DDR-Forschung

Die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte

700km weit weg von Berlin und mehrere hundert Kilometer weit weg vom Staatsgebiet der ehemaligen DDR liegt im Südwesten Deutschlands die Barock- und Residenzstadt Rastatt. Sie fragen sich nun sicher, was eine knapp 50.000 Einwohner Stadt in Baden-Württemberg mit unserer Rubrik DDR-Gedenkstätten zu tun hat. Die Stadt Rastatt besitzt im Westen der Bundesrepublik ein Alleinstellungsmerkmal in Bezug auf die DDR-Geschichte. Denn im Barockschloss der Stadt findet sich die „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte“, betrieben durch das Bundesarchiv.
(13.01.2015)

700km weit weg von Berlin und mehrere hundert Kilometer weit weg vom Staatsgebiet der ehemaligen DDR liegt im Südwesten Deutschlands die Barock- und Residenzstadt Rastatt. Sie fragen sich nun sicher, was eine knapp 50.000 Einwohner Stadt in Baden-Württemberg mit unserer Rubrik DDR-Gedenkstätten zu tun hat. Die Stadt Rastatt besitzt im Westen der Bundesrepublik ein Alleinstellungsmerkmal in Bezug auf die DDR-Geschichte. Denn im Barockschloss der Stadt findet sich die „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte“, betrieben durch das Bundesarchiv.

Nun sind wir der Verbindung zur DDR zwar schon auf der Spur, jedoch haben wir diese noch nicht vollkommen erfasst. Wenn wir uns erinnern, so waren im letzten Jahr zum 25. Jubiläum der Friedlichen Revolution die Freiheitsbewegungen in der DDR omnipräsent. Sie gehörten zu den wichtigsten Freiheitsbewegungen der deutschen Geschichte. Wie könnte es also eine Erinnerungsstätte zu diesem Thema geben, ohne auch dieses Kapitel zu behandeln? Ganz richtig, sie wäre ohne dieses Thema unvollständig und so ist es selbstverständlich, dass in der Erinnerungsstätte in Rastatt eine Dauerausstellung zum Thema „Wir sind das Volk! Freiheitsbewegungen in der DDR 1949-1989“ zu finden ist.

Im November 2009 zum 20 jährigen Jubiläum der Friedlichen Revolution wurde dieser Bereich als zweiter Teil der Gesamtausstellung eröffnet und veranschaulicht so, weit weg von der ehemaligen DDR, die gesellschaftlichen Bewegungen, die schließlich zum Fall der Mauer führten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Themenbereich „Jugend zwischen Anpassung und Ablehnung“ und gerade dieser Teil der Ausstellung ist mit eindrücklichen Einzelschicksalen besonders interessant gestaltet. Jedoch finden sich auch die Freiheitsbewegungen zwischen 1945 und 1961 sowie zwischen 1961 und 1989 und die Friedlichen Revolution und die Wiedervereinigung als Themenbereiche in der Ausstellung. Eindrücklich dargestellt wird auch das Ministerium für Staatssicherheit mit seinen Bemühungen, jegliche Opposition zu unterdrücken und auszumerzen. Durch einen schwarzen Vorhang betritt man die „Dunkelkammer“ der Stasi, kann sich durch Schaukästen Überwachungsmaterialien und -Fotos anschauen und über Telefonhörer Gesprächen von Stasi-Mitarbeitern lauschen. Im abgedunkelten Raum, durch schwere schwarze Vorhänge von der übrigen Ausstellung getrennt, überkommt einen in diesem Bereich ein bedrückendes Gefühl. Das Gefühl der Überwachung ist hier spürbar, wenn es auch nicht vollkommen nachvollziehbar ist für jemanden, der es nicht selbst erlebt hat.

Nachdem das Bundesarchiv 1973 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten (Gustav W. Heinemann) den Auftrag bekam die Erinnerungsstätte zu verwirklichen, wurde diese am 26. Juni 1974 eröffnet. Zunächst bestand sie nur aus der Dauerausstellung „Die Revolution von 1848/49“. Diese wurde immer weiter ausgebaut und überarbeitet. Seit 2004 wurde ein museumsdidaktisches Programm für Schulklassen entwickelt und umgesetzt, welches die Erinnerungsstätte auch als außerschulischen Lernort etablierte. Neben Führungen durch die jeweiligen Bereiche der Dauerausstellung bietet die Erinnerungsstätte verschiedene Arbeitsformen an,  die alters- und schulartgerecht angepasst werden können. Sie eignen sich auch für Studenten und für die Erwachsenenbildung.

Der Eintritt in die Erinnerungsstätte ist frei. Geöffnet ist sie Sonntag bis Donnerstag von 9:30 bis 17:00 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr) und freitags von 9:30 bis 14:00 Uhr (letzter Einlass 13:30 Uhr), samstags ist sie geschlossen. Führungen sind nur nach Voranmeldung möglich.

Wer also von Ihnen einmal einen Ausflug in den Südwesten macht, sollte sich die Erinnerungsstätte in Rastatt merken, sie ist in jedem Fall einen Besuch wert. In historischer Kulisse des Rastatter Schlosses, das unter anderem als Ort der militärischen Niederschlagung der Badischen Revolution 1849 durch die preußischen Truppen in die deutsche Geschichte einging, lohnt es sich, auf den Spuren der Freiheitsbewegungen der deutschen Geschichte zu wandeln. 

(Fotos: Martin Dürrschnabel; Bundesarchiv, Bild 146-1974-177-29 / CC-BY-SA)

 

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