DDR-Geschichte

Populäre Musik in der DDR – Zwischen Repression und Liberalisierung

Obwohl die SED immer wieder versuchte, die Einflüsse der westlichen Musikkultur in der DDR zu unterbinden, war der Kreativität der Jugend kaum Grenzen gesetzt. In diesem Blogbeitrag tauchen wir ein in das Spannungsverhältnis von Staat und Jugend. von Charlotte Lenger (30.11.2023)

Ein Blick auf die Sounds der 1980er-Jahre ist auch ein Blick auf den krampfhaften Versuch der Aufrechterhaltung von Wertehoheit, Macht und Repression durch den SED-Staat. Der Einfallsreichtum der Jugendlichen hinsichtlich der Verbreitung von westlicher und systemkritischer Musik kennt allerdings keine Grenzen und gegen den Empfang von Westmedien kann keine Mauer gebaut werden. Die Kulturbürokratie erodiert, genau wie die Identifikation der Jugendlichen mit dem Staat DDR. In der Subkultur sind prall gefüllte Stasi-Akten, Festnahmen und Ausreiseverfahren von unangepassten Jugendlichen keine Seltenheit. Dennoch eröffnen sich Räume, in denen sie sich entwickeln können. Liberalisierungstendenzen bringen die Jugendlichen nicht mehr dazu, hinter dem politisch-ideologischen System der SED zu stehen. Der Fall der Mauer bedeutet endlich auch der uneingeschränkte Zugang zu internationaler Populärkultur.

Die Restriktion und der sehnsuchtsvolle Blick Richtung Westen

Die Generation derjenigen, die ihre Jugendzeit in den 1980er-Jahren in der DDR erlebten, wuchs zwar in einem seit den 1970er-Jahren zunehmend moderneren und entideologisierten Alltag innerhalb der Familien auf, die offizielle DDR mit den Institutionen, Medien und der Propaganda, die im Schulalltag immer noch auf alte Rituale wie Appelle, Agitationen, Auszeichnungen u. Ä. setzte, bildete allerdings Gegenteiliges ab.

Während sich die breite Masse im Grunde mit jenen politischen Ritualen arrangierte und sie über sich ergehen ließ, ohne sie im Gegensatz zur vorherigen Generation sonderlich ernst zu nehmen, wurde besonders die Abgrenzung zur Bundesrepublik sowie die Jugend- und Kulturpolitik infrage gestellt und abgelehnt. Die Kultur- und Freizeitangebote waren permanent Gegenstand des politischen Machtgehabes des Staates. Zum Ende der 1980er-Jahre fühlten sich nur noch 60% der Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren mit der DDR verbunden. Je jünger, desto stärker auch die Distanz zum Staat und seiner Politik.

Die Geburtsjahrgänge ab 1960 sollten einen großen Teil derjenigen bilden, die in den Jahren 1988 und 1989 in den Westen ausreisten. Sie orientierten sich vor allem an der westlichen Kultur, die über Rundfunk und Fernsehen zugänglich war. Die Intershops, deren Zahl seit  Ende der 1970er-Jahre massiv anstieg, waren regelrechte Schaufenster, die den Blick in die westliche Konsumwelt ermöglichten. Ein sehnsuchtsvoller Blick, der nicht selten den Alltag der Jugendlichen mitbestimmte.

Insofern war die Musik ein Politikum ersten Ranges. Verbote und fehlender Zugang zu Tonträgern international bekannter Interpret*innen bei gleichzeitiger Möglichkeit, Westmusik über das Westradio zu empfangen – das Spannungsfeld um die kulturelle Vormachtstellung war stets präsent. Besonders in Bezug auf die unterschiedlichen Strömungen der Rockmusik wurde versucht, sie als Einflussfaktor der »westlichen Dekadenz« auf die ostdeutschen Jugendlichen zu unterbinden.

