Läden und Kaufhäuser in der DDR

Exquisit und Delikat

Exquisit- und Delikat-Läden wurden in den 60er-Jahren eröffnet, um den »gehobenen Konsumbedarf« der Bevölkerung in der DDR zu decken. Im Gegensatz zu den Intershops war es der Bevölkerung in diesen Läden möglich, hochwertige Artikel mit der landeseigenen Währung, der Mark der DDR, zu kaufen. von Jörn Kleinhardt (15.12.2016)

Dieser Teil der Blogserie »Läden und Kaufhäuser in der DDR« handelt von den Exquisit- und Delikat-Läden. Beide Ketten sollten den »gehobenen Konsumbedarf« der Bevölkerung decken und standen im Kontrast zu den Intershops. Denn hier war es der Bevölkerung möglich, hochwertige Artikel mit der landeseigenen Währung, der Mark der DDR, zu kaufen. Westgeld, wie es in den Intershops nötig war, bedurfte es nicht. 

Exquisit-Läden für Bekleidung, Schuhe und Kosmetika

Die Exquisit-Ladenkette entstand bereits im Jahr 1962 auf Beschluss des Ministerrats der DDR. Dieser Beschluss war Teil der Reformen, welche, nach dem Mauerbau im Jahr zuvor, das Versorgungsniveau mit Konsumgütern für die Bürger*innen der DDR verbessern sollten. Das Angebot der Ladenkette beschränkte sich auf exklusive Bekleidungsartikel, Schuhe und Kosmetika. Eigens angestellte Modedesigner*innen entwarfen für jede Saison exklusive Kollektionen und stellten diese auf der Leipziger Messe vor. Die Stoffe dafür kamen zumeist aus dem westlichen Ausland. Derartige Qualitätsarbeit spiegelte sich auch in den aufgerufenen Preisen wider. Die angebotenen Produkte waren derart teuer, dass die Ladenkette im Volksmund auch »UWUBUs« für »Ulbrichts Wucherbuden« genannt wurden. Neben den selbst designten und gefertigten Kleidungsstücken wurden auch Schuhe, z. B. der Marke Salamander, aus der Gestattungsproduktion verkauft.

Schuhe der Marke »Salamander«
Tüte aus dem Exquisit Berlin

Delikat-Läden für gehobene Lebens- und Genussmittel

Im Jahr 1966 wurde das Einkaufsangebot der DDR um die Delikat-Ladenkette erweitert. Analog zu den Exquisit-Läden sollten die Delikat-Läden den Bedarf der Bevölkerung an hochwertigen Lebens- und Genussmitteln decken. Das Angebot der Ladenkette setze sich aus importierten Produkten, hochwertigen und seltenen Erzeugnissen aus heimischer Produktion sowie Produkten aus der Gestattungsproduktion zusammen. Im Sortiment fand man vieles, was das Feinschmeckerherz begehrte beispielsweise Konserven mit Ananas, Pfirsichen oder Mandarinen, hochwertige Alkoholika aus westlicher und heimischer Produktion, edle Schokoladen oder seltene Fleisch- und Wursterzeugnisse in Dosen. Die aufgerufenen Preise für die hochwertigen Produkte waren deutlich oberhalb des gängigen Preisniveaus und sorgten für verschiedene umgangssprachliche Bezeichnungen für die Ladenkette: Vom abgekürzten »Deli«, dem schlichten »Wucherbude« bis zum »Fress-Ex« in Anlehnung an die Exquisit Läden.

Dose »Trink Fix«
Konservendose Original Meissner Bockwurst – Delikat

Ziel der beiden Ladenketten: Die Abschöpfung des Kaufkraftüberschusses der Bevölkerung

Die beiden Ladenketten hatten neben der Versorgung mit exklusiven Konsumgütern noch einen anderen Zweck: Sie sollten den Kaufkraftüberschuss der Bevölkerung abschöpfen. Wegen stetig steigender Löhne bei gleichbleibenden, weil subventionierten Preisen für Miete, Grundnahrungsmittel und einfachen Konsumgütern hatten viele Haushalte erhebliche Ersparnisse. Es gab schlicht zu wenig kaufbare hochwertige Waren für das im Umlauf befindliche Geld. Daher wollte die Regierung das vorhandene Geld mit den überteuerten Produkten in den Exquisit- und Delikat-Läden abschöpfen. Zusätzlich konnte die Staatsführung besonders durch die Delikat-Geschäfte die politisch gewollte Preisstabilität bei Nahrungsmitteln unterlaufen. Besonders in den späten 1970er- und 1980er-Jahren verschwanden einige Produkte aus den herkömmlichen Geschäften, um nur kurze Zeit später mit zumeist geänderten Verpackungen und höheren Preisen im Delikat wieder auf den Markt zu kommen. Positiver Nebeneffekt für die Regierung war hierbei die Verschleierung der Inflation.

Mit der politischen Wende und der Deutschen Wiedervereinigung wurden beide Ladenketten obsolet und verschwanden aus den ostdeutschen Innenstädten.

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