Wassersport war, ebenso wie Zelten und Wandern, eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten in der DDR. Ob Paddeln auf den zahlreichen Seen im Bezirk Neubrandenburg oder Segeln an der Ostsee, viele DDR-Bürger verbrachten einen beachtlichen Teil ihrer Freizeit und ihres Urlaubs an und in den heimischen Gewässern. So auch ein Ehepaar aus dem Süden der DDR, das dem DDR Museum kürzlich ihr geliebtes Faltboot „Delphin 110/2“ sowie einen Seitenbordmotor als Spende überließ. Dank ihrer langjährigen Erfahrung mit der komplexen Konstruktion von Wassersportgeräten waren die Spender dankenswerterweise eine große Unterstützung beim Aufbau des Faltbootes im Museumsdepot.
Mit Tempo über die heimischen Gewässer
Ein Faltboot ist ein zerlegbares Boot, das aus einer flexiblen Bootshaut, Seitenschläuchen und einem zerlegbaren Innengerüst besteht. Das Gerüst besteht aus Holz, um welches die Bootshaut aus PVC gestülpt wird, und ist zusätzlich vorn und hinten verstellbar. Das Boot misst in der Länge 4,80 Meter und in der Breite 1,10 Meter. Es hat ein Gesamtgewicht von 75 Kilo und verfügt über 4 Sitzplätze. Es wurde im VEB Mathias-Thesen-Werft Wismar produziert und ist der Jolle-Form zuzuordnen. Man kann es sowohl als Segel- als auch als Motorboot nutzen. Ergänzt wird das Wassersportgerät durch ein Wetterschutzverdeck aus blauer Baumwolle, welche nachts bzw. bei Nicht-Gebrauch über das Boot gestülpt wird um zu verhindern, dass Dreck oder Regenwasser ins Innere des Bootes gelangen.
Bei dem dazugehörigen Seitenbordmotor handelt es sich um das Modell „Seitenbordmotor SB 75/1 Tümmler“. Er verfügt über eine Leistung von 2,5 PS und wurde 1969 im VEB Berliner Vergaser und Filterwerke produziert. Der Motor ist wassergekühlt und arbeitet nach dem Zweitaktverfahren mit Umkehrspülung. Er wurde von den ehemaligen Besitzern unter anderem im Urlaub auf den Masurischen Seen eingesetzt. Das Faltboot hatte den stolzen Preis von 1500,- Mark, der Motor war für knapp 800,- Mark käuflich zu erwerben (Quelle: http://www.faltbootbasteln.de/fbb-tuemmler.html).
Häufiger Einsatz an der Ostsee
Die Spender der beiden wertvollen Objekte nutzten diese zu DDR-Zeiten hauptsächlich für Urlaube an der Ostsee. Zu den getätigten Ausflügen zählte jedoch auch die ein oder andere Fahrt in die benachbarte Tschechoslowakei, genauer gesagt nach Prag. Trotz der allgemeinen Zuverlässigkeit des Faltbootes berichteten die ehemaligen Besitzer von einer mittelschweren Panne, welche sich während eines Aufenthalts in der Volksrepublik Polen ereignete: Bei einer Fahrt durch polnisches Gewässer wurde die Welle des Bootes durch einen Fremdkörper im Wasser so stark deformiert, dass es nicht mehr zu reparieren war. Das Boot war somit nur noch durch den Einsatz von Paddeln nutzbar. Leider war die beschädigte Welle nicht mehr zu reparieren, sodass ein neues Exemplar beschafft werden musste – was jedoch unter den Umständen, dass Ersatzteile für Faltboote in der DDR nicht überall erhältlich waren, durchaus ein Problem darstellte.
Symbol für die Freizeitkultur in der DDR
Nachdem das gut gepflegte Stück Mitte der 80-iger Jahre zum letzten Mal in Gebrauch war und abgebaut wurde, steht es nun wieder voll montiert inklusive Motor und blauem Schutzverdeck im Depot des DDR Museum und steht somit für einen großen Teil Freizeitkultur in der Deutschen Demokratischen Republik.