Vom tieferen Sinn einer Freizeithose

Die Urmutter der Jeans, die Levi's 501, wurde im Mai dieses Jahres stolze 140 Jahre alt. Sie erlangte Kultstatus rund um den Globus. Und auch in der DDR war sie kein ordinäres Kleidungsstück - sie war eher ein Statussymbol. In der Präsenzbibliothek des DDR Museums findet sich auch hierzu ein Werk: Jeans in der DDR - Vom tieferen Sinn einer Freizeithose.
von Admin (24.09.2013)

Die Urmutter der Jeans, die Levi's 501, wurde im Mai dieses Jahres stolze 140 Jahre alt. Sie erlangte Kultstatus rund um den Globus. Und auch in der DDR war sie kein ordinäres Kleidungsstück - sie war eher ein Statussymbol. In der Präsenzbibliothek des DDR Museums findet sich auch hierzu ein Werk: Jeans in der DDR - Vom tieferen Sinn einer Freizeithose.

„Jeans sind eine Einstellung und keine Hose!" Edgar Wibeau, die 17-jährige Hauptfigur in Ulrich Plenzdorfs berühmtem gesellschaftskritischem Roman „Die neuen Leiden des jungen W" sprach vielen DDR-Bürgern aus der Seele.

Zunächst war diese Hose Anlass für Schulverweise und Klubhausverbote. Sie zeugte von „Einflüssen der amerikanischen Unkultur", von kriminellem Rowdytum, ließ vermeintlich auf Verantwortungslosigkeit schließen und war von der DDR-Staatsführung eben alles andere als gern gesehen. Denn „Die innere Haltung jeden Individuums in der sozialistischen Gesellschaft sollte mit seinem Äußeren korrespondieren" (s. S. 19). Um auch in der Gestaltung der Mode die sozialistische Kultur zu wahren, wurde 1952 sogar das Institut für Bekleidungskultur geschaffen. Ziel war die „Gestaltung einer fortschrittlichen, unserer gesellschaftlichen Entwicklung entsprechenden und an unser nationales Kulturerbe anknüpfenden Bekleidungskultur."

Bis 1968 die Staatsführung endlich dem Drängen der Jugend entgegenkam und die erste sozialistische Jeans, zunächst unter dem Label „Blaue Cottinohosen", in den Jugendmode-Läden Einzug hielt. Spätestens von da an avancierte sie zu der Freizeithose schlechthin. Dennoch: Der Kultstatus einer amerikanischen Markenjeans blieb im Sozialismus bis zuletzt unangefochten. Selbst mein eigener Vater, Jahrgang 1952 und ostdeutsches Urgestein, proklamiert erinnerungsschwelgend wieder und wieder „Levi's, nur echte Levi's, den Rest konnst'e vergessen!" Er erzählt, wie er sich einen halben Tag lang mit einer Jeans in die Badewanne setzte, um die gewünschte Passform zu erreichen. Dass eine ‚echte‘ Jeans ein Statussymbol war - nicht nur ein ordinäres Kleidungsstück.

Das vorliegende Buch beleuchtet das berühmte Beinkleid sehr unterhaltsam und informativ aus vielen verschiedenen Perspektiven. Über sein Auftreten und die Rolle in Filmen und Musik, als Symbol einer kritischen Generation oder Auslöser von Konflikten, als Statement für alternative Lebensformen. Es ist gespickt mit zahllosen Zeitzeugenberichten zum Thema „Meine erste Jeans" (unter anderem von Ulrich Plenzdorf und Dieter „Maschine" Birr) und enthält auf den letzten Seiten außerdem ein umfangreiches Quellenverzeichnis sowie zahlreiche Anmerkungen. Die 15 Kapitel sind in vier Teile gliedert, welche sich chronologisch mit den Jahren von 1945 bis 1989 befassen.

„Jeans in der DDR" ist eine in Buchform veröffentlichte Magisterarbeit der 1975 geborenen Rebecca Menzel. Sie hat Geschichte, Philosophie und Neuere deutsche Literatur an der Freien Universität studiert und ist heute journalistisch tätig. Das Buch selbst ist 2004 im Berliner Christoph Links Verlag erschienen, hat die ISBN 978-3-86153-335-1 und kostet 14,90 €.

Hier finden Sie noch eine Leseprobe. Schauen Sie doch mal rein - es lohnt sich!

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