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Margot Honecker – Die Frau an seiner Seite

Helmut Müller-Enbergs ist Diplompolitologe. Er promovierte 2007 an der TU Chemnitz und arbeitet seit 1992 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Bildung und Forschung der Stasi-Unterlagen-Behörde. Ferner ist er Lehrbeauftragter an der Landesverteidigungsakademie in Wien, an der Fachhochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung und an der Gustav-Siewerth-Akademie.
(23.06.2016)

Helmut Müller-Enbergs ist Diplompolitologe. Er promovierte 2007 an der TU Chemnitz und arbeitet seit 1992 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Bildung und Forschung der Stasi-Unterlagen-Behörde. Ferner ist er Lehrbeauftragter an der Landesverteidigungsakademie in Wien, an der Fachhochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung und an der Gustav-Siewerth-Akademie.

Der Autor befasst sich in seinem Aufsatz gleich mit zwei historischen Persönlichkeiten: Margot Honecker und Hans-Dietrich Genscher. Anlass für diese Auseinandersetzung ist deren Verbindung zu Lebzeiten und deren Tod am 31. März (Genscher) und 6. Mai (Margot Honecker) 2016. Im Folgenden sollen seine Ausführungen betrachtet werden.

Margot Honecker wurde am 17. April 1927 in Halle geboren, Genscher drei Wochen früher in später eingemeindeten Reideburg. Beide durchliefen in ihrer Jugend zwei ideologische Prägungen: den Nationalsozialismus und den Sozialismus. Sie trafen sich beim sozialistischen Jugendausschuss mit 18 Jahren. Margot Honecker war bereits Mitglied der Kommunistischen Partei, Genscher kurz darauf der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands. Beide durchliefen eine Vorprägung durch die FDJ, 1946 waren beide bereits Mitglied des Sekretariats des FDJ-Kreisvorstandes. Margot Honecker war Sekretärin für Kultur und Erziehung. Noch im gleichen Jahr wurde sie Sekretärin des Zentralrates der FDJ und Vorsitzende der Pionierorganisation Ernst Thälmann. Die Entwicklung der frühen Bekannten verlief fortan konträr. Sie machte Karriere in der DDR, er im Westen bei der FDP.

In Moskau lernte Margot Honecker den verheirateten Erich kennen, damals der Vorsitzende der FDJ. Sie gingen eine Affäre ein, aus der die gemeinsame Tochter Sonja hervorging. Als Honeckers Ehefrau die Parteispitze um Unterstützung bat, kam der Vorsitzende der SED, Walter Ulbricht, nicht mehr umhin dem Ehebrecher die Scheidung zu empfehlen. Nach dieser ging Erich Honecker mit Margot seine dritte Ehe ein.

Für beide begann nun eine große Karriere in der SED. Nachdem beide ihren „ideologischen Ritterschlag“ an der Parteihochschule Moskau erhalten hatten, wurde sie Abteilungsleiterin im Ministerium für Volksbildung, er Kandidat des Politbüros. Von dort stieg Honecker zum zweitwichtigsten Mann der SED auf. Frau Honecker wurde alsbald Ministerin für Volksbildung.

Hans-Dietrich Genscher hatte währenddessen seine Parteikarriere im Westen gestartet, 1959 war er Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, danach Bundesgeschäftsführer der FDP. Letztlich wurde Genscher sowohl Innenminister als auch von 1974 bis 1992 Außenminister der Bundesrepublik.

In ihrer Zeit als Ministerin konnte Margot Honecker den Einfluss des Zentralkomitees der SED auf ihre Tätigkeit recht geringhalten, nicht zuletzt aufgrund ihrer außergewöhnlichen Stellung seit 1971 als First Lady der DDR. Ihr Name wird heute neben der Weisung gegenüber etwa 300.000 Lehrern verbunden mit dem Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau und dem Wehrkundeunterricht. Sie gestaltete als eine der ausschlaggebenden Kräfte die Erziehung zum „sozialistischen Menschen“ mit.

Als sich die Stimmung selbst in der Sowjetunion wandelte und Gorbatschow Glasnost und Perestroika verkündete, zog das Honecker-Ehepaar nicht mit. Erst Ende 1989 wurde Honecker seinen Funktionen enthoben und sogar aus der Partei ausgeschlossen, Margot trat im Februar 1990 aus der SED aus. Nach einer Zeit unter der Obhut der chilenischen Botschaft in Moskau, musste Erich Honecker in Untersuchungshaft im wiedervereinigten Deutschland. Margot reiste 1992 nach Chile aus, ihr Mann folgte ihr ein Jahr später nach seiner Haftentlassung.

Während Margot Honeckers Karriere Ende 1989 beendet war, war Genscher als Außenminister am Fall der Mauer und der Wiedervereinigung beteiligt.

Der Ansatz des Aufsatzes, die Lebenswege von Genscher und Margot Honecker zu vergleichen, erschließt sich nicht ganz. In den Ausführungen des Autors steht eindeutig, wie schon in der Überschrift, Margot Honecker im Fokus. Die Biografie Genschers kommt dabei zu kurz. Darüber hinaus wird nicht klar, weshalb gerade diese beiden Persönlichkeiten verglichen werden, sieht man einmal von den eingangs erwähnten Parallelen ab.

 

(Bild vom Schulanfang 1980: Vwpolonia75 (Jens K. Müller, Hamburg))


 

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