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"Sport in der DDR"

Üblicherweise finden Sie an dieser Stelle Rezensionen von aktuellen Publikationen. Regelmäßig besprechen wir Aufsätze, Bücher oder sogar Filme rund um das Thema DDR. In diesem Text jedoch soll es um ein Werk aus dem Jahr 1981 gehen, und zwar herausgegeben in der Bundesrepublik Deutschland – "Westliteratur" sozusagen. Da es jedoch nie schaden kann, eine andere Perspektive anzunehmen, stellen wir Ihnen heute das von der west-deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebene Heft "Sport in der Deutschen Demokratischen Republik" vor.
(02.06.2016)

Üblicherweise finden Sie an dieser Stelle Rezensionen von aktuellen Publikationen. Regelmäßig besprechen wir Aufsätze, Bücher oder sogar Filme rund um das Thema DDR. In diesem Text jedoch soll es um ein Werk aus dem Jahr 1981 gehen, und zwar herausgegeben in der Bundesrepublik Deutschland – "Westliteratur" sozusagen. Da es jedoch nie schaden kann, eine andere Perspektive anzunehmen, stellen wir Ihnen heute das von der west-deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebene Heft "Sport in der Deutschen Demokratischen Republik" vor.

 

Die Friedrich-Ebert-Stiftung

Die FES wurde 1925 unmittelbar nach dem Tod ihres Namesgebers gesgründet. Als eine der SPD nahestehenden Organisation wurde sie 1933 von den Nationalsozialisten verboten. Neun Jahre nach dem 2. Weltkrieg wurde die Stiftung in einen gemeinnützigen Verein „zur Förderung demokratischer Volkserziehung“ umgewandelt. Heute engagiert sich die Organisation für Entwicklungshilfe, vergibt Stipendien und spricht sich für eine soziale Gestaltung der Globalisierung aus.

 

Politische Bildung in Westdeutschland

Die vorliegende Publikation erschien im Verlag Neue Gesellschaft GmbH in der Serie Die DDR, Realitäten, Argumente, die für die politische Bildungsarbeit eingesetzt wurde. Hauptziel der Reihe war es, den westdeutschen Lesern verschiedene Aspekte des Lebens in der DDR nahe zu bringen. In diesem konkreten Heft geht es um den Bereich Sport: "Obwohl es einige Jahre der verbesserten sportlichen Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und der DDR gegeben hat, ist das Wissen über Aufbau, Arbeitsweise und gesellschaftliche Einbindung des DDR-Sports bei uns noch sehr gering." (S.8)

 

Kurzweilige Einführung in das Thema "Sport in der DDR"

"Die große Popularität des Sportes der DDR wird von der SED genutzt, um eine Identifizierung der Menschen mit dem gesellschaftlichen System der DDR zu erreichen." (S.6)

Um die beschriebenen Wissenslücken zu schließen, widmet sich das übersichtliche Heft den Bereichen Geschichte des Sports in der DDR, Breiten- und Leistungssport, Ausbildung der Sportlehrer und Sportforschung sowie dem zentralen Thema Politik und Sport. Die grundlegende Struktur ist logisch aufgebaut, der Text liest sich verständlich und kurzweilig. Die stellenweise politische Färbung wird besonders in Passagen deutlich, an denen Vergleiche zwischen der DDR und der Bundesrepublik gezogen werden. Jedoch ist hier durchaus eine Anerkennung der ostdeutschen Sportausbildung sowie der Integration der körperlichen Ertüchtigung in den Alltag der DDR-Bürger formuliert: "Wenn die DDR auf einem Gebiet Weltniveau erreicht hat und als internationaler Schrittmacher angesehen werden kann, so ist dies unbbstritten das des Sports." (S.1)

Ein besonderer Schwerpunkt in der Publikation stellt die Struktur der Ausbildung von Spitzensportlern in der DDR. Stets wird verdeutlicht, dass diese, im Gegensatz zu Westdeutschland, hochgradig komplex und über die Maßen leistungsorientiert angelegt war. Der Anspruch der ostdeutschen Politik, Spitzensportler als "Diplomaten im Trainingsanzug" zu instrumentalisieren, setzt die Publikation in ein Spannungsverhältnis mit der durchaus abweichenden Wahrnehmung der ostdeutschen Bevölkerung, die in in den erfolgreichen Sportlern nichts mehr sahen als ein sportliches Vorbild ohne systemkonforme Anhänglichkeit. Eine Informationsquelle der Herausgeber stellen überdies in die BRD geflüchtete ostdeutsche Sportler dar: "Wie wir aus dem Munde geflüchteter Spitzensportler wissen, sind die Anforderungen an Leistungen im Training wie in den Wettbewerben äußerst hoch [...], ständige Überprüfungen auch der privaten Sphäre müssen in Kauf genommen werden, will man zur Sportelite der DDR gehören." (S.29)

 

Fazit

Die Publikation schließt mit dem Fazit "Es steht außer Zweifel, dass die Menschen in der DDR auf die Leistungen ihrer Sportler stolz sind." Die Autoren unterstreichen diese Anerkennung ebenfalls, ohne jedoch die Leistungen der westdeutschen Spitzensportler herabzuwürdigen. Insgesamt wird dem DDR-Sport jedoch mehr Struktur, Hochleistung und Ausdauer zugesprochen, was mit der umfassenden Förderung des DDR-Staates begründet wird. Dies interpretiert die Publikation durchaus als Vorbild: "Vielleicht kann das Wissen um den Sport in der DDR [...] auch einige Anregungen geben, wie wir unsere Arbeit auf diesem Gebiet verbessern können." (S.8)

 

 Bildquelle: Bundesarchiv Bild_183-66400-0142

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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