Im Rahmen des Aufbaus der DDR-Wirtschaft begann die Regierung im Jahr 1954 mit der Förderung von verschiedenen Industriezweigen, die dem "wissenschaftlich technischen Fortschritt" dienen sollten. Als arbeitsintensiver Industriezweig war der Flugzeugbau dazu besonders geeignet, da er kaum Rohstoffe benötigt (die schlechte Rohstofflage der DDR zwang zu Importen und damit zu Abhängigkeit).
Mehr als 60% der deutschen Luftfahrtindustrie hatten vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges ihren Standort auf dem Gebiet der späteren DDR. Daher war auch ausreichend qualifiziertes Personal vorhanden. Die Entscheidungsträger hofften auf einen Wissenstransfer zurück in andere Industriezweige. Auch darf man die Luftfahrtindustrie als Prestigeobjekt zur Stärkung des sozialistischen Systems nicht unterschätzen. Alles in allem beruhten die Überlegungen ebenso auf der Tatsache, dass der Flugverkehr weltweit aufgrund von steigenden Passagierzahlen, schnelleren Flugzeugen und hohen Umsätzen zukunftsträchtig war. 1958 benutzten weltweit mehr als 100 Millionen Passagiere das Flugzeug. 1954 wurde mit der britischen Comet das erste Strahlverkehrsflugzeug der Welt in Dienst gestellt. 1956 folgte die russische TU104. An dieser rasanten Entwicklung wollte die DDR teilhaben. Gegeneinwände, wie die unsichere Finanzierung wurden auch diskutiert. Man war sich darüber im Klaren, dass die Luftfahrtindustrie bis zum Verkauf von Flugzeugen enormer staatlicher Zuschüsse bedurfte. Danach rechnete man mit großen Gewinnen. Mit der Gründung der "Deutschen Lufthansa der DDR" 1954 und der "Interflug" (Charterfluggesellschaft) 1955 war dann der Weg für den zivilen Luftverkehr geebnet.
Dieser gesamtdeutsch erste Jet spiegelt am besten die Ambivalenz zwischen den hochgesteckten Zielen und den geringen realen Möglichkeiten der Flugzeugindustrie wieder. Im Ausland fand das Flugzeug, vor allem nach der Präsentation auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1958, eine große Resonanz. Das bestätigt auch ein Artikel in der Zeitung "Die Welt", in dem dessen Existenz mit dem Sputnikschock von 1957 verglichen wurde. Mit Ausnahme der Instrumente entsprach das Flugzeug 152, wie es meist in der Literatur genannt wird, zur Zeit seiner Vorstellung durchaus internationalem Niveau. Dieses Mittelstreckenverkehrsflugzeug mit seinen vier Turbinenluftstrahltriebwerken und einer maximalen Startmasse von 48t sollte die Grundlage einer ganzen Luftfahrtindustrie bilden. Das Foto zweigt den Roll-out der „152/I V-1“ am 1. Mai 1958.
Für unsere Sammlung suchen wir noch das abgebildete Deutsche Lufthansa-Spielzeugmodell des "Flugzeugs 152". Können Sie uns helfen?
Bildquelle: Bundesarchiv (Bild 183-54953-0004)