Musikbranche und Plattenproduktion in der DDR

Aus Sicht des Staates sollte sich der sehnsuchtsvolle Blick der Jugendlichen in den Westen durch volkseigene Musikproduktionen erübrigen. In den 1970er-Jahren fanden diese noch einen großen Anklang bei den Jugendlichen, wenn auch die Musik des Westens immer schon ihren Weg in den Osten fand. DDR-Rock- und Popbands wie die Puhdys, Karat, City oder Silly feierten große Erfolge, auch über die Staatsgrenzen hinaus und unter anderem in der Bundesrepublik. Der Song »Am Fenster« (1977) der Band City ist ein Beispiel dafür. Die riesigen Erfolge machten es möglich, dass Lizenzen auch an westliche Plattenfirmen vergeben wurden und die Bands im Anschluss eine Auftrittserlaubnis für den Westen bekamen.

Was in den 1970er-Jahren in der Musikbranche noch zu funktionieren schien, dem Westen eine musikalische Alternative entgegenzustellen, die zu großer Popularität bei der Jugend führte, stieß in den 1980er-Jahren zunehmend an Grenzen. Punktuell war es zwar immer wieder möglich, den Songs dieser Interpreten, wie auch »Der blaue Planet« (1982) von Karat, die als staats- und parteikonform bzw. zumindest nicht staatsfeindlich eingeschätzt wurden, zu einer umfassenden Publizität zu verhelfen. Auch Popinterpreten wie Inka Bause, Wolfgang Ziegler oder Ralf Bursy feierten ihre Durchbrüche. Am Ende aber entscheidet langfristig nicht die politische Führung, was bei jungen Menschen populär ist, sondern sie selbst. Und populär war eben auch das, was nicht staatskonform war und besonders wenn es aus dem Westen kam.

Amiga-Schallplatte der Band Karat mit dem Titel »Der blaue Planet«

Abb.: Amiga-Schallplatte »Der blaue Planet« der Band Karat aus dem Jahr 1982

Der Anspruch der Staats- und Parteiführung, die Kontrolle über Prozesse der Kulturbranche zu haben und zu behalten, endete zunehmend in den 1980er-Jahren in einer Legitimationskrise. Die reisefähigen Bands gründeten ihre eigenen Privatstudios, kauften neue Instrumente im Westen und überließen Studio und Ausrüstung zeitweise den nachkommenden Bands der DDR. Die zwölf Studios Mitte der 1980er-Jahre sowie der neuartige Beruf des Managers, der sich aufgrund des hohen Aufkommens der Medienkoordination herausbildete, unterlagen keinen politischen Einflüssen – praktisch eine Grauzone. Und so verbreitete sich Musik natürlich nicht nur auf den offiziellen, vom Staat geduldeten Wegen. 

Außerdem werden Menschen, besonders Jugendliche, schon immer erfinderisch, wenn es darum geht, die neuesten Hits und trendigsten Modeerscheinungen zu übernehmen. Wer Verwandte oder Freunde im Westen hatte, konnte sich das heißbegehrte Westpaket mit Schallplatten von drüben schicken lassen oder diese nach einem Besuch der Familie mit in den Osten schmuggeln. Neben Mitschnitten auf Tonbändern und Kassetten von Live-Konzerten der Interpreten, die gar nicht erst in den Genuss von Studioaufnahmen kamen, war besonders das Radio eine äußerst wichtige Institution, die den jungen Erwachsenen die Möglichkeit gab, die Musik ihrer Lieblingskünstler*innen zu hören, dazu zu tanzen, zu feiern und sie gegen die Einschränkungen des Staates festzuhalten und illegal zu vertreiben.

Wurde sie ohnehin in den Jugendzimmern gespielt, so könnte die Musik doch gleich auch von dem Plattenlabel AMIGA, das Label für die bei den Jugendlichen äußerst populäre Rock- und Popmusik, offiziell vertrieben werden. Zunehmend setzten die Plattenlabels der DDR in den 1980er-Jahren Lizenzverträge auf, die es ermöglichten, vermehrt Westmusik zu veröffentlichen, da dem Staat nicht entging, dass die Musik trotz aller Bemühungen gehört und auch verbreitet wurde – legal oder auch nicht. Hier wurden natürlich nur solche Lizenzen eingekauft, die als politisch unbedenklich galten. Somit unternahm der Staat unter Erich Honecker den Versuch, den popkulturellen Bedürfnissen der Jugendlichen entgegenzukommen, die Bevölkerung ruhig zu stellen, um so die Kontrolle zu bewahren und Kritik an der SED respektive der Regierung zu verhindern oder zumindest zu mindern. Die Musikliebhaber*innen kamen also in den legalen Genuss von Bands wie den Rolling Stones, Queen, Deep Purple, Udo Lindenberg und Ähnlichen. Selten erschienen die Langspielplatten allerdings albumgetreu, so wie im Westen. Oftmals waren einzelne Alben ein Mix aus eigentlich mehreren ursprünglichen Alben der Bands. Für 4,60 Mark (Singles) und 16,10 Mark (Lp's) konnten die Schallplatten käuflich erworben werden.

