Michael Winteroll ist ausgewiesener Berlinkenner. Viele verschiedene Bücher zu Berlin, einzelnen Stadtteilen sowie Stadtführer für besondere Zielgruppen hat er bereits veröffentlicht. In seiner „Geschichte Berlins“ hat er sich auf 144 Seiten unserer Hauptstadt von ihren Anfängen im 12. Jahrhundert bis zur Jahrtausendwende gewidmet. Ein mutiges Unterfangen diese Fülle von Geschichte in einem kleinen Stadtführer unterzubringen, das ihm auf lebendige Weise gelungen ist.
Er schildert, wie im Mittelalter die Flussüberquerung beladener Wagen sich schwierig gestaltete und deshalb so genannte Staumärkte entstanden, die dann zu Altberlin und Cölln anwuchsen. Es ist sogar davon auszugehen, dass Berlin schon viel länger das Stadtrecht innehatte, als heute gefeiert. Zelebriert wird heute das Jahr 1237, als Berlin erstmals urkundlich erwähnt wurde. Erst 1307 jedenfalls bauten sich die beiden Stadtteile ein gemeinsames Rathaus, genau auf der Brücke, die beide verband.
Interessant erklärt er uns, wie das Berliner Stadtschloss entstand, die Mark Brandenburg erst nach Jahrzenten zum Protestantismus konvertierte und warum der Kurfürstendamm eigentlich heißt, wie er heißt. Auch, dass die Quadriga auf dem Brandenburger Tor unter Napoleons Herrschaft nach Paris gebracht wurde, oder bereits 1870 nur noch eine Minderheit der Berliner tatsächlich in der Stadt geboren wurde, sind spannende Informationen.
Auch unterhaltsame Anekdoten weiß Winteroll einzubinden, so berichtet er eindrucksvoll, wie die Spandauer in Unterzahl die Berliner beim „Knüppelkrieg“ 1567, einer Vergnügungsschlacht, besiegten. Oder illustriert anhand einer zeitgenössischen Quelle den „Berliner Witz“, den man 1784 erstmals aufkommen sah.
Natürlich geht der Autor auch auf die Probleme und Besonderheiten der geteilten Stadt ein. Spricht an, was viele nicht wissen. So zum Beispiel, dass der Bau des Hansaviertels in Westberlin die Antwort des Westens auf die Stalinallee war, dass Honecker bereits unter Ulbricht den Mauerbau organisierte oder warum in das Staatsratsgebäude der DDR das Lustgartenportal des gesprengten Stadtschlosses eingebunden wurde.
In kurzen Exkursen weist Winteroll immer wieder auf Geschichtsspuren hin, sodass man mit diesem Buch auf Spurensuche im heutigen Berlin gehen kann, während der Stadtführer in jeder Handtasche Platz findet und den historischen Background liefert.
Einziges Manko ist, dass auch die 2. überarbeitete Auflage noch viele Rechtschreibfehler aufweist, die die Lesefreude etwas hemmen.
Wer nun neugierig geworden ist und sich für historische Sachverhalte interessiert, findet das Buch in gut sortierten Buchhandlungen unter der ISBN 3-89479-167-5 für 9,90 € oder die Neuauflage unter der ISBN: 978-3894797393 für 12,95 €.