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Interview Eric Strohmeier-Wimmer – Wissenschaftlicher Leiter der Sammlung

Wir freuen uns, den neuen wissenschaftlichen Leiter der Sammlung des DDR Museum vorzustellen. Eric Strohmeier-Wimmer ist seit April in unserer Sammlung tätig und hat uns 10 Fragen beantwortet. (30.08.2022)

Eric Strohmeier-Wimmer, Jahrgang 1979, leitet seit April dieses Jahres die Sammlung des DDR Museum – eine der weltweit größten DDR-Sammlungen überhaupt. Sein Studium der Geschichte, Jüdischen Studien und Religionswissenschaft an der Universität Potsdam beendete Eric mit einer Abschlussarbeit zum Thema »Wehrerziehung in den Schulen der DDR 1952-1978«. Während des Studiums entwickelte er seine Passion für Zeitgeschichte und die Geschichte der DDR, die er auf seinen weiteren beruflichen Stationen noch vertiefte. So arbeitete er als freier wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Schriftleitung des Militärgeschichtlichen Forschungsamts (MGFA) sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich »Militärgeschichte nach 1945« des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), dem Nachfolger des MGFA. Bevor Eric zum DDR Museum stieß war er als wissenschaftlicher Volontär im Museum Neukölln tätig. Wir freuen uns sehr darüber, dass Eric unser Team bereichert. Zum Kennenlernen haben wir ihm 10 Fragen gestellt:

Eric Strohmeier-Wimmer in der Sammlung des DDR Museum

Was sind deine Aufgaben als Wissenschaftlicher Sammlungsleiter im DDR Museum?

Die Sammlung des DDR Museum gehört zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen zur Alltagsgeschichte des untergegangenen SED-Staates. Meine Aufgaben im Museum ist es, diesen kulturhistorischen Schatz zu bewahren und zu verwalten. Dazu gehört die Einwerbung, Annahme, wissenschaftliche Aufbereitung und Inventarisierung von Spenden; die Bearbeitung von Leihanfragen aus dem In- und Ausland sowie die Betreuung der Objektdatenbank des Museums.

Was gefällt dir besonders an deinem Job?

Der tägliche Umgang mit Geschichte und Geschichten aus dem Alltag der DDR begeistert mich am meisten an meiner Tätigkeit. Jeden Tag entdecke ich so neue Facetten der reichhaltigen ostdeutschen Historie. 

Was ist das kurioseste Objekt in der Sammlung?

Für mich gehört eine ganze Gruppe von Hinterlassenschaften aus der DDR zu den kuriosesten Gegenständen, die wir in unserem Depot verwahren. Es ist die riesige Menge an Orden, Abzeichen, Plaketten und Medaillen mit denen der SED-Staat seine Bürger*innen als Anerkennung für erbrachte Leistungen regelrecht überschüttet hat. Ich sehe darin eine Form der symbolischen Teilhabe an politischer bzw. gesellschaftlicher Macht durch die SED. 

Hast du einen persönlichen Bezug zur DDR?

Ich habe Geschichte an der Universität Potsdam studiert, dort hat sich mein Interesse an der Geschichte der DDR entwickelt. Seitdem bildete der SED-Staat in gewisser Weise das Gravitationszentrum meiner geschichtswissenschaftlichen Betätigung, in der ich mich hauptsächlich mit den beiden deutschen Staaten in der Zeit von 1949 bis 1989 befasset habe.

Mein Fokus lag bei der Beschäftigung mit Geschichte der DDR vor allem auf der Erforschung der Wechselbeziehung zwischen Militär, Gewalt und Gesellschaft. Die sogenannten bewaffneten Organe – zu der nicht nur NVA, Volkspolizei oder Grenztruppen gehörten – haben auch für die Alltagsgeschichte des untergegangenen Staates, wie wir sie in unserer Dauerausstellung präsentieren, eine herausragende Bedeutung.

Wenn du etwas aus der Sammlung des DDR Museum mit nach Hause nehmen könntest, was wäre das?

Aus der Sammlung des DDR Museum würde ich am liebsten den Radio-Kassetten-Recorder Stern R160 mitnehmen. Das Design des Recorders hat etwas Besonderes an sich, die Verbindung von Holz und Elektrotechnik finde ich sehr gelungen. Hinzukommt die Tatsache, dass heute wieder vermehrt Musikkassetten produziert werden, die mit dem Stern R160 abgespielt werden können.

Welchem Objekt würdest du für die Sammlung am liebsten Tag und Nacht hinterher jagen?

Was unserer Sammlung fehlt und auch schwer zu bekommen ist, wäre eine Metal-Kutte mit selbstgemachten Patches aus der Heavy Metal-Szene der DDR. In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre stellten die Fans von Schwermetall und Hardrock eine der größten jugendlichen Subkulturen in der DDR dar. Sie gehörten zusammen mit Punks, Gothics, Bluesern und Skinheads zur Lebensrealität ostdeutscher Jugendlicher.

Welche historische Person hat einen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen?

Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington, ein englisch-irischer Adliger, der die europäische Militärgeschichte zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachhaltig prägte. In den napoleonischen Kriegen besiegte er das französische Kaiserreich auf der iberischen Halbinsel und bei Waterloo.

Welchen Hintergrund hast du gerade auf deinem Arbeits-Computer? Warum hast du dich dafür entschieden?

Mein Bildschirmhintergrund zeigt einen Sonnenuntergang am Strand in Kill Devil Hills auf den Outer Banks in North Carolina. Einer der schönsten Orte, die ich bisher besuchen durfte, und eine Erinnerung an eine wundervolle Reise an der Ostküste der USA.   

Was wolltest du werden, als du klein warst?

Als Kind habe ich mich sehr für die Natur begeistert, vor allem für Tiere. Deshalb habe ich mir damals vorgestellt einen Beruf zu ergreifen, in dem ich mit Tieren oder Pflanzen zu tun habe. Die Spannweite reichte dabei vom Tierpfleger bis zum Biologen, der Forschungsreisen zum Amazonas macht.

Wenn du eine Stunde mehr am Tag hättest, was würdest du damit anfangen?

Die gewonnene Zeit würde ich meinen liebsten Menschen widmen.

 

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