DDR-Geschichte

Die Aktivist*innenbewegung in der DDR

Um die Produktivität der Industrie und Wirtschaft in den Anfangsjahren der DDR zu steigern, musste die Staatsführung ungewöhnliche Wege einschlagen. Als Vorbild der Aktivist*innenbewegung zur Steigerung der Produktivität, diente die sowjetische Stachanow-Bewegung aus den 1930er-Jahren. Wir zeigen thematische Objekte aus der Sammlung des DDR Museum.
(05.02.2015)

Um die Produktivität der Industrie und Wirtschaft in den Anfangsjahren nach dem Krieg zu steigern, musste die Staatsführung ungewöhnliche Wege einschlagen. Durch Kriegsschäden und Demontagen hatten viele Industriestandorte einen Großteil ihrer Substanz verloren. Viele, vor allem männliche, Arbeitskräfte befanden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Großzügige Investitionen der sowjetischen Besatzer in die ostdeutsche Infrastruktur waren ausgeschlossen. So galt es das Beste aus den vorhandenen Mitteln zu machen. Als Vorbild zur Steigerung der Produktivität, ohne große Investitionen zu tätigen, diente die sowjetische Stachanow Bewegung aus den 1930er-Jahren, bei der der Bergmann Alexei Grigorjewitsch Stachanow am 31. August 1935 in einem russischen Bergwerk in einer Schicht die gültige Arbeitsnorm um 1457% übererfüllte und daraufhin als Held der sozialistischen Arbeit ausgezeichnet wurde.

Adolf Hennecke – Vorbild zur Steigerung der Produktivität

Am 13. Oktober 1948 förderte der damals 43 jährige Bergmann Adolf Hennecke in einer gut vorbereiteten Schicht im VEB Steinkohlenwerk Karl Liebknecht 24,4 Kubikmeter Kohle. Die seinerzeit übliche Tagesnorm von 6,3 Kubikmeter Kohle wurde somit um ein vielfaches überboten. Diese Hochleistungsschicht des Bergmanns wurde von staatlicher Seite initiiert, zum Auslöser der Hennecke Bewegung. Unter manchen Kolleg*innen hingegen galt er als »Normbrecher«, da sie allgemeine Erhöhungen der Arbeitsnorm aufgrund seiner »Normübererfüllung« befürchteten. Adolf Hennecke wurde für seine Schicht mit eine Geldprämie von 50 Mark, 3 Schachteln Zigaretten, 1,5 Kilogramm Fettzulage und einer Flasche Branntwein belohnt. Von Staatsseite wurde er mit verschiedenen Auszeichnungen wie dem Vaterländischen Verdienstorden, dem Nationalpreis der DDR I. Klasse und dem Karl Marx Orden geehrt. Als einfacher Bergmann musste er nicht mehr arbeiten, 1950 bekam er einen Sitz in der Volkskammer, danach arbeitete er in der Staatlichen Plankommission der DDR. Bis zu seinem Tod im Jahr 1975 war er Mitglied im Zentralkomitee der SED.

Foto »Der Händedruck von Freunden« mit Alexej Stachanow und Adolf Hennecke

Der 13. Oktober wurde in der noch jungen DDR zum »Jahrestag der bahnbrechenden Tat Adolf Henneckes« stilisiert und fortan als »Tag der Aktivisten« gefeiert. Am 1. Jahrestag im Oktober 1949 wurden durch den FDGB insgesamt 25.000 Aktivist*innen und Neuerer*innen mit Orden und Geldprämien ausgezeichnet. Nachfolgend stellen wir zwei Objekte aus unserer Sammlung vor.

Plakat »Ruhm und Ehre unseren Aktivisten«

Das Plakat aus unserer Sammlung stammt aus der Anfangszeit der Aktivisten*innbewegung. Dargestellt ist ein Mann mittleren Alters welcher eine rote Fahne trägt. Das Bild entspricht dem Selbstverständnis und dem propagiertem Kunststil des »Sozialistischen Realismus« nach sowjetischem Vorbild. Auf der Fahne ist am oberen Rand das Wort »Siegerbetrieb«, am unteren Rand die Worte »im Wettbewerb« erkennbar. An seiner Arbeitsjacke ist links auf Brusthöhe ein Orden »Aktivist des Fünfjahrplans« zu sehen. Der Slogan »Ruhm und Ehre unseren Aktivisten« entspricht dem Duktus der frühen Nachkriegszeit. Darunter befindet sich das Datum 13. Oktober 1951, dem dritten Tag der Aktivisten. Mittig unterhalb des Leitspruches ist das Symbol des FDGB abgebildet. Das Spruchband mit Leitspruch und Datum wird durch zwei Ähren flankiert.

Foto »Ruhm und Ehre unseren Aktivitäten«

Zusätzlich zu dem Wandbild der Aktivist*innenbewegung möchten wir einen Orden »Aktivist des Fünfjahrplans« aus dem Jahr 1955 vorstellen. Eine leicht abgewandelte Form des Ordens trägt auch der Aktivist auf dem oben vorgestellten Plakat. Der Orden zeigt mittig eine große Fünf. Im Hintergrund sind Hammer und Zirkel flankiert von 2 Ähren zu sehen. Darunter steht in Großbuchstaben »Aktivist«. Auf der Rückseite des Ordens befindet sich der Schriftzug »Auf sozialistische Art zu leben, erfordert auf sozialistische Art zu arbeiten«. Die obere Spange des Ordens enthält die Jahreszahl der Verleihung.

Orden »Aktivist des Fünfjahrplans«

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