Spätestens mit den Romanen von Karl May kam die Begeisterung für den »Wilden Westen« nach Deutschland. Die Hobby-Gruppierung der »Indianistik« breitete sich in der gesamten DDR rasch aus: Bereits 1956 wurde in Karl Mays Geburtsort Radebeul die erste offizielle »Kulturgruppe für Indianistik« registriert, welche sich für die »Lebendige Bewahrung des Kulturgutes der Indianer« einsetzte.
Wenn ein Kind in der DDR mit dem Fort Laramie vom VEB Holzspielwaren Steinach spielte, dann stand primär der Spaß am Spiel im Vordergrund. Die Beschäftigung mit dem freiheitsbejahenden Kulturgut aus Übersee durch erwachsene DDR-Bürger*innen hingegen wurde seitens des Ministeriums für Staatssicherheit durchaus kritisch beobachtet: Inoffizielle Mitarbeiter*innen kontrollierten als Mitglieder in Indianerclubs das Vereinstreiben auf staatskritisches Verhalten.
Sowohl das Indianerfort als auch die Spielfiguren stammen aus den frühen 1970ern. Das gezeigte Fort-Ensemble besteht aus 20 Holzteilen, darunter eine Hütte, ein Brunnen sowie einzelne Zaunelemente. Der Einzelhandelsverkaufspreis (EVP) betrug 22 Mark. Die gezeigten Spielfiguren aus Kunststoff hingegen wurden von der Friedhold Fischer KG gefertigt und kosteten 1,25 M pro Stück. Das Unternehmen wurde 1972 in den VEB Spielzeugland eingegliedert und nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wieder reprivatisiert.
Das Fort Laramie existiert im Übrigen tatsächlich: Der ehemalige Handelsposten und spätere Armeefort befindet sich in Wyoming, USA und wurde im Jahr 1834 gegründet. Das Fort war ein Zufluchtsort für reisende Siedler*innen. Außerdem wurden dort Verträge zwischen der US-Regierung und nahe siedelnden Indianerstämmen geschlossen.
Das Fort Laramie wird aktuell in der Kabinettausstellung des DDR Museum gezeigt. Ebenfalls im Kabinett zu betrachten sind drei Dioramen sowie die Sonderausstellung »Mein Trabi – 26 Zweitakt-Geschichten«. Der Zutritt ist kostenfrei.