben im Plattenbau« und »Das große Lexikon: DDR-Design«. Seine zuletzt im Komet Verlag erschienen und kurzzeitig vergriffenen beiden Bände mit dem Titel DDR Design (Untertitel: Kultur im Heim bzw. Arbeit, Freizeit, Ferien) sind jüngst im Originalformat bei Bild und Heimat, Berlin neu aufgelegt worden. Einige seiner Bücher sind auch vor Ort in unserem Museumsshop erhältlich.

 

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