Wenn man durch das Brandenburger Tor geht steht man auf einem historisch bedeutsamen Gebiet. Zu sehen ist davon heute wenig. Für viele junge Menschen und Touristen ist es schwer vorstellbar, dass hier einmal eine Mauer stand, welche die Menschen daran hinderte, den anderen Teil der Stadt zu betreten. Auch die mit dieser Grenze verbundenen Einschränkungen, Strafen, persönliche Lebensgeschichten und Tragödien können, so selbstverständlich dieses Überqueren heutzutage ist, schwer nachvollzogen oder gar verstanden werden.
Seit dem Fall der Mauer und der Auflösung der Deutschen Demokratischen Republik leben alle Bürger Deutschlands in einem Land. Einige Jahre sind seitdem vergangen, viele Diskussionen wurden geführt und viele Dinge, die mit diesem Wandel verbunden sind, beschäftigen die Menschen bis heute. Eine besonders interessante und stets aktuelle Frage behandelt der Film „One Germany - The other Side of the Wall" von Gabriele und Mark Heyes, der am 05. Juli im Besucherzentrum des DDR Museum präsentiert wurde: Gibt es ein (wieder-)vereintes Deutschland?
„Mir gefällt ihr Film wirklich gut. Ich finde es besonders gut, dass sie den Leuten so viel Raum geben, um selbst zu erzählen." Dies ist die Meinung eines Zuschauers, nachdem der Film angesehen wurde.
One Germany ist eine Dokumentation die Menschen zu Wort kommen lässt. Durch die Meinung ‚normaler Bürger' sowie Politiker, Musiker und Personen der Öffentlichkeit bekommt der Zuschauer einen eindrucksvoll authentischen Einblick in die heutige Gesellschaft Deutschlands.
„Wiedervereinigung" ist das zentrale Thema, welches das in Los Angeles beheimatete Ehepaar Heyes während ihrer Deutschlandreise untersuchte.
Besonders interessant empfanden Sie dabei das immer noch bestehende Desinteresse für die jeweils andere Region.
In einem persönlichen Gespräch mit dem Publikum berichtete Herr Heyes, dass Vorurteile und geistige Blockaden noch heute weit verbreitet seien.
Der zweisprachige Film (deutsch/ englisch) wurde im Auftrag des Wende Museum Los Angeles produziert und soll dort zur Aufklärung beitragen, denn lt. Hr. Heyes würden jede Woche in Amerika Schlagzeilen publiziert die behaupten, dass 50% der Deutschen die Mauer wiederhaben möchte.
Gekonnt stellt der Film verschiedenste Sichtweisen dar. Neben zahlreichen kritischen Aussagen wird auch Ostalgie und Verharmlosung thematisiert. Die Aussage eines ehemaligen Gefängnis-Mitarbeiters der ehemaligen Stasi-Zentrale in Höhenschönhausen „Die Haftanstalt sei mit ihrer Einrichtung ein Paradies gewesen" zeigt auf, wie unterschiedlich die Meinungen zum Thema sind. Die anwesenden Zuschauer kommentierten diese Darstellung mit Kopfschütteln.
Die Filmvorführung war eine besondere Gelegenheit zu erfahren, wie weit das deutsche Volk zusammengerückt ist. Der Film „One Germany" regt zum Nachdenken darüber an, inwieweit überhaupt die Bereitschaft gegeben ist, sich aufeinander zuzubewegen. Gibt es eine Mauer in den Köpfen? Ist es wirklich angebracht, noch heute Menschen mit, oft ideologisch geprägten und überholten, Vorurteilen zu begegnen?
Schauen Sie sich den Film an und überlegen Sie selbst, ob es eine Wiedervereinigung gab, geben wird oder ob eine „Einheit" jemals erreicht werden kann!? Wir wünschen viel Spaß dabei und richten unseren Dank an Gabriele und Mark Heyes für diese gelungene Veranstaltung.
Unsere Veranstaltungsreihe im Besucherzentrum wird auch bei der nächsten Veranstaltung am 19. Juli 2011 mit einem Ereignis der besonderen Art fortgeführt: Das weibliche Gesicht der Revolution wird enthüllt. Erleben Sie die Eröffnung der Fotoausstellung von Dirk Vogel und ein Podiumsgespräch mit Teilnehmerinnen der Friedlichen Revolution.
Wir freuen uns auf Sie.