DDR-Musik

„Born in the G.D.R.“ - Die „anderen Bands“ in den 1980er Jahren

In den 1980er Jahren hörte die Jugend in der DDR zunehmend westliche Musik. Wurden von den Sammel-LPs wie „Hallo“ in den 70ern noch 100.000 Stück und mehr pro LP verkauft, schaffte zum Beispiel die Gruppe Rockhaus mit der „LP des Jahres 1988“ (I.L.D.) gerade mal 20.000 Stück. Nur die absoluten Top-Bands wie Silly oder City erreichten noch die 100.000er Marke.
von Sören Marotz (18.08.2015)

In den 1980er Jahren hörte die Jugend in der DDR zunehmend westliche Musik. Wurden von den Sammel-LPs wie „Hallo“ in den 70ern noch 100.000 Stück und mehr pro LP verkauft, schaffte zum Beispiel die Gruppe Rockhaus mit der „LP des Jahres 1988“ (I.L.D.) gerade mal 20.000 Stück. Nur die absoluten Top-Bands wie Silly oder City erreichten noch die 100.000er Marke. Ende der 1980er traten die „anderen Bands“ auf den Plan, die mit neuen Stilen frischen Wind brachten: Keimzeit, Die Art, Amor & Die Kids, Chicoree, Feeling B, Die Skeptiker, Sandow und andere. Einige davon wurden 1988 auf der LP Kleeblatt Nr. 23 unter dem Albumtitel „die anderen bands“ festgehalten.

Während die FDJ ab 1987 in Berlin große Rockkonzerte mit internationalen Stars veranstaltete, wollte beispielsweise die Cottbusser Punkband Sandow mit ihrem Song „Born in the G.D.R.“ (der Titel bezog sich auf Bruce Springsteens „Born in the U.S.A.“) hierzu einen Gegenpol schaffen. Nach dem Fall der Mauer tourte Rammstein übrigens als Vorgruppe von Sandow.

Auch der 1988 gezeigte Film „Flüstern & Schreien - Ein Rockreport“, der die Gruppen Feeling B, Silly, Chicoree und Sandow mit ihren Fans porträtierte, skizzierte eine nonkonforme Jugendgeneration in einem deformierten Arbeiter- und Bauernstaat. „Wo wir gespielt haben, brannte die Luft und die Dielen wurden herausgeruppt für ein paar schräge Akkorde und die Wahrheit gratis dazu. Dieses ständige Improvisieren, dieses Leben als gerechter Indianer und dieser imaginäre Druck einer Staatsmacht vermittelten einem viel mehr amerikanische Werte vom freien Leben, als dem Osten je lieb war und im Westen je erfahrbar sein wird.“ stellt Kai-Uwe Kohlschmidt von Sandow dazu treffend fest.

 

Das Foto von Charlie Köckritz zeigt Kai-Uwe Kohlschmidt, Frontmann der Punkband Sandow.

Mehr zum Thema