DDR-Geschichte

Die Stunde Null in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)

Im Februar 1945 wurde während der Konferenz von Jalta die Teilung des noch im Krieg befindlichen Deutschen Reiches durch die alliierten Staatschefs Roosevelt, Churchill und Stalin beschlossen. Auf Grundlage dieser Beschlüsse und der Londoner Protokolle wurde Deutschland nach dem 8. Mai 1945 in vier Besatzungszonen unterteilt. (28.01.2015)

Im Februar 1945 wurde während der Konferenz von Jalta die Teilung des noch im Krieg befindlichen Deutschen Reiches durch die alliierten Staatschefs Roosevelt, Churchill und Stalin beschlossen. Auf Grundlage dieser Beschlüsse und der Londoner Protokolle wurde Deutschland nach dem 8. Mai 1945 in vier Besatzungszonen unterteilt. Die Stadt Berlin wurde ebenfalls, der Gliederung ganz Deutschlands entsprechend, in vier Sektoren aufgeteilt. Der Alliierte Kontrollrat wurde als höchstes Regierungsgremium für die vier Zonen eingesetzt.

Der Sowjetunion wurden die ehemaligen mitteldeutschen Länder Sachsen und Thüringen, die Provinz Sachsen-Anhalt, ein großer Teil der Provinz Brandenburg sowie Mecklenburg und Vorpommern und auch ein Teil von Berlin zugesprochen. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) übernahm ab Juni de facto die Regierungsgeschäfte in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Im Potsdamer Abkommen wurden die politischen Grundsätze für alle Besatzungszonen festgelegt. So sollte Deutschland demilitarisiert, entnazifiziert, demokratisiert und dezentralisiert werden. Ebenfalls wurden in Potsdam die Reparationsleistungen der Besatzungszonen festgelegt. Jeder Besatzungsmacht oblag die Umsetzung der politischen Grundsätze in der eigenen Zone.

In der SBZ wurden schon im Juni 1945 die ersten Parteien und der FDGB gegründet. Die „Gruppe Ulbricht“, eine von der Sowjetunion gesteuerte Gruppe deutscher Exilkommunisten unter der Führung des späteren Parteichefs Walter Ulbricht, sollte unbemerkt die Kontrolle in vielen gesellschaftlichen Bereichen übernehmen. So war die Gruppe maßgeblich beim Aufbau der notwendigen Selbstverwaltung in der SBZ involviert. Sie organisierte beispielsweise die Neugründung der KPD und 1946 den Vereinigungsparteitag von KPD und SPD zur SED. Das berühmte Zitat von Walter Ulbricht: „Es ist doch ganz klar. Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben." stammt aus dieser Zeit.

In unserer Sammlung befindet sich ein Buch von Walter Ulbricht „Die Legende vom Deutschen Sozialismus“.  Dort versucht der geschulte Agitator Ulbricht dem Volk die Entstehung  und das Wesen des Faschismus aus kommunistischer Sicht zu erklären. Das Buch ist im „Verlag Neuer Weg Berlin“, dem Vorgänger des „Dietz Verlages“, im Jahr 1946 in zweiter Auflage entstanden. Es verfügt über 95 einfarbig gedruckte Seiten und beschäftigt sich mit dem Zeitraum von 1932 bis 1945. Es versteht sich als „Lehrbuch für das schaffende Volk“ und war damals für eine Reichsmark zu erwerben.

Die Not nach dem Krieg war groß. Größere Industriebetriebe waren zumeist völlig zerstört, die Infrastruktur und eine öffentliche Verwaltung befand sich gerade erst im Aufbau,  sodass es an Allem fehlte was man zum täglichen Leben brauchte. Die zahlreichen Demontagen als Reparationsleistung an die sowjetische Besatzungsmacht verbesserten die Situation in der SBZ natürlich nicht. Bis 1948 wurden tausende noch intakte Betriebsstätten demontiert und in die Sowjetunion verbracht. Vom bestehenden Schienennetz wurden knapp 12.000 Gleiskilometer demontiert, was einer Halbierung des Netzes im Vergleich zum Jahr 1938 gleichkommt. Zur gleichen Zeit bekamen die Besatzungszonen der Westmächte durch den Marshallplan großzügige Finanzspritzen. Als die Reparationszahlungen 1953 eingestellt wurden, hatte die SBZ/DDR etwa 98% der Gesamtreparationsleistung Deutschlands an die Sowjetunion aufgebracht.

Aus dieser Zeit des Mangels und der Not stammt diese Lebensmittelkarte des Landes Brandenburg aus dem Jahr 1949. Die Karte ist für den Monat Mai bestimmt. Die Tagesration an Lebensmitteln bestand aus 350g Brot, 25g Nährmitteln wie Gries oder Mehl, 25g Zucker, 25g Fleisch, 10g Fett und 30g Marmelade. Für den gesamten Monat wurden pro Person  125g Kaffee-Ersatz, 250g Waschpulver und 25g Seife ausgegeben. Diese Lebensmittelkarten, waren den Deutschen  noch aus Kriegszeiten bekannt. In den Westzonen und der späteren Bundesrepublik waren Lebensmittelmarken bis 1950 in Gebrauch, in der SBZ/DDR wurden sie bis 1958 verwendet.  Erst danach normalisierte sich die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs, auch aufgrund der zunehmenden Etablierung der HO (Handelsorganisation).

Haben Sie noch Geschichten oder Erinnerungsstücke aus der unmittelbaren Nachkriegszeit? Gerne würden wir unsere Sammlung zum Thema SBZ erweitern und freuen uns auf Ihre Geschichten und Objekte zum Thema.

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