DDR-Musik

Rammstein – Aus der Ost-Punkszene in die Welt

Nach 1989 wollte zunächst keiner mehr Ostrock hören. Die Popularität der Bands der eigenen Jugendzeit wie Silly und Co. stieg erst ab Mitte der 1990er-Jahre wieder an. Auf dem gesamtdeutschen Markt konnten sich nur wenige Gruppen mit ostdeutschen Wurzeln dauerhaft etablieren. Eine davon ist Rammstein. 
(17.10.2017)

Vor der Zeit von Rammstein waren Paul Landers (Gitarre) und Christian »Flake« Lorenz (Keyboard) Mitglieder in der DDR-Punk-Band »Feeling B«, die 1983 in Ost-Berlin gegründet wurde. Aufgrund ihrer dadaistischen Struktur wurde Feeling B den sogenannten »anderen Bands« zugeordnet. Bekannt wurden sie auch über den DEFA-Dokfilm »flüstern und SCHREIEN – Ein Rockreport«, in dem 1988 auch die ostdeutsche Punkszene dargestellt wurde. Der Dokfilm sollte das Pendant zu den amerikanischen Musikfilmen dieser Zeit bilden und infolgedessen die Jugendlichen für die eigene DDR-Musik begeistern. Durch ihren Erfolg durfte Feeling B 1989 das erste offizielle DDR-Punkalbum »Hea Hoa« bei dem einzigen DDR-Label für Popularmusik, Amiga, aufnehmen. Nach der Wende nutzte die Band im Sommer 1989 die neugewonnene Freiheit für eine Westdeutschland-Tournee und bereiste 1993 den Südosten der USA. Jedoch begann Feeling B sich Ende 1993 wegen unterschiedlicher musikalischer Vorstellungen langsam aufzulösen. Im darauffolgenden Jahr schlossen sich erst Paul und dann Flake Rammstein an. Am 1. Mai 1994 fand beim Steinbrücken-Festival das offizielle Feeling B-Abschiedskonzert statt.

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Foto: Jonas Rogowski [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Die Wurzeln von Rammstein

Richard Kruspe (E-Gitarre) ging 1987 nach Westdeutschland und wurde Mitglied der Band »Das elegante Chaos«, zog nach der Wende aber zurück nach Schwerin. Dort spielte er Gitarre in der Band »First Arsch«, in der er den Schlagzeuger Till Lindemann kennenlernte, den späteren Sänger von Rammstein. Nach drei Jahren mit seiner eigenen Band »Orgasm Death Gimmick« gründete Kruspe am 1.1.1994 zusammen mit seinen Mitbewohner Oliver Riedel (Bassist bei »The Inchtabokatables«), Christoph Schneider (Schlagzeuger bei »Die Firma«) und Till Lindemann die Band Rammstein. Der Name »Rammstein« sorgte 1995 schon für den ersten Skandal der Band, da sich dieser auf ein Flugzeugunglück auf der Ramstein Air Base im Jahr 1988 mit 70 Toten bezieht. Mit ihren Liedtexten über sexuellen Missbrauch, Inzest, Kannibalismus und Anspielungen auf NS-Themen geriet die Band mehrmals unter starke Kritik, füllt dennoch bis heute mit ihren spektakulären Bühnenshows und eindrucksvoller Pyrotechnik internationale Konzerthallen.

Ohne DDR kein Rammstein

Am 9. November 2015 erschien die Rammstein-Biografie »Am Anfang war das Feuer“« in der die Bandmitglieder im Kapitel »Ohne die DDR hätte es Rammstein nie gegeben« klar sagen, dass die DDR zur Gründung der Band verholfen hat. Durch die Vernetzung der DDR-Punkszene haben sie sich erst kennenlernen können. Mit ihrem einzigartigen Musikstil wird Rammstein auch als »Neue Deutsche Härte« bezeichnet und feiert bis heute große Erfolge. In ihrer 23-jährigen Bandgeschichte erhielten sie zahlreiche internationale Musikpreise. Ihre Alben »Herzeleid«, »Sehnsucht«, »Live aus Berlin«, »Mutter« und »Reise, Reise« konnten weltweit einen Gold- und Platinstatus erreichen.


Autorin: Julia Baumann

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