Veranstaltung

Schöne neue Welt der Vergangenheit

Am gestrigen Dienstag eröffnete das DDR Museum seine neue Sonderausstellung "Aufbruch nach Utopia - Zukunftsvisionen aus der DDR" von Melanie Alperstaedt (19.07.2017)

Fliegende Taxis, gigantische Überschallflugzeuge, rasende Magnetschwebebahnen – in der Zukunft ging es früher sehr rasant zu. Die Atomkraft war noch kein Problem, Umweltschutz unbekannt, soziale Probleme waren angesichts der Überfülle materieller Güter gelöst – so schön waren die Zukunftsvisionen in der DDR in den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Bereits die bunten Bilderwelten im spezifischen Design jener Jahre sind sehenswert. Die Zukunftswelten kamen in der Ästhetik des Comicstrips daher. Diese Mischung von Nostalgie und Phantastik hat einen eigenen Reiz.

Insofern war es ganz sicher eine gute Wahl, die Zukunftsvisionen der DDR zum Gegenstand einer Sonderausstellung zu machen. Das zeigen sowohl die erste Medienresonanz als auch der Besuch der Eröffnungsveranstaltung im Besucherzentrum.

Der Wissenschaftliche Leiter des DDR Museums, Dr. Stefan Wolle, der bereits 2011 ein Buch unter dem Titel „Aufbruch nach Utopia“ veröffentlicht hat, hielt den einleitenden Vortrag. Darin stellte er die technischen Zukunftsmodelle in den Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Utopie des Kommunismus. Grundlegend war die Vision von einem glücklichen Endzustand der Geschichte – dem  vollendeten Kommunismus. Der Weg dorthin war vorgezeichnet durch die ständige Höherentwicklung der Produktivkräfte. Doch dieses Paradies war nicht allein sozial-ökonomisch definiert, sondern sollte von Neuen Menschen bevölkert sein. Trotz der quasi-religiösen Züge dieser Endzeitvision war der Atheismus wichtiger Bestandteil dieser Zukunftsvorstellung. An die Stelle Gottes setzte sich der Mensch selbst.

Der  Vortrag wurde durch reiches Bildmaterial illustriert. Interessant war zum Beispiel ein sowjetisches Plakat mit Juri Gagarin, dem ersten Sowjetkosmonauten, der im Himmel schwebt und triumphierend feststellt: „Boga njet – kein Gott“. Darunter sieht man kläglich geduckt die windschiefen Kreuze von Kirchen und den Halbmond einer Moschee.

Konkreter zur Sonderausstellung ging es dann in den Einleitungsworten des Ausstellungsleiters Sören Marotz. Den roten Faden der 26 Vitrinen bilden ausgewählte Titelseiten der Zeitschrift „Jugend und Technik“, die jeweils mit einem oder mehreren Objekten in Zusammenhang gestellt werden. Die besondere Liebe der Kuratoren gehört offenbar einem Entwurf des Flughafens Berlin-Schönefeld aus dem Jahr 1959. Dazu sieht man ein Spielzeugmodell des Passagierstrahlflugzeugs 152, das damals in der DDR entwickelt worden war. Aus dem Flugzeugprojekt wurde nichts, alle Planungen wurden 1961 abgebrochen und auch der Flughafen Schönefeld harrt immer noch seiner Vollendung. Die Zukunft braucht eben Zeit. 

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