DDR-Musik

Tamaras Asyl im Paradies - die Rockgruppe Silly

Gut, Silly war spätestens seit Mitte der 1980er mit dem Amiga-Album Bataillon d’Amour (1986) in der Oberliga der DDR-Rockmusik angekommen, aber da waren sie nicht die Einzigen. Einzigartig aber war ihr Sound, der sich erstmals von dem auch in der DDR vorherrschenden Mainstream abhob. Die Schubladen waren für sie zu klein. von Sören Marotz (16.09.2014)

Gut, Silly war spätestens seit Mitte der 1980er mit dem Amiga-Album Bataillon d’Amour (1986) in der Oberliga der DDR-Rockmusik angekommen, aber da waren sie nicht die Einzigen. Einzigartig aber war ihr Sound, der sich erstmals von dem auch in der DDR vorherrschenden Mainstream abhob. Die Schubladen waren für sie zu klein. Spätestens seit Werner Karma die Federführung, das Texten, übernommen hatte war klar, daß hier nicht die sterbenden Schwäne besungen werden würden, sondern eher schon die dicke Luft sterbender Städte, wie er es formulierte.

Silly, das waren in der erfolgreichsten Besetzung neben der Frontfrau und Sängerin Tamara Danz: Uwe Hassbecker (Gitarre), Thomas Fritzsching (Gitarre), Jäcki Reznicek (Bassgitarre), Rüdiger "Ritchie" Barton (Keyboards) und Herbert Junck (Schlagzeug). Mir persönlich gefällt das Studioalbum „Februar“ am besten, nicht nur weil der Liedermacher Gerhard Gundermann die meisten Titel für das Album getextet hat oder weil es als erstes Album der DDR-Rockgeschichte als Koproduktion mit einer westdeutschen Plattenfirma produziert wurde.

Für Silly war die DDR gerade groß genug, um zu dem zu werden, worüber es sich hier zu schreiben lohnt. Anderen Zeitgeistern war es hier zu eng, so auch der oft mit Tamara Danz verglichenen Nina Hagen. In Sachen Power hat „die Hagen“ die Messlatte wohl ziemlich hoch angelegt. Silly lagen gerade vor dem viel zu frühen Tod ihrer Sängerin mehr die leisen Nummern. Hier waren sie wirklich stark. Eine "wilde Mathilde" wollte Tamara immer gern verkörpern, wenngleich dieses Image nie so ganz zu ihr passen wollte. Möglich, daß sie glaubte hier die Erwartungen der späten DDR-Mentalität befriedigen zu müssen.

Gerhard Gundermann sagte über das Album „Paradies“ (1996) mit dem Titelsong „Asyl im Paradies“ einmal, daß er etwas so gut produziertes noch nicht gehört habe, weder von einer Band, noch überhaupt. Mit Anna Loos als neuer Sängerin hat Tamara Danz im Herbst 2006 sicher eine würdige Nachfolgerin gefunden.

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