Was bleibt von der DDR?

100 Orte der DDR-Geschichte

Martin Kaule und Dr. Stefan Wolle laden ein zum Spaziergang durch die DDR. Mit „100 Orte der DDR-Geschichte“ (2018) begeben sie sich auf eine fiktive Reise zu vergessenen Schauplätzen des vergangenen Staates und ihrem heutigen Erscheinungsbild. (21.03.2018)

Wohin geht es?

Die Auswahl der Top 100 ist eine ausgeglichene Mischung aus Orten des privaten Lebens und denen der Öffentlichkeit. Außerdem stellt sie einen guten geografischen Querschnitt durch die DDR dar und bezieht besonders bekannte sowie auch unscheinbare lokale Objekte mit ein. Manche davon sind konkret und präsent, andere eher abstrakt und stellvertretend für ein Thema oder ein Gefühl. Der Leser findet die Schauplätze im Wandel der Zeit und stößt dabei immer wieder auf spannende Veränderungen. Einige Orte sind kaum wiederzuerkennen oder existieren gar nicht mehr während auf anderen Bildern zuerst die Qualität und Farbe des Fotos auf den zeitlichen Unterschied verweist.

Wie kommen wir dahin?

Jeder Ort wird auf einer Doppelseite übersichtlich präsentiert. Strukturiert sind sie durch thematische Kategorien von „SED-Staatsmacht“ und „Ideologie“ über „Deutsche Teilung“ oder „Wirtschaft“ bis hin zu „Kultur“ und „Wohnen. Der präzise aber unterhaltsame Schreibstil liest sich unbeschwert. Die Autoren lassen jeden Schauplatz seine eigene kleine Geschichte der DDR erzählen und gewähren so einen umfassenden Einblick in das Leben im Osten. Dabei ist es faszinierend, wie manche graue Fassade mit lebhaften Erinnerungen gefüllt wird oder wie eintönige Bauten durch ihre pikanten Geschichten plötzlich interessant und spannend wirken. Mit den bereitgestellten Fakten und Daten kann lässt sich das historisches Wissen aufbessern, während durch die begleitenden Bilder sogar einen Hauch der Atmosphäre von damals nachempfunden werden kann.

Persönliche Reiseempfehlung!

Mein persönlicher Favorit ist das DEFA-Gelände in Potsdam Babelsberg. Für mich ist die Filmgeschichte der Landeshauptstadt als Wahlpotsdamerin besonders spannend. Als Aushilfe im Filmpark konnte ich die Medienstadt persönlich etwas kennenlernen. Es ist sozusagen ein Ort der die Geschichte der Geschichten erzählt, die auf dem Filmgelände geschaffen wurden.
Beim Lesen findet jeder ein paar Lieblingsorte, die er vielleicht selber oder aus Erzählungen kennt aber auch das Lernen über die Orte ohne persönlichen Bezug ist lohnenswert.  Die schlafenden Stätten der Geschichte werden hier zum Leben erweckt und wer ein bisschen vom Sofa aus in Erinnerungen schwelgend durch die DDR wandern möchte, sollte dieses Buch lesen: „100 Orte der DDR-Geschichte“ erscheint am 21.März im Ch. Links Verlag

Text von Lisa Heinrich
Foto: Ch. Links Verlag

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