DDR-Forschung

Spiel des Monats - „Gleichgewicht des Schreckens“

Der Kalte Krieg diente schon zahlreichen Spielen als Vorlage, die das Ringen der Ost- und Westmächte und die Gefahr in Form der Atombombe thematisierten. Daher werden auch gleich zwei Spiele mit dem gleichen Titel vorgestellt, eines davon ist im DDR Museum zu finden.
von Michael Geithner (26.08.2014)

Der Kalte Krieg diente schon zahlreichen Spielen als Vorlage, die das Ringen der Ost- und Westmächte und die Gefahr in Form der Atombombe thematisierten. Daher werden auch gleich zwei Spiele mit dem gleichen Titel vorgestellt, eines davon ist im DDR Museum zu finden.

„Die NATO und der Warschauer Pakt standen einander gegenüber, wie zwei Cowboys im Wilden Westen, die Finger am Colt, einander belauernd – dazu beide auf Wagen mit Pulverfässern.“ So beschreibt Dr. Stefan Wolle, der wissenschaftliche Leiter des DDR Museum, die verfahrene Situation und reale Bedrohung des Kalten Krieges, der seine Fronten auf der ganzen Welt hatte, insbesondere aber im geteilten Deutschland. Das Ausmaß eines „heißen“ Krieges lässt sich heute nur Mutmaßen, dass die Atombombe aber ein Teil dieses befürchteten Dritten Weltkrieges geworden wäre, war allen Beteiligten klar. Die Furcht davor hinderte sie vermutlich daran militärisch aktiv zu werden. Die Folge war eine permanente Aufrüstung in West und Ost.

Im DDR Museum gibt ein einfaches Spiel dem Besucher die Möglichkeit zu entscheiden, ob er die Atombombe zünden möchte, oder nicht. Auf einem Bildschirm werden Bilder von der Natur gezeigt, wie sie unberührt und unwissend ausharrt. Davor ist ein roter Knopf angebracht, der beim Drücken abrupt die idyllische Szenerie unterbricht und das Abwerfen einer Atombombe zeigt, sowie deren anschließende Detonation und ihre vernichtende Auswirkung. Obwohl daneben beschrieben steht, was beim Drücken des Knopfes passiert, ist man als Spieler dennoch überrascht, wenn nicht sogar erschrocken über die Ereignisse. Ob das Spiel nun gewonnen oder verloren ist, bleibt seiner Fantasie des Spielers überlassen.

Deutlich komplexer geht es beim Brettspiel mit dem Titel „Gleichgewicht des Schreckens“ (im englischen Original „Twilight Struggle“) zu. Auch hier spielt die Atombombe eine das Spiel beendende Rolle. Es können zwei Spieler, jeweils in der Rolle der Ost- und der Westmächte, gegeneinander antreten. Sie platzieren ihren Einfluss auf Länder der Weltkarte, wie man das von Spielen, wie Risiko, kennt, ohne jedoch dabei Schlachten auszutragen – der Krieg bleibt „kalt“. Ein wichtiger Bestandteil sind die Spielkarten, die jeweils ein Ereignis des Kalten Krieges darstellen und in bedingt zufälliger Reihenfolge ausgespielt werden. Darunter gibt es auch Ereignisse, die den Krieg „heißer“ werden lassen. Sollten die Spieler die Gefahr einer Atombombe nicht gemeinsam eindämmen, kann es passieren, dass es zum alles vernichtenden atomaren Schlag kommt, der beide Spieler das Spiel verlieren lässt. „Gleichgewicht des Schreckens“ ist kein Familienspiel für zwischendurch, rangiert im Internet dennoch als eines der beliebtesten Brettspiele aller Zeiten.

Beide Spiele zeigen, dass „Spielen“ nicht automatisch mit „Spaß“ gleichzusetzen ist. Das Spiel kann hingegen auch ernste Themen interaktiv zugänglich machen – ganz simpel oder sehr komplex.

 

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