Radio in der DDR

Die Radiosender der DDR waren Anfang der 1980er-Jahre zunächst noch sehr wichtig für die Verbreitung staatskonformer Musik, da sie im Gegensatz zur Bundesrepublik mit ihren Rundfunkstudios auch Produktionsstätten darstellten, die allerdings ebenso den Vorgaben des Rundfunkrats folgen mussten. Gegen die Rezeption von Westmedien konnte allerdings keine Mauer gebaut werden.

Mit dem ersten explizit für die Jugend gegründeten Radiosender DT 64 (DeutschlandTreffen64), das die Jugendlichen ab 1964 vorerst als Programm des Berliner Rundfunks auch mit internationaler Musik versorgte, wurden ihnen ab 1986 von dem dann eigenständigen Sender Charts aus der Bundesrepublik wie auch der USA und Großbritannien geliefert. Beliebt bei den jungen Erwachsenen war vor allem die Sendung Duett – Musik für den Rekorder, die möglich machte, die vom Sender gespielten aktuellen Schallplatten teils in voller Länge mitzuschneiden. Die Hörfunksendung Parocktikum machte es sich zur Aufgabe, explizit Musik der »anderen Bands« zu spielen. Also derjenigen, die, anders als die bisherig öffentlich zu hörenden DDR-Rockbands, unter anderem auch subversive Titel mit offen oder verdeckter Systemkritik in ihrem Repertoire hatten. Stilistisch gehörten diese Bands unterschiedlichen Musikrichtungen an. Feeling B, Die Firma, Schleimkeim, Blackout oder auch Die Vision waren Vertreter der sogenannten ‚anderen Bands‘ des Ostens. Die Radiosender waren es, die diese und auch die populären Sounds der New Wave-, Indierock-, Heavy Metal-, Elektro- wie auch Punk- und die ersten HipHop-Interpreten aus dem Westen spielten. Besonders beliebte Westgrößen in dieser Zeit waren Duran Duran, Alphaville, Depeche Mode, Sex Pistols, Kool and the Gang und viele Weitere. 

grauer Kassettenrekorder skr 700

Abb.: Stereokassettenrekorder skr 700

Subkulturen in der DDR

Wie eng die eigenen musikalischen Vorlieben auch mit einer Zugehörigkeit zu einer mal mehr, mal weniger politisch ausgerichteten Szenebewegung verbunden waren, zeigen die zahlreichen Subkulturen, die sich nicht nur im Westen, sondern auch in der DDR und hier unter erschwerten Bedingungen entwickelten. Die Vielfalt, Ausprägung und Ausbreitung dieser systemkritischen Bewegungen sollte durch die staatspolitische Überwachung mit Hilfe der Staatssicherheit eingedämmt werden. Allerdings scheiterten die Stasi-Versuche, die einzelnen Jugendkulturen zu kategorisieren und besonders hinsichtlich ihrer politischen Gesinnung und Staatsfeindlichkeit einzuordnen. Teds Tramper, Skins, Heavys, Grufties, New Romantiks, Popper und nicht zu vergessen, die von der Stasi als dekadent und asozial diffamierten Punks. Allen gemein war ihre Unangepasstheit. Außergewöhnliche Kleidung, wilde Frisuren und ein Musikgeschmack, der eher weniger von offiziellen Musikproduktionen der DDR bedient werden konnte.

