DDR-Design

Filmprojektor "Weimar 3"

Der Fachjournalist und Experte für die Produktgestaltung der DDR Günter Höhne schreibt für den Museumsblog des DDR Museums. Dieses Mal geht es um den Filmprojektor "Weimar 3". (07.03.2018)

Ein Projektor – nicht selten schöner als der Film

Wenn Weimars Ruf als Klassikerstadt zitiert wird, lockt dies Namen wie Goethe, Schiller, Herder, Wieland, Liszt oder auch Nietzsche aus dem Gedächtnis. Im 20. Jahrhundert, in den Jahren zwischen 1945 und 1990, war Weimar aber auch eine Stadt von Produkt- und Designklassikern der DDR. Landwirtschaftsgeräte und Bagger kamen aus dem VEB Weimar-Werk, im VEB Uhrenwerk Weimar wurden Legionen von Wand- und Tisch-Chronometern entworfen und weltweit vertrieben, darunter auch Raumschmuck-Abnormitäten wie die „tickende Bratpfanne“. Der VEB Feingerätewerk Weimar wiederum stand für exzellente Film- und Fototechnik, so die Weimarlux-Belichtungsmesser – und den 8 mm-Schmalfilmprojektor Weimar 3. Dieser zauberte vor 60 Jahren, also 1958, das erste Mal Amateurfilm-Seligkeiten, aber auch käuflich zu erwerbendes Zelluloid-Kulturgut auf die häuslichen Leinwände zwischen Ahrenshoop und Zittau.

Wie aus einem Guss

Bevor man ihn in Betrieb setzte, war er allein schon ein echter Hingucker mit seinem softig geformten, handschmeichelnden Gehäuse aus solidem Aluminiumguss, von glänzendem Hammerschlag-Lack überzogen. Der Clou, die Krönung des Ganzen: man konnte ihn ganz einfach beim Schopfe packen, um ihn aufzustellen. Die hintere der beiden Lüftungschlitz-Klappen über der Projektionslampen-Einheit ließ sich nämlich zum Tragegriff hochklappen. Das Ganze vollendet harmonisch gestaltet, eben wie aus einem (Aluminium-)Guss. So schön und praktisch, dass der Weimar 3 auch in Westdeutschland ein Kassenschlager wurde, etwa beim Versandhändler Neckermann. Bei diesem eine der beliebten Ferienreisen zu buchen, blieb den Schöpfern des Weimar 3 allerdings verwehrt. Sie mussten wie auch ihre einheimischen Kunden mit Ostseestrand, Balaton, Rennsteig oder Hoher Tatra vorlieb nehmen und zu Hause eben ihre Schmalfilmkünste von dort genießen. Was sie auch gerne taten.

Text und Fotos: Günter Höhne

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