1977 erfährt das Zentralkomitee: Der »Rückstand zur internationalen Spitze« beträgt in der Mikroelektronik »bis zu neun Jahre«. Der Bericht löst Alarm aus. Man versucht es mit Industriespionage und versenkt Milliarden in der Forschung. 1988 wird der 1-Megabit-Mikrochip »U61000« präsentiert, der ca. 35 eng beschriebene Schreibmaschinenseiten speichern konnte.
Der 1-Megabit-Speicherchip »U61000« wurde auch entwickelt, um die Exportfähigkeit des DDR-Maschinenbaus aufrecht zu erhalten.
Der 1-Megabit-Speicherchip mit transparenter Abdeckung.
Das »Forschungszentrum für Mikroelektronik« in Dresden stellt den Speicherchip nur in geringer Stückzahl her. Pro Stück wäre er 100-mal so teuer gewesen wie sein westlicher Zwillingsbruder, der schon zwei Jahre in Massen laufen konnte und der von dem japanischen Toshiba-Konzern stammt. Der 4-Megabit-Chip ist dort bereits in Entwicklung.
Die Wirtschaftsordnung der DDR hier mit dem Begriff des Scheiterns zu unterlegen ist sicher nicht aus der Luft gegriffen, obwohl gerade in der Mikroelektronik die DDR-Führung alles daran setzte, den Anschluss nicht völlig zu verlieren. Der exportorientierte Maschinenbau der DDR bekam aufgrund hoffnungslos veralteter elektronischer Komponenten im beginnenden CAD / CAM-Zeitalter immer mehr Absatzschwierigkeiten bzw. sanken die Gewinnmargen, da im Westen zugekauft werden musste.
Auf dem unteren Foto ist die Übergabe des 1-Megabit-Chips vom VEB Carl Zeiss Jena an Erich Honecker am 12.09.1988 zu sehen. Sie fand in einem Sitzungssaal im Staatsratsgebäude am Berliner Marx-Engels-Platz 1 statt.
Bernd Junghans (3.v.l.) und Jens Knobloch (4.v.l.) präsentieren dem Politbüro um Erich Honecker und Günter Mittag (2.v.r.) den Schaltkreisplan des U61000. Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1988-0912-400 / Franke, Klaus / CC-BY-SA 3.0
Anmerkung der Redaktion: Der Artikel erschien erstmals am 16. Januar 2014.