DDR-Musik

Für die Profis: Musikinstrumente aus dem Westen

Wie bei vielen Dingen, bei denen in der DDR eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage klaffte, gab es auch einen regen privaten Handel mit neuen und gebrauchten Musikinstrumenten aus dem Westen.
von Sören Marotz (03.01.2017)

Wie bei vielen Dingen, bei denen in der DDR eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage klaffte, gab es auch einen regen privaten Handel mit neuen und gebrauchten Musikinstrumenten aus dem Westen.

Ganz hoch im Kurs stand dabei der 1983 von Yamaha vorgestellte Synthesizer DX7. Er war der erste einer größeren Käuferschicht zugängliche digitale Synthesizer. In der DDR galt er für viele Bands im Profibereich als das Nonplusultra, auch wenn dabei Preise von ca. 20.000 Mark der DDR aufgerufen wurden. In der Bundesrepublik war er für ein Zehntel des Preises zu haben.

Neben dem hohen Kosten für einen DX7, für die ein normaler DDR-Bürger ungefähr drei Jahre arbeiten musste, war auch die Beschaffung an sich noch ein Problem. Natürlich konnte man versuchen, das Wunschinstrument über den staatlichen An- und Verkauf oder von einem Musiker für DDR-Mark zu kaufen. Wer hier gut im Geschäft war, erzielte schnell ein höheres Einkommen, als mit regulärer Arbeit. Fritz Puppel, Gitarrist von „City“, zum Beispiel war eine beliebte Anlaufstelle bei Instrumentenwünschen. Ein beliebter Weg waren auch die vielfältigen Inserate in den Zeitschriften, zum Beispiel in der „Melodie und Rhythmus“. Auf dem abgebildeten Cover spielt beispielsweise Jürgen Ehle, Gitarrist der Rockband „Pankow“, eine Fender Telecaster - natürlich nicht aus DDR-Produktion.

Vielfach ging die Gage der Bands drauf, um Kredite für die Musikanlage abzuzahlen und Instrumente zu besorgen. Trotzdem musste keine Gruppe am Hungertuch nagen, schließlich ließ sich auch der alte Kram wieder weiter veräußern. Der Mangel an brauchbaren Instrumenten und Verstärkern aus einheimischer Produktion ließ viele Techniker und Musiker zu den großen „Westmarken“ greifen. Schätzungen zufolge lag deren Anteil im Profi-Bereich bei etwa 80-90 Prozent. Die zwei großen VEB im vogtländischen Musikwinkel – die „Musima“ und die „Klingenthaler Harmonikawerke“ – mussten Masse statt Klasse produzieren. Die Musima beispielsweise produzierte jährliche 140.000 Gitarren.

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