DDR-Geschichte

Die Zeitschrift »Sputnik« als publizistischer Botschafter der UdSSR

Die thematisch vielfältige sowjetische Zeitschrift »Sputnik« wurde 1967 erstmals publiziert und war sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik erhältlich. Am 18. November 1988 verhängte die DDR-Regierung jedoch ein Verbreitungsstopp. von Jörn Kleinhardt (02.06.2016)

Ab Januar 1967 wurde die sowjetische Zeitschrift »Sputnik« (russisch für »Begleiter«) von der staatlichen Nachrichtenagentur »Nowosti« herausgegeben. Gedacht als Digest der sowjetischen Presse richtete sich das Heft nicht nur an Sowjetbürger und -bürgerinnen, sondern ebenfalls an die Leserschaften im sozialistischen und westlichen Ausland. Dementsprechend wurden die Inhalte des »Sputnik« in diverse Sprachen wie Dänisch, Englisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Portugiesisch und natürlich auch Deutsch übersetzt. Sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik war die Zeitschrift erhältlich.

»Sputnik« – Ein vielfältiger Begleiter in verschiedenen Sprachen

So vielfältig wie die verschiedenen Länder, in denen das Heft erhältlich war, war auch der Inhalt der kleinen bunten Zeitschrift. Es wurden Themen aus allen Bereichen wie Politik, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft der Sowjetunion abgedruckt. Vor allem ging es der »Nowosti« um die Dokumentation der kulturellen Vielfalt und der geographischen sowie klimatischen Unterschiede innerhalb der Sowjetunion. Dabei wurde durch die Redaktion bewusst auf ein Übermaß an sonst üblicher sozialistischer Rhetorik verzichtet, um der westlichen Zielgruppe gerecht zu werden. Auch leicht systemkritische Artikel fanden daher Eingang in die Publikation.

Qualitativ setzte das Heft neue Maßstäbe beispielsweise mit den zahlreichen begleitenden Farbfotos zu den einzelnen Artikeln. Gedruckt wurde teilweise auf finnischem Hochglanzpapier oder sogar in finnischen Druckereien wie der Firma »Kursivii« oder der Firma »Sanomaprint«. Kein Wunder: Bei einer Auflage von über einer halben Million Exemplare pro Monat wäre man mit den eigenen Kapazitäten schnell am Ende gewesen. Natürlich wollte man mithilfe der Kooperation mit den finnischen Druckereien zusätzlich dem gehobenen Qualitätsanspruch der westlichen Leserschaft gerecht werden.

verschiedene »Sputnik«-Ausgaben aus der Sammlung des DDR Museum

Verbreitungsstopp des »Sputnik« am 18. November 1988

Im Zuge der »Glasnost und Perestroika«-Politik Michail Gorbatschows nahm die kritische Berichterstattung im »Sputnik« zu. Erstmals wurde öffentlich Kritik an Stalin, am Personenkult im sozialistischen System oder an »unliebsamen« geschichtlichen Ereignissen wie dem Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt aus dem Jahr 1939 geübt. In der Führungsriege der DDR in den späten 1980er-Jahren sorgte diese neue Offenheit für große Irritation. Besorgt um das eigene Weltbild wurde die Auslieferung des »aufmüpfigen Sputniks« durch die DDR-Führung ab dem 18. November 1988 unterbunden. Damit handelte die Führungsriege der Republik entgegen der jahrzehntelang postulierten Doktrin »Unverbrüchliche Freundschaft mit dem Volk der Sowjetunion auf allen Ebenen«. Das faktische Verbot des »Sputnik« sorgte in großen Bevölkerungsteilen für Unmut und wirkte wie ein Katalysator für die Oppositionsbewegung in der DDR. Erst ein Jahr später wurde der »Sputnik« wieder in ostdeutschen Zeitungsläden verkauft. Die zensierten Ausgaben des Vorjahres erschienen im November 1989 in einem extra Sonderheft für die ostdeutschen Leserinnen und Leser.

»Sputnik«-Sonderheft 1988/1989

Mit der Auflösung des Ostblocks zu Beginn der 1990er-Jahre verschwand der »Sputnik« in der Bedeutungslosigkeit.

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