Von der 1. bis zur 4. Klasse wurden die Kinder in der DDR im Fach Heimatkunde geschult. Schon im 19. Jahrhundert war der Begriff für den allgemeinbildenden Unterricht für jüngere Schüler*innen weit verbreitet und auch zu Zeiten der Weimarer Republik sowie des Nationalsozialismus wurde das Fach, inhaltlich nahezu unverändert, weitergeführt. Nach der deutschen Teilung wurde »Heimatkunde« dann in Ost- sowie in Westdeutschland Teil des Unterrichtsstoffes; in der DDR bis zum Jahr 1989, in der Bundesrepublik wurde stattdessen ab den 1960er-Jahren der Sachkundeunterricht eingeführt.
Der Name des Unterrichtsfaches lässt schon darauf schließen, dass es sich um die Einführung in das gesellschaftliche Leben und um Kenntnisse der heimischen Natur handelte. Unterteilt in diese Oberkategorien, wurden den 1. und 2. Klassen hauptsächlich das heimische Gesellschaftssystem sowie einige geschichtliche Grunddaten nähergebracht. Später wurde mehr Wert auf wissenschaftliche und naturwissenschaftliche Kenntnisse gelegt. So sollte der Heimatkundeunterricht in den Klassenstufen 3 und 4 auf die ab Klasse 5 folgenden Fächer Biologie, Geografie und Geschichte vorbereiten.
Die Heimatkundehefte der Schulkinder waren zumeist sehr bunt, voller Illustrationen und ausgeschnittener Bilder. In unserem Sammlungsbestand haben wir verschiedene Schulhefte aus mehreren Klassenstufen. Beim Vergleich der Hefte ist zu erkennen, dass die Lehrpläne innerhalb der Bezirke der DDR identisch waren. Es ist also egal, ob wir ein Heimatkundeheft der 1. Klasse aus Cottbus, Berlin oder Rostock aufschlagen, der Inhalt ist beinahe identisch. Am Anfang steht in allen Heften der Staat. Die frischgebackenen Schüler*innen lernen das Staatswappen und die Fahne in den Nationalfarben kennen. Danach geht es um die jeweilige Heimatstadt und den dazugehörigen Bezirk. Natürlich spielen die Pionierorganisation, Feier- und Gedenktage wie der 1. Mai, der Internationale Frauentag oder der Tag der Befreiung ebenfalls eine Rolle. Dem Namensgeber der Pionierorganisation »Ernst Thälmann« sind jeweils mehrere Seiten gewidmet und auch die Nationale Volksarmee wird mehrfach erwähnt. Nach dem ideologischen Teil werden die heimische Flora und Fauna, das korrekte Verhalten im Straßenverkehr, Hygienetipps und für Kinder wichtige Dinge wie beispielsweise das korrekte Verhalten beim Baden oder Beschreibungen und Zeichnungen der eigenen Haustiere behandelt.
Habt ihr noch Erinnerungen an euren damaligen Heimatkundeunterricht? Was hat euch besonders gut gefallen und was eher nicht? Habt ihr vielleicht sogar noch ein paar alte Schulhefte aus dieser Zeit? Über Einreichungen per E-Mail an sammlung@ddr-museum.de freuen wir uns!
Anmerkung der Redaktion: Der Blogbeitrag erschien erstmals am 23. September 2016.