Gerhard Gundermann, der von vielen einfach nur Gundi genannt wurde, wäre am 21.2.2015 60 Jahre alt geworden. Doch schon viel zu früh ist der 1998 verstorbene Musiker von uns gegangen. Zu seinen Ehren und anlässlich seines 60. Geburtstags spielten am gestrigen Abend die Steinlandpiraten bei uns im Besucherzentrum des DDR Museum. Das kommt Ihnen irgendwie bekannt vor? Richtig, denn die Steinlandpiraten waren bereits im Juni letzten Jahres bei uns zu Gast. Allerdings gab damals Gerhard Gundermanns 16. Todestag den Anlass.
Die Sängerin Patti Heidrich und der Musiker Karsten Schützler gehören eigentlich der vierköpfige Band Unbekannt verzogen an. Voller Leidenschaft widmen sie sich aber als Duo unter dem Namen Steinlandpiraten auch den Liedern Gerhard Gundermanns.
Patti hatte bereits in ihrer Jugend viele Konzerte Gundis miterlebt und die Verbundenheit zwischen ihm und seinen Fans spüren können. Auch Sie merkte: Gundi hat die gleichen Fragen wie ich. Denn Gundermann war nicht nur Musiker, sondern auch Bergmann und spiegelte die Zerrissenheit einer ganzen Generation wider. „Nur Kunst oder Arbeit geht für mich nicht. Ich brauche verschiedene Perspektiven auf die Gesellschaft, sonst führt das zu Verblödung.“,sagte er 1955 in Weimar und macht somit deutlich, aus welchem Blickwinkel seine Texte entstanden, die in den 80ern/90ern so viele junge Menschen begleiteten.
Das Leben allgemein, die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, aber auch gleichzeitig die Angst vor einer festen Bindung werden in seinen Songs thematisiert. Wiederum sind auch politische Aspekte, wie das Ausgeliefertsein gegenüber den „Mächtigen“ im Widerspruch zu den Bemühungen an die Demokratie zu glauben, Bestandteile seiner Lieder.
Sören Marotz, unser Sammlungsleiter, untermalte den gestrigen Abend mit Zwischentexten Gundis, die vor allem aus seinen Solokonzerten bekannt sind. Einer dieser Texte von 1988 stellte das Gespräch zwischen Gundermann und Gott dar:
„Es war einer der seltenen Abende, an denen ich nicht einschlafen konnte. Mit verschränkten Armen lag ich auf dem Rücken und starrte auf das Fenster. Die Flügel wurden aufgedrückt, und herein stiegen die beiden Engel, die auch schon in dem Film Das Wunder von Mailand mitgespielt hatten. Sie hakten mich unter und schleiften mich durch die Wolkendecke zu einem alten Mann, der sich gerade ein Paar Arbeitshandschuhe an seiner Kombi abklopfte. ‚Ich habe dich holen lassen’, sagte der, ohne mich anzusehen, ‚um mit dir zu reden über den Weltengang und einige Dinge, die getan werden müssen in den nächsten Jahren.’ Ich war müde und fror und sagte: ‚Warum gerade ich.’ ‚Weil’ – und jetzt sah Gott mich an – ‚ weil du im Bergbau arbeitest, Mann. Und weil du Lieder machst.“
Das Gundi damals für viele junge Leute etwas ganz Großes gewesen sein muss und es zum Teil auch noch heute ist, wurde mir gestern erneut bewusst. Als Patti und Karsten Lieder wie Torero, Sag wolltest du nicht noch oder Kann mich nicht erinnern spielten, lag eine ganz besondere Stimmung, ja beinahe Magie in der Luft, die sich kaum in Worte fassen lässt. Ein Spüren von Emotionen – Freude wie Trauer, Erinnerungen an das Leben vor 30 Jahren voller Zerrissenheit und Verzweiflung, aber auch Jugend und Verliebtheit. In diesem Moment wurde deutlich, was für einen Stellenwert Gundi für viele Personen damals hatte.
Ich bin sicher, dass nicht nur ich, sondern das gesamte Publikum von diesem Abend begeistert waren. Schließlich waren alle Plätze belegt und die ersten positiven Feedbacks haben wir auch schon bekommen!
Die Steinlandpiraten könnt ihr am 27.2. um 20.00 Uhr in der Kulturgießerei Schöneiche live hören. Alle weiteren Termine findet Sie hier.
Eine CD "Gundis Lieder - Gundis Themen" wird in Kürze unterschiedlichste Künstler wie die Seilschaft, Krogmann, Konstantin Wecker, Stoppok, Tino Eisbrenner u.v.a. bei einem Tribute für den viel zu früh verstorbenen Liedermacher Gerhard Gundermann vereinen. Ein Making-of kann bereits hier angesehen werden.