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Sieben Buchempfehlungen anlässlich des heutigen Tages: Vor 53 Jahren begannen die Arbeiten zum Mauerbau

Vor 53 Jahren wurde begonnen an einer Trennung zu arbeiten, die etliche Menschen unglücklich machte und zahlreiche Menschen das Leben kostete. In Berlin wird den Opfern traditionell durch eine Kranzniederlegung des Bürgermeisters gedacht, man selbst erinnert sich an diesen 13. August oder denkt zumindest länger als sonst darüber nach.
von Melanie Alperstaedt (13.08.2014)

Vor 53 Jahren wurde begonnen an einer Trennung zu arbeiten, die etliche Menschen unglücklich machte und zahlreiche Menschen das Leben kostete. In Berlin wird den Opfern traditionell durch eine Kranzniederlegung des Bürgermeisters gedacht, man selbst erinnert sich an diesen 13. August oder denkt zumindest länger als sonst darüber nach.

Im Rahmen meiner eigenen Gedanken an diesen Tag möchte ich Ihnen ein paar Bücher empfehlen. Sie alle behandeln unterschiedliche Aspekte der Mauer und sind wie Puzzelteile, die zusammen doch mehr sind als die Summe ihrer Einzelteile. Doch ist jedes für sich allein schon lesenswert und meine kleine Sammlung kann bei weitem keinen Anspruch auf Vollständigkeit erfüllen! Es ist einfach eine persönliche Empfehlung von Büchern, die sich bei uns in der Bibliothek befinden und daher bei  Interesse Ihrerseits für Sie unkompliziert zugänglich sind.

Buch Nr. 1

Manfred Wilke: Der Weg zur Mauer. Stationen einer Teilungsgeschichte

Manfred Wilke ist Historiker und Soziologe, war Mitglied der beiden Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zur Geschichte der SED-Diktatur und für lange Jahre einer der wissenschaftlichen Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat. Das Buch zeichnet auf 472 Seiten ausführlich und präzise die Entwicklungen nach, die zum Mauerbau führten. Auf der Seite des herausgebenden Verlages konnte ich nachlesen, dass Wilke für die Rekonstruktion der internationalen Vorgeschichte zum ersten Mal Gesprächsprotokolle zwischen Chruschtschow und Walter Ulbricht nutzen konnte, die bis dahin der Forschung noch nicht zugänglich waren. Eine interessanter Zusatzinformation über die Quellenlage, welche das Buch noch spannender macht.

Buch Nr. 2

Jens Schöne: Ende einer Utopie

Auch das Buch von Jens Schöne widmet sich dem Mauerbau, ist jedoch mit 139 Seiten wesentlich kürzer als „Der Weg zur Mauer“. Schöne ist nicht nur Historiker, sondern auch in Berlin der stellvertretende Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen. Alle wichtigen Informationen sind in „Ende einer Utopie“ vorhanden und vermutlich lässt es sich aufgrund des inhaltlichen Aufbaus leichter zwischendurch oder am Stück lesen. Der Text ist locker und unterhaltsam, aber inhaltlich trotzdem anspruchsvoll. Genau richtig für Leser, die schon etwas Vorwissen haben und sich mit dem Thema Mauerbau nochmals intensiver auseinandersetzen wollen.

Buch Nr. 3

Frederick Taylor: Die Mauer. 13. August bis 9. November 1989

Das Buch des englischen Historikers ist anders, aber gut! Es geht hauptsächlich um die Berliner Mauer und die geteilte Stadt sowie um die politischen Entwicklungen die zum Mauerbau führten. Aufgrund eines stetigen gelungenen Wechsels zwischen nüchternen Fakten und interessanten Einzelschicksalen wird das Buch persönlich. Taylor erweckt die Atmosphäre des geteilten Berlins, ganz so, als wäre man zurückgereist! Das ist eher ungewohnt, aber die Mischung zwischen berührender Unterhaltung durch den Blick auf Einzelschicksale und Wissensvermittlung gelingt und man liest und liest und liest und lernt dabei.  Das Buch ist eine tolle Abwechslung und daher auch für Studenten sehr gut geeignet. Ich kann es jedem als Einstieg in das Thema wirklich empfehlen.

