Exkursion: DDR-Industriekultur muss man inzwischen (be)suchen

Nur noch in wenigen Städten und Dörfern Ostdeutschlands ist die DDR nach wie vor gebaute Realität: mit ihren Konzepten, ihren Lebensentwürfen und ihren Idealen, die man in Häusern, Straßenzügen und Fabriken sieht. Überwiegend findet man aber die „Welt danach“.
von Sören Marotz (14.08.2013)

Nur noch in wenigen Städten und Dörfern Ostdeutschlands ist die DDR nach wie vor gebaute Realität: mit ihren Konzepten, ihren Lebensentwürfen und ihren Idealen, die man in Häusern, Straßenzügen und Fabriken sieht. Überwiegend findet man aber die „Welt danach“.

Den Prozess, sich auf neue Wirtschaftsformen in einer Region einzurichten wird allgemein als Strukturwandel bezeichnet. Dieser Wandel bringt auch große Veränderungen in der Infra- und Bevölkerungsstruktur mit sich. Den ersten großen Strukturwandel machte Mitteldeutschland zur Zeit der „Industriellen Revolution“ durch, der Zeit als die ersten Eisenbahnen, Fabriken und Kraftwerke entstanden. Den zweiten in der DDR, als vor allem die Braunkohleindustrie ausgebaut wurde. Den dritten nach der Wiedervereinigung, als die alte Industrie weitgehend wieder verschwand. Über Nacht brachen wichtige osteuropäische Exportmärkte weg, riesige Industriebetriebe schlossen, mit ihnen der Energiebedarf und die Kraftwerke, mit den Kraftwerken der Braunkohletagebau, der die Region geprägt, wörtlich geformt hatte. Übrig blieben Baggerseen. Viele!

Sören Marotz, Sammlungsleiter am DDR Museum, hat im Rahmen seines Lehrauftrags an der TU Berlin eine Exkursion in das „Mitteldeutsche Industrierevier“ entlang der A9 von Dessau-Rosslau über Bitterfeld-Wolfen nach Leipzig organisiert und geleitet, um diesen Strukturwandel zu untersuchen. Wie mit diesem Wegbrechen der Industrie umgegangen wird, welche Chancen daraus entstehen und welche Probleme mit ihnen kommen war Gegenstand der dreitägigen Reise. Einen Prozess, der im Ruhrgebiet über gut drei Jahrzehnte vollzogen wurde geschah hier in weniger als einem, die Folgen sind dementsprechend deutlich zu sehen.

Eine Möglichkeit mit den alten Industriebrachen umzugehen ist die touristische Nutzung als Festivalgelände oder Technisches Denkmal. Auf einem so ausgestellten Schaufelrad eines Braunkohleriesen entstand das Bild mit unserem Dozenten Sören Marotz und den Studierenden.

Gastbeitrag von Daniel Smith

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