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"Orte des Erinnerns" von Anne Kaminsky

Unser heutiger Schatz aus der Bibliothek ist aus dem Jahre 2007 und damit zwar schon etwas älter, verliert dadurch jedoch keineswegs an Relevanz oder gar Wichtigkeit: Das Buch "Orte des Erinnerns - Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR" von Anne Kaminsky.
(23.04.2015)

Unser heutiger Schatz aus der Bibliothek ist aus dem Jahre 2007 und damit zwar schon etwas älter, verliert dadurch jedoch keineswegs an Relevanz oder gar Wichtigkeit: Das Buch "Orte des Erinnerns - Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR" von Anne Kaminsky.

Die vorliegende Publikation verzeichnet nicht weniger als 618 Gedenkorte und Erinnerungszeichen, Gedenkstätten und zeitgeschichtliche Museen, die bundesweit an die Geschichte der Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR erinnern. Den Schwerpunkt bilden historische Orte, an denen Verfolgung, Opposition und Widerstand sowie an Stationen der deutschen Teilung und deren Überwindung im Prozess der deutschen Einheit erinnert wird und wo zum Teil mittels Ausstellungen und Museen unverzichtbare Beiträge zur historisch-politischen Bildungsarbeit geleistet werden.

Die Gedenkzeichen im Hauptteil sind nach Bundesländern geordnet, sodass der geneigte Leser beispielsweise direkt in seiner Heimatstadt beginnen kann. Der jeweilige Absatz beinhaltet prägnant gehalten einige Informationen. So wird Auskunft gegeben über die Entstehungsgeschichte der Erinnerungsorte, die nicht selten von Kontroversen begleitet war. Vor allem, wenn sich bspw. die Nutzung eines Gebäudes durch das SED-Regime direkt der Nutzung durch das NS-Regime anschloss. Zudem werden Informationen zum Standtort, weiterführender Literatur oder weitere Informationsquellen gegeben, sodass bei Interesse sich direkt tiefer mit dem Thema beschäftigt werden kann.

Auch das ein oder andere Kuriosum ist zu finden: Wissen Sie, was es mit dem "Checkpoint Qualitz" auf sich hat? Oder dass bereits mehr als 60 Zeichen schon vor 1989 in Westdeutschland und Westberlin gesetzt wurden, die insbesondere an die Teilung und an das Ziel erinnern sollten, diese zu überwinden?

Zudem sind einige Fach-Aufsätze beigefügt. So finden sich im hinteren Teil des Buches "Überblicksbeiträge zu Opposition und Repression in der SBZ/DDR" zu Themen wie unter anderem "Sowjetische Speziallager in Deutschland" von Jörg Morré, "Grenzregime und Mauerbau" von Gunter Holzweißig, "Der 17. Juni 1953" von Karl Wilhelm Fricke oder "Friedliche Revolution und deutsche Einheit" von Robert Grünbaum.

Dass die Herausgabe der hier vorliegenden 2. überarbeitenden und erweiterten Auflage nun schon acht Jahre zurück liegt, ist meiner Meinung nach jedoch nicht unbedingt ein Nachteil, da so dem am Kulturwandel Interessierten auch andere Zugänge und Perspektiven ermöglicht werden: Die Entwicklung der Aufarbeitung, die sich langsam wandelnde Wahrnehmung des Themas in der Öffentlichkeit oder Gewichtung im Schulunterricht beispielsweise.

Das Kompendium "Orte des Erinnerns – Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR", herausgegeben von Anne Kaminsky, ist in 2. überarbeiteter und erweiterter Auflage im Mai 2007 im Christoph Links Verlag erschienen.  Auftraggeber sind sowohl die Bundesstiftung Aufarbeitung als auch die Bundeszentrale für politische Bildung. "Orte des Erinnerns" hat die ISBN 978-3-86153-443-3 und ist noch immer für 24,90 € erhältlich. Eine kompaktere und etwas weniger umfangreiche Version ist auch direkt bei der Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich, diese sogar für nur 1 € zzgl. Versandkosten.

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