Sylvia Wölfel referierte gestern im Besucherzentrum über ein Stück ostdeutsche Designgeschichte: Das Multicar. Auch heute noch ist der Multicar am Markt und hat sich als multifunktionales, kleines Nutzfahrzeug eine Nische in der Fahrzeugindustrie behauptet. Doch Wölfel wollte das Multicar nicht mit Blick auf eine Unternehmensgeschichte zu beleuchten, wenngleich diese selbstverständlich angesprochen wurde, sondern hinsichtlich der Designgeschichte beziehungsweise industriellen Formgestaltung des ostdeutschen Erfolgsfahrzeugs.
Sylvia Wölfel studierte an der TU Dresden und der University of Exeter Neuere und Neueste Geschichte, Politikwissenschaft und Technikgeschichte, promovierte 2014 zur umweltfreundlichen Produktentwicklung in der Bundesrepublik und der DDR und ist heute Wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU Berlin im Fachbereich Technikgeschichte.
Zu Beginn ihres Vortrages machte Wölfel bereits auf die Komplexität des Themas aufmerksam, indem sie dem Publikum die Frage stellte, was genau eigentlich unter Design zu verstehen ist. Des Weiteren ging sie auf einzelne Etappen der DDR-Designgeschichte ein und zeichnete speziell die Entwicklung des Industriedesigns oder der industriellen Formgestaltung von professionell genutzten Maschinen und Fahrzeugen nach.
Nach dieser Vorbereitung gelangte sie zum Kern ihres Themas, der Designgeschichte des Multicars. Spannend und unterhaltsam erzählte sie die Geschichte von einem einfachen Kohletransportfahrzeug zu einem Multifunktionswunder, das noch heute in Deutschland und anderen Ländern eingesetzt wird. Das Multicar verstand es sowohl die Käufer- als auch die Nutzerwünsche zu vereinen, was seinen Erfolg laut Wölfel bis heute ausmache. Eine kleine Anekdote zur Nutzerforschung des Unternehmens führte sie außerdem an. Auf Messen ermöglichten es Bratwürste und Bierausschank mit den Nutzern des Fahrzeugs in Kontakt zu treten und ihre Anregungen in die Gestaltung neuer Modelle einzubringen.
Am Ende entfachte eine interessante Diskussion zur Gestaltung des Multicars und seiner DDR-Tradition. Vielen Dank an Frau Wölfel und das Publikum für einen aufschlussreichen Abend!