Schon seit 1706 gab es in Berlin einen russischen Gesandten. Das nur 300 Meter vom Brandenburger Tor entfernte spätbarocke Kurlandpalais wurde 1831 an den russischen Staat vermietet und 1837 mitsamt dem Inventar gekauft. Aus St. Petersburg wurden sogar die Fensterscheiben und Dacheisen geliefert. Zudem wurde auf 146 Fuhrwerken russische Erde herbeigeschafft, die man symbolisch auf den Baugrund der dort entstehenden, russisch-orthodoxen Kirche aufschüttete.
Bis zur Zerstörung Berlins im Zweiten Weltkrieg blieb das Gebäude ein Teil des preußischen Prachtboulevards »Unter den Linden«, umsäumt von Botschaften anderer Staaten und preußisch-deutscher Regierungsgebäude. Nach der Befreiung Berlins durch die Rote Armee spielte das ausgebrannte Haus zunächst keine Rolle, denn die zentralen Besatzungsbehörden residierten im Gebäude des heutigen Deutsch-Russischen Museums in Berlin-Karlshorst. Seit 1947 plante man ein »Haus der Sowjetunion« und dachte dabei wohl an eine diplomatische Repräsentanz für ein wiedervereinigtes Deutschland. Schließlich wurde am 15. Oktober 1949 die eine Woche zuvor gegründete Deutsche Demokratische Republik diplomatisch anerkannt. Doch der sowjetische Botschafter war weit mehr als ein gewöhnlicher Diplomat. Der Hausherr des Prunkbaus Unter den Linden 63-65 war ein wichtiger Teil des internen Machtgefüges der DDR.
Diese hervorgehobene Position spiegelte sich auch in der Architektur und im Interieur des Botschaftsgebäudes wider. Durch goldene, von Kandelabern gesäumte Tore betreten Gäste zu festlichen Anlässen das Vestibül mit viel Spiegelglas und silbernen Pilastern, schreiten über die mit Teppichen ausgelegten Treppen hinauf und gelangen in den großen Festsaal. Den Hauptschmuck des Raumes bildet ein über die ganze Wandhöhe gehendes Glasgemälde von 1950. Es zeigt unter einem bunten Regenbogen den Moskauer Spasskijturm, den Haupteingang zum Kreml. Zu jeder Stunde erklingt das Läuten des Kremlturms, zeitgleich mit dem Glockenspiel in Moskau. Auch die anderen Räume schwelgen in Mamor und Stuck. Es blinken und blitzen vergoldete Säulen und bronzene Wandleuchten, die großen Fenster sind mit schweren, kunstvoll gerafften Stoffen verhängt. Alles strahlt Reichtum, Macht und Würde aus. Der Arbeiter- und Bauernstaat präsentierte sich wie eine absolutistische Monarchie des 18. Jahrhunderts.
Das Bauwerk und die Innengestaltung, die sich seit der Eröffnung im Jahr 1952 wenig geändert haben, symbolisieren bewusst oder gezielt die Großmachtpolitik Russlands, die seit 1917 eine Symbiose mit der kommunistischen Ideologie der Menschheitserlösung eingegangen war. Lediglich die 1977 zwischen den Blumenrabatten und Silbertannen gestellte marmorne Leninbüste verschwand nach der Auflösung der Sowjetunion. Stattdessen weht auf dem hohen Turm wieder das weiß-blau-rote Zarenbanner.
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