Wegen der Verunsicherung und Orientierungslosigkeit des Machtapparates der DDR verloren Kulturbürokratie und Staatssicherheit ab Mitte der 1980er immer mehr an Autorität und Kontrollmöglichkeit. Die Einstufungstests, die zur Erlangung einer offiziellen Spielerlaubnis, der sogenannten Pappe notwendig waren, beruhten auf Kriterien der 1960er-Jahre, die hinsichtlich der sich weiterentwickelten Musik schon lange nicht mehr griffen. Personelle Faktoren und lokale Unterschiede machten ein einheitliches System der Einstufungen unmöglich. Während viele Punkbands oftmals auf ihrem illegalen Status beharrten, entschieden sich einige, wie zum Beispiel die Band Wutanfall, sich aus Spaß einem solchen Einstufungstest zu unterziehen, um am Ende ihre Spielerlaubnis verweigert zu bekommen. Andere Bands spielten restriktive Zuständigkeitsgebiete gegen liberale Gebiete aus. Im Rahmen der Einstufungen musste jeweils eine Kapellenleitung, also eines der Bandmitglieder als Leitung, benannt werden. Der Wohnort dieser Person bestimmte das Verwaltungsgebiet, das zuständig für die Vergabe der Spielerlaubnis war. Nach einer Verweigerung der Spielerlaubnis in einem eher restriktiven Gebiet, wurde also die Kapellenleitung an ein anderes, im nächsten Verwaltungsgebiet wohnhaften, Bandmitglieds weitergegeben, sodass eine erneute Möglichkeit bestand, die Spielerlaubnis in einem anderen eher liberaleren Gebiet zu erlangen und diese gegebenenfalls, wie im Fall der Band Airtramp, dann zu bekommen.

Aufgeklappte DDR-Spielerlaubnis eines Musikers (Pappe)

Abb.: Spielerlaubnis (umgangssprachlich auch Pappe genannt) aus dem Jahr 1988

Eine wichtige Rolle bei der Entfaltung von Subkultur spielte außerdem die evangelische Kirche. Als einzige vom Staat unabhängige Institution in der DDR und mit der Unterstützung von liberalen Pfarrern wie Walter Schilling und Rainer Eppelmann sowie dem seit den 1970er-Jahren entwickelten Ansatz der »Offenen Arbeit« fanden oppositionelle Jugendliche der Friedensbewegung wie auch Tramper, Punks und all diejenigen, die von staatlicher Subventionierung betroffen waren, einen Raum zur Auseinandersetzung und des Zusammenhalts. Gottesdienste unterlagen nicht der staatlichen Anmeldepflicht, viele Jugendliche konnten allerdings mit klassischer kirchlicher Arbeit nichts anfangen. Der Kompromiss: Blues- und Punk-Konzerte mit Predigten und Gebeten einer etwas anderen Art: Musik, Bibeltexte, Sketche und Gedichte. Auch Versuche der Staatsführung, derlei Veranstaltungen zu untersagen, wurden mit Verweis auf den Pfarrer und dem Gemeindekirchenrat als einzige Entscheidungsinstanzen im Rahmen der Planung und Durchführung von Gottesdiensten abgewendet.

So konnten zwischen 1979 und 1987 die sogenannten Bluesmessen unter dem Dach der evangelischen Kirche veranstaltet werden, die zuerst 250 und später Tausende Jugendliche anzogen. Im Jahr 1981 konnte das erste offizielle Punk-Konzert in Thüringen mit dem Kantor Wolfgang Musigmann als Schirmherr stattfinden, bei dem die Madmans und Schleimkeim ihre Musik zum Besten geben durften. Als die evangelische Kirche 1986 zum Treffen »Jugend 86« einludt, kammen Hunderte Jugendliche unterschiedlicher Bewegungen. Tramper, kritische Liedermacher*innen, Punks – von Ausgrenzung sollte hier niemand betroffen sein.

