DDR-Geschichte

Der Trabant

Das unangefochtene Symbol des DDR-Alltags war der Trabant, zu Deutsch »Begleiter«, und tatsächlich begleitete das Automobil das Leben vieler DDR-Bürger*innen wie ein treuer Freund – zuerst als Traum, denn auf einen Neuwagen musste man bis zu 16 Jahre warten, dann als Statussymbol, fahrbarer Untersatz und Hobby. von Melanie Alperstaedt (02.05.2017)

Die Fahrkartenautomaten in Bus und Bahn hatten ein eigentümliches Funktionsprinzip: Geldeinwurf und Fahrkartenausgabe waren technisch unabhängig voneinander. Man konnte 20 Pfennig hineinwerfen, musste aber nicht. Schwarzfahrer*innen konnte kaum etwas nachgewiesen werden.

Nicht ganz umsonst, aber immer noch preiswert waren die anderen Verkehrsmittel der DDR. Es haperte aber an der Zuverlässigkeit. Die Züge der »Deutschen Reichsbahn«, wie die Staatsbahn der DDR kurioserweise immer noch hieß, waren schmutzig und überfüllt. Schon bei der ersten Schneeflocke fielen sie oft wegen »extremer Witterungsbedingungen« aus. Ähnliches erlebte man mit Bussen und Straßenbahnen. Über die gesamten 40 Jahre seiner Existenz hinweg investierte der Staat wenig in sein Verkehrssystem.

Darum war das eigene Auto auch im Sozialismus der Wunschtraum vieler Menschen. Keineswegs gab es nur den Trabi: In Eisenach wurde der Wartburg gefertigt und aus den sozialistischen Staaten wurden zum Beispiel Škodas und Ladas importiert. Die führenden Persönlichkeiten wurden in der westlichen Luxusmarke Volvo chauffiert.

Doch das unangefochtene Symbol des DDR-Alltags war der Trabant, zu Deutsch »Begleiter«, und tatsächlich begleitete das Automobil das Leben vieler DDR-Bürger*innen wie ein treuer Freund – zuerst als Traum, denn auf einen Neuwagen musste man bis zu 16 Jahre warten, dann als Statussymbol, fahrbarer Untersatz und Hobby.

Der Trabi war simpel konstruiert, so dass die glücklichen Besitzer*innen einer »Rennpappe« die meisten Gebrechen selbst reparieren konnten. Die Karosse aus Duroplast, einer Mischung aus Baumwollfilz und Kunstharz, rostete nicht und sparte teure Tiefziehbleche. Mutig machte sich mancher mit dem Trabi auf große Fahrt, etwa nach Bulgarien, die Reparaturtricks im Kopf. So entwickelten die Trabi-Besitzer ein liebevolles und persönliches Verhältnis zu ihrem Auto.

Der Trabi wurde sogar im Schlager besungen – »Ein himmelblauer Trabant, der fuhr über’s Land ...« – und war auch Gegenstand vieler Witze: »Was ist ein Trabi auf einem Berg? – Ein Wunder!«.

In der Ausstellung des DDR Museum besingt zwar niemand den Trabant, jedoch gibt es die Chance ihn »probezufahren«. Dank einer vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut exklusiv für das DDR Museum entwickelten Technik gibt es die Möglichkeit einer virtuellen Rundfahrt durch eine 60.000 m2 große Plattenbausiedlung. Sogar ganz ohne Führerschein!

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