Aus dem Museum

Neuer Themenbereich "Sichtagitation" in der Dauerausstellung

Das Jahr 2016 war und ist im DDR Museum von vielen Veränderungen geprägt: Am 27. August 2016 eröffnete das DDR Museum seinen dritten Ausstellungsteil „Alltag im Plattenbau“ im Rahmen der Langen Nacht der Museen. Da einige dieser Themen nun im neuen Teil „Alltag im Plattenbau“ untergebracht sind, ergibt sich daraus die Möglichkeit, die bestehende Ausstellung um einige neue Aspekte zu bereichern. Dazu zählt auch das neue Thema "Sichtagitation", welches ich Ihnen im folgenden Text näher vorstellen möchte.
(30.09.2016)

Das Jahr 2016 war und ist im DDR Museum von vielen Veränderungen geprägt: Am 27. August 2016 eröffnete das DDR Museum seinen dritten Ausstellungsteil „Alltag im Plattenbau“ im Rahmen der Langen Nacht der Museen. Da einige dieser Themen nun im neuen Teil „Alltag im Plattenbau“ untergebracht sind, ergibt sich daraus die Möglichkeit, die bestehende Ausstellung um einige neue Aspekte zu bereichern. Dazu zählt auch das neue Thema "Sichtagitation", welches ich Ihnen im folgenden Text näher vorstellen möchte.

 

Der Themenbereich „Wohnen“, der nun in der nachgebauten WBS 70 Wohnung behandelt wird, wird nun ersetzt durch das Thema „Sichtagitation“. Hier wird anhand von prägnanten Motiven und Objekten gezeigt, wie Plakate, Fahnen und Banner mit politischen Parolen den öffentlichen Raum in der DDR prägten. Orte, an denen man Sichtagitation begegnete, waren beispielsweise großbespielte Hauswände, Schaufenster, Fahnenschmuck, sog. „Rote Ecken“ in Betrieben sowie Plakate. Neben Plakaten waren Faltblätter und Broschüren etablierte Medien der politischen Agitation.

 

Politisierung des öffentlichen Raums

Die Propaganda in der DDR diente der sozialistischen Erziehung, verkündete Erfolge und Gedenktage, klärte auf über Freund und Feind und motivierte zu Höchstleistungen. Im Vordergrund der propagandistischen Strategien standen zunächst die Gründungs- und Einheitssymbolik einerseits, der Antifaschismus mit dem Ziel der Abgrenzung vom Westen und der eigenen Vergangenheit andererseits. Die übergeordneten Ziele waren die Diskreditierung der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland beziehungsweise generell aller in den Kalten Krieg verwickelten Westmächte (USA, Kanada, Großbritannien). Die Parolen richteten sich allgemein gegen Kapitalismus und „westlichen Imperialismus". Dieses Feindbild diente vor allem dazu um die eigene Gesellschaftsform aufzuwerten und ein „Wir-Gefühl“ zu befördern.

Es gab allerdings auch andere Themen, mit denen die DDR-Bevölkerung konfrontiert wurde. Hierzu zählten zum Beispiel Personenkult, die Aktivistenbewegung, Anti-Militarismus, das Werben für Massenorganisationen wie FDJ oder FDGB sowie Aufbau-, Plan- und Produktionspropaganda. Auch hierzu finden Sie im neuen Themenbereich beispielhafte Plakatmotive, dargestellt auf einem großformatigen Bildschirm.

 

in staatlicher hand

Politisierende Sichtagitation prägte besonders in den Anfangsjahren der DDR den öffentlichen Raum. Die Kommunikationswege waren begrenzt, somit war neben Printmedien und Radio das Plakat ein verhältnismäßig einflussstarkes Medium. Dementsprechend wurde der Gestaltung ein hohes Maß an Aufmerksamkeit beigemessen – so wurde beim Zentralkomitee der SED eine eigene Abteilung für „Agitprop“ (ein Zusammenschluss der Worte "Agitation" und "Propaganda") eingerichtet. Für die konkrete Herstellung und Verteilung der Sichtwerbung war ein anderes staatliches Organ verantwortlich: Die DEWAG (Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft). Sie verfügte über eine Monopolstellung in der Produktion von Plakaten, Bildern, Transparenten, Spruchbändern und Wandzeichnungen.

 

Die Schlange verführt den Frosch

Das zentrale Objekt in diesem Bereich ist ein Faltblatt mit anti-westlichen Zeichnungen, wovon eine die "Verlockung" des Westens symbolisierende Schlange und einen Frosch darstellt. Die Amphibie steht hier sinnbildlich für den DDR-Bürger. Die Zeichnung trägt den Titel "Raubtierfreiheit" und enthält die Zeilen ""Komm zu uns nach dem Westen", sagte die Schlange zum Frosch / "Hier herrscht die Freiheit. Hier kann man sich mästen!" / Er hopste. / Sie sagte: "Ich bin so frei / und ließ ihn sich schmecken" – dass hiermit Bezug auf die Bundesrepublik Deutschland genommen wird, die DDR-Bürger mit Versprechungen lockt die sie nicht einhalten kann, steht wohl außer Frage. Das angewendete Stilmittel dieser Darstellung ist die Fotomontage nach dem Vorbild des Künstlers John Heartfield, der ab 1957 Mitglied in Gremium des Zentralkommittees der SED zur Beratung der Plakatgestaltung war.

 

 

Das DDR Museum wünscht viel Freude mit dem neuen Ausstellungsbereich!

 

 

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