Ein Museum ist ein Ort, an dem Geschichten erzählt und Informationen anschaulich für die Öffentlichkeit aufbereitet werden. Diese Vermittlung geschieht zwar nicht ausschließlich, jedoch zu einem großen Teil mithilfe von verschiedensten Objekten. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass jedes Exponat für sich, aber auch im Kontext mit anderen Objekten, eine Vielzahl an Informationen und Daten in sich trägt, die zum Verständnis der jeweiligen Sachverhalte unabdingbar sind. Die Aufgabe eines Museums (insbesondere der Sammlungsabteilung) ist es demnach, diese Informationen dem Objekt so umfassend und tiefgehend wie möglich zu „entlocken“. Grundsätzlich unterscheidet man dabei zwischen intrinsischen und extrinsischen Daten. Was das bedeutet, klären wir im folgenden Beitrag!
Den vollständigen Blogbeitrag zum Thema „Intrinsische Daten“ finden Sie hier.
Extrinsische Daten
Bei der Inventarisierung eines Objekts, also bei der wissenschaftlichen und verwaltungstechnischen Beschäftigung damit (Quelle: Müller-Straten, Christian: Inventarisation. Theorie und Praxis musealer Dokumentation. München:2002. Letzter Zugriff am 07.03.2016), werden neben den sogenannten intrinsischen Daten, auch Primärwerte genannt (Quelle: Müller-Straten, Christian: Inventarisation. Theorie und Praxis musealer Dokumentation. München:2002. Letzter Zugriff am 07.03.2016), zusätzlich die extrinsischen Daten dokumentiert. Man bezeichnet diese auch als Sekundärwerte. Sie beschreiben, im Gegensatz zu den intrinsischen Informationen, die nicht auf den ersten Blick ablesbaren Eigenschaften eines Objekts die nur durch weitere Recherche zu bestimmen sind (Quelle: Hartmann,Manfred. Inventarisierung Dokumentation Bestandsbewahrung.). Die Recherche läuft hierbei durch die Konsultation der verschiedensten Quellen wie z.B. Fachliteratur, Archivalien oder Zeitzeugen. Zu den Sekundärwerten eines Objekts zählt zum Beispiel die Bedeutung des Objekts, dessen Herstellungsgeschichte oder historische Informationen (Deutscher Museumsbund e.V.: Leitfaden für die Dokumentation von Museumsobjekten. Berlin: 2001. Letzter Zugriff am 14.03.2016).
Klassifizierung
Zunächst erfolgt bei der Bestimmung der extrinsischen Daten die Klassifizierung des Objekts bzw. die Einordnung in eine Objektgruppe. Die Leipziger Messemännchen-Figur ist dem Themengebiet Alltagskultur im Unterbereich Wirtschaft zuzuordnen und wird im Sammlungsbereich Hausrat/Dekoration erfasst. Diese Klassifizierungen unterscheiden sich jedoch je nach Museum – so ist jede Sammlung individuell aufgebaut und keine gleicht der anderen. Entsprechend ist das einzelne Objekt immer passgenau in die jeweilige Sammlung einzuordnen. Ein weiterer Punkt, der zu erfassen ist, ist die Objektgeschichte sowie dessen Herkunft. Bei der Figur handelt es sich um eine Spende aus dem Jahr 2015. Somit ist es in den Besitz des DDR Museum übergegangen und unterscheidet sich im Status so von einer Leihgabe.
Historische Informationen
Von besonderer Relevanz sind die historischen Informationen, welche ebenfalls zu den extrinsischen Daten gehören. Das Leipziger Messemännchen war seit 1964 das Maskottchen der in Leipzig statt findenden Messe. Jährlich fanden eine Frühjahrsmesse und eine Herbstmesse mit Ausstellern aus Ost und West statt. Das Messemännchen wurde als Werbefigur vom DDR-Künstler Gerhard Behrendt entworfen, der ebenfalls die Sandmännchen-Figur schuf. Mit seinem Aktenkoffer und dem übergroßen Kopf in Form eines Globusses stellt es einen Handelsreisenden dar. Die blaue Farbe des Anzugs und das Dunkelgelb der Körperteile stehen für die Stadt Leipzig, somit lässt sich das Objekt eindeutig der Region, für die es steht, zuordnen. Der zur Figur gehörende Hut mit dem Logo der Leipziger Messe sowie die Aufschrift des Koffers „Leipziger Messe“ machen diesen Bezug noch deutlicher, fehlen jedoch bei diesem Exemplar. Aufgrund der fehlenden Objektgeschichte lässt sich nicht rekonstruieren, weshalb die Figur dem DDR Museum unvollständig übergeben wurde.
Bedeutung im Originalkontext
Auch die Bedeutung des Objekts in ihrem Originalkontext gehört zu den Sekundärdaten. Das Messemännchen steht somit für die Bestrebungen der DDR, sich international zu positionieren und auch in den wirtschaftlichen Wettbewerb mit anderen (sozialistischen sowie kapitalistischen) Staaten zu treten. Die in Leipzig stattfindenden Universalmessen boten eine Plattform, auf der die DDR ihre wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften präsentieren konnte und somit die Vorzüge und Stärken eines sozialistischen Staates zu verdeutlichen versuchte. Die Besucher, die zum Großteil Staatsbürger der DDR waren, erhielten hingegen einen Blick über die eigenen Staatsgrenzen hinaus: Mit großem Interesse nutzte man die Gelegenheit, sich über Produkte des kapitalistischen Auslands zu informieren und am internationalen Erfahrungsaustausch teilzunehmen. Westeuropäische und bundesdeutsche Unternehmen stellten auf der Leipziger Messe mit dem Ziel aus, Handelskontakte zu den Mitgliedsstaaten des sozialistischen Wirtschaftssystems zu knüpfen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Leipziger Messe gemäß den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen umstrukturiert. Heute zählt die 1991 gegründete Leipziger Messe GmbH mit ihren etwa 35 Messen im Jahr zu den zehn größten Messegesellschaften in Deutschland.
Selbstverständlich gibt es noch eine Vielzahl an weiteren extrinsischen Daten, die ein museales Objekt in sich tragen kann. Einige besonders interessante und einzigartige Exemplare und deren Geschichte können Sie in unserer Dauerausstellung erforschen; so z.B. das Lieblingsobjekt unseres Direktors, das Mangeltagebuch. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!