Im Rahmen unserer monatlichen Blogreihe über DDR-Gedenkstätten in Berlin waren meine Kollegin Janine Henschel und ich letzte Woche im Bildungszentrum des BStU. Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik bietet in diesem Bildungszentrum in der Zimmerstraße 90 zwei Ausstellungen zum Thema Stasi an. Zum einen die Dauerausstellung „Stasi. Die Ausstellung zur DDR-Staatssicherheit“ und zum anderen die Sonderausstellung „Täuschen und Vertuschen. Die Stasi und die Mauertoten“.
Die Sonderausstellung, die im Eingangsbereich zu sehen ist, beschäftigt sich mit einzelnen Menschen, die ihr Leben an der Berliner Mauer gelassen haben und mit der Art und Weise, wie die Stasi mit diesen Toten umging. Da für die SED Flüchtende als Feinde galten, wurden die Todesfälle an der Mauer durch das MfS so gut es ging verschleiert. Die Leidtragenden waren vor allem die Angehörigen. Die Ungewissheit über die Todesumstände ihrer Lieben belastete ihr gesamtes Leben. Der BStU zeigt in dieser Sonderausstellung erstmals Originale aus einer MfS-Sonderakte über die Mauertoten.
Zur Dauerausstellung gelangt man durch einen Gang, der einem Aktenschrank nachempfunden wurde. Man liest dort Fakten, wie 111km Schriftgut, 39 Millionen Karteikarten, 1,4 Millionen Fotos oder 34.000 Film- und Tondokumente, dies ist das historische Quellenmaterial, das durch die Überlieferungen des MfS heute zur Verfügung steht. Und man steht vor einem Karteikartenschrank, in dem man sieht, wie genau das MfS die Informationen über überwachte Personen notierte und aufbewahrte. Schon allein die Zahlen, die man in diesem Gang an den Wänden liest, sind unvorstellbar und machen einem bewusst, wie flächendeckend die Überwachung der DDR-Bürger tatsächlich war.
Die Dauerausstellung ist in drei Ebenen gegliedert, die man auch im gestalterischen Aufbau der Ausstellung ablesen kann. Die erste Ebene befasst sich mit der Darstellung der MfS-Geschichte und gliedert sich wiederum in neun Kapitel, die dem Besucher grundlegende Informationen über die Stasi vermitteln. Auf der zweiten Ebene geht es um persönlich vom MfS Betroffene. Es werden ihre Biographien dargestellt und welches Unrecht diesen Menschen aufgrund ihres Handelns durch die Stasi widerfuhr. Dieses Nebeneinander von allgemeinen Informationen und speziellen Beispielen macht die Ausstellung anschaulich und interessant. Wenn man nämlich ein Gesicht, eine Geschichte, einen Namen zu historischen Fakten hat, ist es, wie ich finde, viel unkomplizierter, sich diesen Fakten zu nähern und mit diesen Fakten auch etwas anfangen zu können bzw. sich diese auch zu merken. Gerade für Schulklassen ist diese Herangehensweise an die Thematik sehr gut geeignet.
Die dritte Ebene der Ausstellung stellt dar, wie sich das MfS in den DDR-Alltag einklinkte und sich dort je nachdem auch bemerkbar machte. Diese ständige Präsenz wird anhand von sieben Lebensbereichen verdeutlicht. Es geht um die Arbeit, die NVA und die Jugend, es geht um Kultur und Sport, um die Kirche und das Reisen. Auch dadurch wird die Allgegenwart der Stasi im täglichen Leben der DDR-Bürger sehr anschaulich.
Besucher können das Bildungszentrum mit seinen beiden Ausstellungen täglich von 10-18 Uhr besuchen, der Eintritt ist frei. Man hat die Möglichkeit, mit einem ebenfalls kostenlosen Audio-Guide die Dauerausstellung zu besichtigen. Dies würde ich auf jeden Fall empfehlen, da auch Originaltondokumente zu hören sind. Die Reihenfolge kann man dabei selber wählen und so ganz individuell durch die Ausstellung gehen.