Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann die Olympische Bewegung in den jeweiligen Besatzungszonen durch die Gründung eines provisorischen Olympischen Ausschusses. Da dieser jedoch nicht durch das Internationale Olympische Komitee anerkannt wurde, konnten die deutschen Sportler*innen an den ersten olympischen Spielen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht teilnehmen. In der Folgezeit wurden in den beiden deutschen Staaten jeweils Nationale Olympische Komitees gegründet. Da jedoch nur das zuerst gegründete, westdeutsche Komitee anerkannt wurde, durften dementsprechend nur westdeutsche Sportler*innen bei den Sommerspielen 1952 in Helsinki teilnehmen.
Abb.: Zugangskarte für das Olympische Dorf 1960 in Rom mit Flagge der gesamtdeutschen Olympiamannschaft
Das IOC drängte die beiden deutschen Staaten daraufhin zur Bildung einer gemeinsamen Lösung für die folgenden olympischen Turniere. Fortan nahm also eine gesamtdeutsche Mannschaft an den Spielen zwischen 1956 und 1968 teil. Da man sich nicht auf eine einheitliche Nationalhymne einigen konnte, wurde bei Bedarf ein Auszug aus Beethovens „Ode an die Freude“ gespielt. Auch im Bezug auf die Nationalflagge, hatte man ähnliche Schwierigkeiten. Da keiner der deutschen Staaten die Flagge des anderen akzeptierte, kreierte man für die Jahre der gesamtdeutschen Teilnahme eine Flagge in den deutschen Nationalfarben und mittiger Abbildung der fünf olympischen Ringe.
Zur Olympiade 1972 in München traten dann erstmals zwei deutsche Mannschaften unabhängig voneinander an. Der deutsch-deutsche Wettbewerb um die prestigeträchtigen Medaillenplätze wurde somit eröffnet. Am Ende des olympischen Turniers stand die DDR im Medaillenspiegel hinter der Sowjetunion und den USA auf dem dritten Platz, gefolgt vom großen Konkurrenten aus der Bundesrepublik. Vier Jahre später, im kanadischen Montreal schaffte es die DDR in der Gesamtwertung gar auf den zweiten Platz und verdrängte die USA auf den dritten Platz. Die Mannschaft aus der Bundesrepublik, wurde wie beim Turnier im eigenen Land, Vierter.
Abb.: Geamtausgabe über die XX. Olympiade 1972, herausgegeben vom Sportverlag Berlin, 2. Auflage, 1974
Die Olympischen Spiele im Jahr 1980 sollten eigentlich ein Höhepunkt der ostdeutschen Olympiabewegung werden. Die Spiele in Moskau wurden jedoch von 42 westlichen Staaten boykottiert. Da die Konkurrenz aus dem Westen nicht antrat, dominierten die sowjetischen und deutschen Sportler*innen nahezu in jeder Sportart. Zusammen errangen sie mehr als die Hälfte aller Medaillen. In der Endwertung stand die DDR hinter dem »Großen Bruder« Sowjetunion wie vier Jahre zuvor auf dem zweiten Platz.
Nach den Boykottspielen von Moskau kam es vier Jahre später zum Gegenboykott des sozialistischen Lagers bei den Olympischen Spielen in Los Angeles. Die dritten Boykottspiele in Folge zwangen das IOC zum Umdenken. Dies und der sich entspannende Konflikt der Supermächte sorgten in der Folgezeit für mehr Toleranz und einer Öffnung.
Abb.: Dreieckswimpel aus Stoff mit Kordel in den Nationalfarben der DDR, Armeesportklub Vorwärts Potsdam
Bei den Sommerspielen im südkoreanischen Seoul im Jahr 1988 waren nach über einem Jahrzehnt wieder (fast) alle Nationen vertreten. Bei diesen letzten Spielen vor der deutschen Wiedervereinigung errangen die Sportler*innen aus der DDR wieder den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Die bundesdeutschen Athlet*innen mussten sich in der Gesamtwertung den Gastgeber*innen aus Südkorea geschlagen geben und erreichten den fünften Platz. Bei den darauffolgenden Spielen in Barcelona 1992 trat dann wieder eine gesamtdeutsche Mannschaft an und erreichte einen guten dritten Platz. Die Streitigkeiten um Flagge und Nationalhymne gehörten, wie die Teilung Deutschlands, der Vergangenheit an.
Anmerkung der Redaktion: Der Blogbeitrag erschien erstmals am 11. August 2016.