Buch Nr. 4

Das Zentrum Zeithistorische Forschung Potsdam und die Stiftung der Berliner Mauer: Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961 – 1989

Dass Menschen an und durch die Berliner Mauer gestorben sind, ist bekannt. Eine ungefähre Anzahl mag auch zum Allgemeinwissen gehören. Wie sie zu Tode kamen, wer sie waren, warum sie flüchten wollten oder wie mit ihren Angehörigen umgegangen wurde? Alles Fragen, auf die man keine Antwort kennt. Dieses biographische Handbuch gibt den 136 Opfern ihre Geschichte und ein Gesicht. Die Lektüre ist nicht unbedingt einfach, sie geht einem nah. Die große Anzahl an Fotos die man sieht, gleich daneben die Todesursache, den Ort des Geschehens – einfach fürchterlich. Zusätzlich zu den einzelnen Kurzbiografien erläutert es in einem ausführlichen Kapitel den aktuellen Stand der Forschung und erklärt die Herausforderungen der Forschungsarbeit, die Quellenlage sowie welche unterschiedlichen Einordnungen von Todesfällen an der innerdeutschen Grenze existieren. Es gibt Dinge, die einem nahegehen, mit denen man sich zum Verständnis eines Sachverhalts aber auseinandersetzen sollte oder muss. Dieses Buch gehört dazu.

Buch Nr.5

Jochen Maurer: Dienst an der Mauer. Der Alltag der Grenztruppen rund um Berlin

Was wissen Sie über die Grenztruppen, welche die Berliner Mauer bewachten? Das Buch des Historikers Jochen Maurer gewährt Einblicke in eine Lebenswelt, zu der man evtl. emotional nur schwer einen Zugang findet. Was interessieren einen die Grenzer, die auf andere Menschen geschossen haben?! Und doch ist es meiner Meinung nach wichtig zu verstehen, wie die Mitglieder der Grenztruppen ausgewählt wurden, welche Motive sie hatten, wie sie abgeschottet und kontrolliert wurden. Neben einem Blick auf diesen Lebensalltag wird auch der Einfluss des Ministeriums für Staatssicherheit sowie der politische Auftrag und die Rolle der Berliner Grenztruppen im Gesamtsystem des Grenzregimes der DDR beleuchtet. Als exemplarisches Beispiel wird dabei das konkrete Grenzregiment GR 33 in Berlin Treptow herangezogen.

Buch Nr. 6

Hans-Hermann Hertle: Chronik des Mauerfalls

Der Titel des Buches beschreibt treffend, was den Leser erwartet: Einen zeitlichen Ablauf der Entwicklungen, die zu einem der größten historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts führten: Dem Mauerfall. Sechs Jahre lang arbeitete der Autor daran, die Umstände der Maueröffnung genau zu rekonstruieren und befragte zusätzlich fast 100 Zeitzeugen. Mir liegt das Buch inzwischen schon in der 10. Auflage vor, was eigentlich schon für sich spricht.

Buch Nr. 7

Jürgen Ritter, Peter Joachim Lapp: Deutschland Grenzenlos. Bilder der deutsch-deutschen Grenze damals und heute

Der Fotograf Jürgen Ritter hat in den 1980er Jahren zahlreiche Fotos von der deutsch-deutschen Grenze gemacht. Nach 1990 hat er sich auf mehrere Reise durch Deutschland begeben und hat viele der fotografierten Orte erneut besucht. In diesem Bildband sind die Fotos von damals und heute gegenübergestellt und man sieht sehr eindrücklich, wie viel sich verändert hat. Zu jeder Gegenüberstellung gibt es einen mal längeren, mal kürzeren Text über die politischen, wirtschaftlichen, sozialen oder ökologischen Veränderungen, die seit 1989 stattgefunden haben. Als Berlinerin habe ich selbst gesehen, wie viel sich nach 1989 in dieser Stadt verändert hat. Trotzdem vergisst man vieles und dieses Buch holt einiges davon zurück!

All diese Bücher finden Sie in unserer Bibliothek und meine Kollegin Frau Behrendt stellt Ihnen zusätzlich jeden Dienstag einen "Schatz aus unserer Bibliothek" vor. Erst gestern hat sie ein weiteres spannendes Buch über die Berliner Mauer vorgestellt: "Dann geh doch rüber. Über die Mauer in den Osten" von Martin Schaad.

 


 

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