Collage aus drei Plakaten zur Ankündigung von Bluesmessen

Abb.: Collage dreier Plakate verschiedener Bluesmessen in Senftenberg, Weißwasser, Lübbenau und Prenzlau

Die FDJ und Rockmusik

Um der Gefahr unzufriedener Jugendlicher zu begegnen, die trotz zunehmender Liberalisierung nicht ohne Weiteres den Zugang zu jeglicher, populärer Musik hatten, versuchte die FDJ in den 1980er-Jahren ihr Vertrauen mit organisierten, politischen Konzerten und Konzertreihen, wie »Rock für den Frieden«, zu gewinnen. Jene Konzertreihe wurde in den Jahren 1982 bis 1987 im Palast der Republik veranstaltet und deckte musikalisch mit den Bands der DDR die Bereiche Pop, Rock, Hardrock und Blues ab. Die beliebte Veranstaltung gehörte mit 65 spielenden Bands im Jahr 1987 zu den größten Musikveranstaltungen der DDR. Über das Plattenlabel AMIGA wurden seit 1982 zudem auch Live-Schallplatten der Veranstaltungen herausgebracht. Außerdem wurde sie zum Anlass für Bandprojekte wie die »AMIGA Blues Band« (1983) und die »Gitarreros« (1986). Mit politischen Bühnendekorationen wurde hier versucht, die verbreiteten Umwelt- und Friedensbewegungen anzusprechen und im politisch-ideologischen Sinne der SED für sich zu gewinnen. Veranstaltungen dieser Art konnten die Jugendlichen allerdings nicht gänzlich beschwichtigen. Das zu Pfingsten 1987 veranstaltete »Concert for Berlin«, das zur 750-Jahrsfeier Berlins auf West-Berliner Seite vor dem Reichstagsgebäude stattfand, ließ auch Hunderte Ost-Berliner Jugendliche am Brandenburger Tor erscheinen, um den Sound von David Bowie, den Eurythmics und Genesis zu hören. Der Auflauf der Jugendlichen, die mit Protestrufen den Fall der Mauer forderten, wurde zu einer Auseinandersetzung, die bisher in diesem Maße in Ost-Berlin nicht üblich war und endete in Ausschreitungen, bei denen 187 der Protestierenden verhaftet wurden. Um weitere Ausschreitungen zu verhindern, unternahm die SED Bemühungen, die Bedürfnisse der Jugendlichen nach westlicher Rockkonzerte zu stillen. Schon im Juli 1987 wurde also auf der »Treptower Festwiese« ein Konzert von Barclay James Harvest veranstaltet. Zwei Monate später spielten auch hier Bob Dylan und Tom Petty & The Heartbreakers bei dem Friedenskonzert der FDJ. Musik blieb in außergewöhnlichem Maße ein Politikum. Die Konzerte in Mauernähe auf West-Berliner Seite gingen weiter. Erst Pink Floyd, dann Michael Jackson im Jahr 1988. Während die Pop- und Rockstars in West-Berlin versuchten, ihre Fans im Osten über die Mauer hinaus mit Livemusik zu versorgen, organisierten SED und FDJ nun verstärkt Konzerte, z.B. im Rahmen der »Friedenswoche der Berliner Jugend« mit westlichen Interpreten wie James Brown, The Wailers, Bryan Adams und Big Country trotz hoher Kosten für die ökonomisch schwache DDR, um die Jugend von ihrer neuen weltoffeneren Politik zu überzeugen. Im Juli 1988 kam es so auch zu dem legendären Bruce Springsteen Konzert auf der Rennbahn Weißensee. Geplant als »Konzert für Nikaragua«, aber ohne Absprache mit Springsteen selbst, ließ der Manager die von der FDJ aufgehängten Banner abnehmen und der Sänger beteuerte noch während des Konzerts, er spiele dort, um Rock and Roll für Ost-Berliner darzubieten – in der Hoffnung, dass die Barrieren in der Zukunft abgebaut würden. Im Publikum wurden selbst gefertigte US-Flaggen geschwungen. 16 Monate später, am 12. November 1989 und somit drei Tage nach dem Fall der Mauer, hießen Interpreten wie Udo Lindenberg, BAP, Melissa Etheridge, Silly, Die Toten Hosen, Nina Hagen und viele mehr die Ost-Berliner*innen im Westen mit dem »Konzert für Berlin« willkommen – ein erstes deutsch-deutsches Rockkonzert.

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