“Stasi Konkret”: Ilko-Sascha Kowalczuk stellte gestern sein neues Buch im DDR Museum vor

Und es war ein wahrlich spannender Abend! Neben Herrn Kowalczuk waren auch der Historiker Dr. Jochen Staad sowie unser wissenschaftlicher Leiter Dr. Stefan Wolle auf dem Podium und diskutierten über das Buch und die darin publizierten Erkenntnisse.
von Melanie Alperstaedt (07.06.2013)

Und es war ein wahrlich spannender Abend! Neben Herrn Kowalczuk waren auch der Historiker Dr. Jochen Staad sowie unser wissenschaftlicher Leiter Dr. Stefan Wolle auf dem Podium und diskutierten über das Buch und die darin publizierten Erkenntnisse.

Manch einer wird vielleicht denken, es gäbe schon genug Literatur über das Ministerium für Staatssicherheit. Daher erklärte Herr Kowalczuk gestern gleich zu Beginn,weshalb er sein Buch geschrieben hat. Denn es gibt wohl nicht viele verlässliche Gesamtdarstellungen der Stasi auf dem Buchmarkt. Der Autor nannte zwei Beispiele, die jedoch schon etwas älter sind. Daher fragte der C.H. Beck Verlag auch an, ob Herr Kowalczuk nicht eine Gesamtdarstellung entsprechend des aktuellen Forschungsstandes erstellen könnte. Gesagt, getan. So liegt nun das Buch „Stasi Konkret" vor, welches bereits zu einer öffentlichen Diskussionen über die vermutliche Anzahl von inoffiziellen Mitarbeitern (IM) der Staatssicherheit geführt hat.

Um diese Diskussion ging es in der gestrigen Veranstaltung jedoch nicht, was ich sehr angenehm fand. Statt über Zahlen zu streiten, hörten die Besucher gestern eine spannende Diskussion und beteiligten sich.
Laut Kowalczuk hat sich die Öffentlichkeit in der Vergangenheit bei der Aufarbeitung der DDR sehr auf das Ministerium für Staatssicherheit und auf die moralische Verwerflichkeit der IM-Tätigkeit konzentriert. Er merkte an, dass dies während der Aufarbeitung aber auch eine Entlastung für andere Institutionen und Personen, die in der DDR das diktatorische System ge- und unterstützt haben, bedeutete. Weiterhin forderte Kowalczuk dazu auf, in der Forschung nicht die Einteilungen der Staatssicherheit zu übernehmen, sondern eigene Kategorien zu entwickeln und schlug vor, durch Forschung „Denunziationstypen" zu entwickeln. Dabei solle man sich gedanklich von der Stasi lösen, denn Denunziationen kamen in den unterschiedlichsten Institutionen und Organisationen der DDR vor. Weiterhin forderten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion dazu auf, bezüglich einer IM-Tätigkeit genauer zu differenzieren. Denn es wäre wichtig zu verstehen, was der einzelne IM wirklich berichtet habe und wie er zur Mitarbeit bei der Stasi bewegt wurde. Wurde er erpresst? Genoss er Privilegien? Was berichtete er? Wie lange war jemand als IM tätig und wem schadete er in welchem Umfang?

Das Buch "Stasi konkret" sei allen empfohlen, die sich für den aktuellen Forschungsstand über das Ministerium für Staatssicherheit und neue Denkanstöße interessieren. Sie erhalten es für 17,95€ im Buchhandel oder bei uns im Museumsshop.

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