DDR-Geschichte

Die endgültige Teilung Berlins – Der Mauerbau am 13. August 1961

Zwei Monate vor Mauerbau negierte Walter Ulbricht auf einer Pressekonferenz die Absicht, eine Mauer zu errichten. In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 wurde mit dem Mauerbau begonnen. In diesem Artikel zeigen wir thematisch passende Objekte aus unserer Sammlung. von Jörn Kleinhardt (13.08.2020)

»Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten« 

Mit diesen Worten antwortete Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 der westdeutschen Journalistin Annamarie Doherr auf einer Pressekonferenz in Ostberlin. Wie die Geschichte zeigte waren die Worte des Staatsratsvorsitzenden Ulbricht eine dreiste Lüge. Knapp zwei Monate später, in den Morgenstunden des 13. August 1961, begannen Mitglieder der Kampfgruppen, NVA, Volkspolizei und Grenzpolizei mit der Abriegelung sämtlicher Verkehrswege nach West-Berlin. Da die innerdeutsche Grenze schon seit Bestehen der DDR ab 1949 systematisch abgeriegelt wurde, gab es für DDR-Bürger keine Möglichkeit mehr das Land einfach zu verlassen. Die sogenannte »Abstimmung mit den Füssen« in deren Zuge über 2,6 Millionen Menschen der DDR bis zum Tag des Mauerbaus den Rücken kehrten, wurde von der DDR-Regierung mit Billigung des sowjetischen Regierungschefs Nikita Chruschtschows jäh beendet.

Grenzschild mit der Aufschrift »Halt Staatsgrenze! Passieren verboten!«

Der Mauerbau in den DDR-Medien

Das Zentralorgan »Neues Deutschland« widmete der Grenzabriegelung die komplette Tagesausgabe. Neben den Beschluss des Ministerrats und der Erklärung der Warschauer Vertragsstaaten auf der Titelseite, stehen auf den Folgeseiten propagandistisch geprägte, teilweise »grotesk« wirkende Artikel, welche versuchen, die Abriegelung der Grenze positiv darzustellen. Überschriften wie »Unsere ganze Liebe gehört der DDR«, »Wer im Stich läßt seinesgleichen, Läßt ja nur sich selbst im Stich« oder »Dem Feind keinen Fußbreit Boden« geben die Meinung und das Weltbild der SED-Machthaber deutlich wieder.

Auch in der Folgezeit wurde die Mauer häufig in den Printmedien thematisiert. Sucht man in der Zeitung „»Neues Deutschland« gezielt das Wort »Mauer«, wird man erst ab 1961 fündig. Auffällig ist die Häufigkeit des Wortes in den Ausgaben bis 1966. Mit insgesamt 235 Einträgen bildet das Kalenderjahr 1962 den Höhepunkt. Verglichen damit ist das Wort in den gesamten 1970er-Jahren nur 19 mal im »Neuen Deutschland« zu finden.

Vorgestellt: Die Publikation »Berlin und die Mauer«

Unsere Sammlung birgt viele verschiede Schätze zum Thema »Mauer«. Zwei davon stellen wir hier etwas ausführlicher vor. Das Heft aus dem Jahr 1966 mit dem Titel »Berlin und die Mauer - Fragen Probleme Antworten« fungierte als Handreichung für deutschsprachige Besucher aus dem westlichen Ausland. Es enthält die übliche, staatliche Rhetorik zum Thema »Berliner Mauer«. Es geht um »westliche Revanchisten und Kriegshetzer«, »Militarismus in der westlichen Welt«, »Menschenhändler, Banden und Terroristen« und »Schüsse aus dem Hinterhalt« auf »friedenssichernde Grenzsoldaten«. Propaganda mit »Schönheitsfehlern«. Denn dass beispielsweise zwei von den sechs vorgestellten Grenzerschicksalen von den eigenen Leuten erschossen wurden, wird ebenso verschwiegen wie der regierungseigene »Menschenhandel« – auch unter »Häftlingsfreikauf« bekannt. Insgesamt wurden von 1962 bis 1989 etwa 35.000 politische Häftlinge und etwa 250.000 Ausreisewillige durch die Bundesregierung für die Summe von ca. 3,5 Milliarden DM freigekauft. Die Profiteure dieses Geschäftes saßen auf Ministerposten oder besetzten andere führende Positionen im SED-Machtapparat.

Abbildung Deckblatt des Hefts »Berlin und die Mauer«

Vorgestellt: Die Broschüre »Ein Schutzwall des Friedens«

Auch die zweite Handreichung aus unserer Sammlung »Ein Schutzwall des Friedens« stammt aus den 1960er-Jahren. Entstanden 1968 im »Verlag Zeit im Bild Dresden«, richtet sich diese Propagandabroschüre an DDR-Bürger und war für 2,75 Mark käuflich zu erwerben. Die Inhalte sind mit dem oben beschriebenen Heft fast identisch. Allerdings ist der Duktus anders, da hier fortwährend die Friedenssicherung durch den »Antifaschistischen Schutzwall« betont wird. Zusätzlich wird in diesem Heft ein klischeehaftes Bild der Bundesrepublik und der Westalliierten gezeichnet und mit passendem Fotomaterial ergänzt.

Abbildung Deckblatt der Broschüre »Ein Schutzwall des Friedens«

In beiden Publikationen ist die staatliche Sichtweise dieser Zeit deutlich erkennbar. Zum Glück für uns alle sind die Mauer und der Kalte Krieg seit über drei Jahrzehnten Geschichte. Trotz aller Propaganda!

Mehr zum Thema